Review

Shyamalan beendet endgültig seine Persönlichkeitsstörung...?

Nachdem "The Visit" schon in die richtige Richtung ging, meldet sich das verstoßene Wunderkind, der Twist-Meister & einstige Spielberg-des-neuen-Jahrtausends, M. Night Shyamalan, mit "Split" endgültig zurück in der Spur. Gerade Fans der frühen Highlights werden nach "Split" das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht kriegen. Am besten bis dahin allen Spoilern, Foren & Reviews weiträumig aus dem Weg gehen. Denn die Enthüllung in der letzten Minute ist mutig, wichtig & ach so wunderschön! Sie hebt einen guten Thriller, der vielleicht maximal 7/10 von mir bekommen hätte, auf ein komplett neues Niveau, sogar in ein unerwartetes neues Genre. Was für eine Bombe, was für eine gelungene Überraschung - und das in einer Zeit, wo man eigentlich nichts mehr geheim halten kann. Das war's dann auch von mir zu dem Thema - also nicht wundern, wenn ich den Film etwas besser bewerte als im Nachfolgenden bespreche, da man ihn auf zwei Ebenen betrachten muss. Er hat absoluten Wiederguckwert & bietet massig Gesprächsbedarf...

"Split" ist in erster Linie ein Psychothriller, über einen Mann mit 23 Persönlichkeiten in seinem Körper, der drei junge Mädchen entführt & gefangen hält... Darin ist der Film auch befriedigend, recht spannend & fabelhaft gespielt. Wunderhübsch & oft klaustrophobisch beängstigend zudem. Doch mich vollends überzeugt er erst durch das größere Ganze... "Split" ist zwar keine One-Man-Show, dafür ist "The Witch"-Star Anya Taylor-Joy einfach zu gut, trotz der generischen Origin-Story ihrer Figur. Doch James McAvoy als gespaltenes, oft sogar tragisches Monster, ist schlicht eine Klasse für sich. Gerne hätte ich noch mehr seiner Persönlichkeiten gesehen, denn man sieht nur einen Bruchteil dieser. Das was er liefert, ist jedoch so schon eine der Shows des Jahres. Für die Annalen. Vom kleinen, sehr witzigen Jungen über eine schelmische Frau bis zum angsteinflössend, clever aufgebaut & angekündigten Biest - sein Repertoire scheint unerschöpflich. Mit "Drecksau" sicher die beste Leistung seiner Karriere. 

"Split" sieht zudem sehr schick aus - eine weitere edle Visitenkarte des "It Follows"-Kameramanns. Das Thema der gespaltenen Persönlichkeiten ist nicht neu & der Twist kann für Uneingeweihte verpuffen, dazu ist er im Mittelteil ein paar Minuten zu lang & man könnte meinen, er überdreht hintenraus etwas. Dafür entschädigt McAvoy mit einem der coolsten Tänze der letzten Jahre, der Soundtrack lässt aufhorchen & man verzeiht blasse Nebencharakter, wenn die zwei Lead-Performances so bockstark sind & der gesamte Film unerwartet witzig. Taylor-Joy hat eine verletztliche, fast schon magische, außerweltliche Aura. Ein kommender Star! Shyamalan weiß wie man Spannung aufbaut & liefert hier entsprechend und endlich wieder ab - ich hätte mir den Showdown zwar noch etwas härter & spannender gewünscht, doch es gibt auch so genug Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen können. Ich sag nur Klettermaxe ;)

Fazit: ein guter Thriller, doch (gerade in der heutigen Zeit) nicht weniger als ein Geniestreich in der Nachbetrachtung! Shyamalan ist zurück mit einem Knall & "Split" auf fast all seinen Ebenen mindestens sehenswert. Guck' ich am liebsten gleich nochmal mit anderen Augen! 

Details
Ähnliche Filme