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Als Jack Reacher, gespielt von Tom Cruise, nach einigen Telefonaten auf einem Militärstützpunkt Major Susan Turner, gespielt von Cobie Smulders, persönlich aufsuchen möchte, trifft er sie in ihrem Büro nicht an. Sie wurde soeben wegen Verrats verhaftet, doch Reacher findet schnell heraus, dass sie sich in Wahrheit mächtige Feinde gemacht hat, weil sie Waffengeschäften in Afghanistan nachgegangen ist. Die Ermittlungen bringen schnell auch ihn und seine vermeintliche Tochter, gespielt von Danik Yarosh, in Gefahr.

Tom Cruise hat ein Händchen für gute Rollen in meist überdurchschnittlichen Filmen. Er hat seine Wandlungsfähigkeit mit den unterschiedlichsten Charakteren in „Geboren am 4. Juli“, „Eine Frage der Ehre“, „Last Samurai“, „Magnolia“ oder „Collateral“ bewiesen und sich daher über drei Jahrzehnte in der vordersten Riege der Hollywood-Prominenz halten können, wenngleich ihm der Oscar-Gewinn trotz einiger Nominierungen bislang verwehrt geblieben ist. Mit dem Top-Agenten Ethan Hunt und der Film-Reihe „Mission Impossible“ konnte Cruise zudem eine echte Franchise etablieren, die nach einigen Durchhängern mit den Teilen 4 und 5 zuletzt wieder an Fahrt aufnahm. Mit dem gleichermaßen cleveren wie schlagfertigen Ex-Militär Jack Reacher und den gleichnamigen Filmen hatte Cruise als Hauptdarsteller und Produzent wohl Ähnliches im Sinn - zumal es an Romanvorlagen nicht mangelt. Nach einem ordentlichen Auftakt und dieser ebenso soliden Fortsetzung wird er dennoch mehr liefern müssen, wenn „Jack Reacher“ - auch was die Einspielergebnisse angeht - jemals an das Niveau von „Mission: Impossible“ heranreichen soll.

Dabei ist es besonders die Geschichte, welche den Sprung über das Mittelmaß letztlich verhindert. Zwar wird die Figur Reacher hier durchaus stimmig um einige emotionale Facetten erweitert, ohne, dass das allzu aufgesetzt erscheinen würde, doch vor allem der Fall, an dem Reacher ermittelt, hätte durchaus etwas interessanter sein dürfen. Das Hauptproblem ist dabei die Vorhersehbarkeit, weil der Film kaum einen überraschenden Haken schlägt, die klassischen Handlungsbahnen kaum verlässt und alles in allem recht uneigenständig wirkt. Das ist zwar keine Katastrophe, weil es keine groben Logiklöcher gibt und Regisseur Edward Zwick narrativ nichts anbrennen lässt, doch mehr als Pflichtprogramm ist es eben auch nicht. Vor allem die Antagonisten sind wandelnde Klischees und reichen nicht an den von Werner Herzog im Vorgängerfilm grandios verkörperten Gegenspieler heran. Aus den immerhin 21 „Jack Reacher“-Romanen von Lee Child hätte man sicherlich mehr als das herausholen können.

Kurzweilig ist „Jack Reacher: Kein Weg zurück“ dennoch weitgehend. So kann man Regisseur Edward Zwick, der den Schöpfer von „Mission: Impossible - Rogue Nation“ Christopher McQuarrie beerbt und bereits bei „Last Samurai“ mit Cruise zusammengearbeitet hat, wenig vorwerfen: Die Action-Szenen sind kurz aber knackig und werden immer passend platziert, er streut einige Lacher ein und bebildert seinen Film gelungen. Das gilt insbesondere für den Showdown bei einer Parade, der sehr spannend gefilmt ist. Hinzu kommen die guten Darsteller: Tom Cruise, sonst Charismatiker vom Dienst, nimmt sich hier ein wenig zurück und lässt so der aus „How I Met Your Mother“ bekannten Cobie Smulders, der taffen Frau an seiner Seite, etwas Raum, den diese perfekt zu nutzen weiß. Die beiden geben ein physisch, aber auch rhetorisch schlagkräftiges Pärchen ab, das auch den einen oder anderen Lacher verbucht, weil die Chemie stimmt. Die junge Danika Yarosh, die Dritte im Bunde, ist dazu gleichermaßen eine gute Besetzung und Ergänzung.

Fazit:
„Jack Reacher: Kein Weg zurück“ ist ein durchschnittlicher, gradliniger wie kurzweiliger Action-Thriller mit guter Besetzung und stereotyper Geschichte. Mittelmaß par excellence.

58 %

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