Was das Engagement angeht, ist es immer ein Vergnügen Noomi Rapace zu sehen, die sich seit ihrer Rolle als Lisbeth Salander international und dramaturgisch so sehr freigeschwommen hat, dass man sie bei bestem Willen nicht mehr gegen eine andere Darstellerin austauschen könnte – sie prägt eine eigene Definition von „starken“ Frauen, die sich gegen Widerstände durchsetzen.
Aber selbst beste Intentionen können nichts dagegen ausrichten, wenn deine eigentliche Idee für einen Film enormer Murks ist – und „Rupture“ ist ein Paradebeispiel für so etwas.
Alles beginnt relativ familiär: die leicht unterdrückte, geschiedene Frau, von ihrem Ex untergebuttert, mit ihrem Teenagersohn nicht klarkommend. Und die geheimnisvollen Beobachter, die es auf sie abgesehen haben.
Nach der üblichen Etablierung der Situation wird sie dann auch baldigst entführt, gequält, in eine geheime Einrichtung gebracht. Mit ihr vor Ort sind offenbar noch so einige andere Opfer und alle müssen unter der „Behandlung“ leiden oder sterben mitunter sogar daran (oder an der anschließenden „Entsorgung“).
Und offenbar muss sich Renee hier auch noch ihren größten Ängsten stellen, in ihrem Fall nun mal eine Spinnenangst.
An diesem Punkt eines Gemisches aus Torture Porn und Paranoia-Thriller fragt man sich nicht zu ersten Mal, ob man das nicht alles schon vermehrt gesehen hat, auch wenn hier wenigstens nicht selbstzweckhaft mit der roten Soße geschmoddert wird und die Beklemmung sich vielmehr aus der frustrierenden Tatsache zieht, dass die Unbekannten niemals sagen, was Sinn und Ziel der Aktion ist, was von Renee erwartet wird und was sie leisten muss, um die Entführer zufrieden zu stellen.
Obwohl: nachdem man den Kokolores mehrfach wiederholt hat und die Böslinge außer wirrem Zeugs nichts von sich gegeben haben, entkommt Renee und versorgt den Zuschauer mit einigen Zusatzinformationen aus der Schublade „Im Bunker ist es dunkel und schmuddelig und es gibt innerliche und äußerliche Abgründe!“ Aha!
Und siehe da, nachdem die Holde (und viele der anderen Gefangenen) offenbar nicht liefern wie gewünscht, erzählen die Unbekannten uns (und Renee) dann doch noch worum es geht und was sie wollen.
An diesem Punkt mache ich dann auch Schluß, denn die Enthüllung der Hintergründe ist ein derart absurder Hirnfick, dass man sich wundert, wie das Skript durch die Endkontrolle gekommen ist und zur Produktion freigegeben wurde. So bleibt man dann auch nicht erlöst, sondern ziemlich verstört zurück – ein bemerkenswertes Ergebnis für einen Film, in den man sich einfühlen muss, um zu erfahren, dass es ums Abtöten geht – und ich meine damit nicht, dass aus „Rupture“ auf der Schlussgeraden ein Revengeslasher wird.
Der Film lebt vollkommen von Rapace, die praktisch in jeder Szene zu sehen ist und ich bin überzeugt, dass dieses Alptraumszenario einige Leute bannen wird, aber Fan davon zu werden, erweist sich schon als schwieriger.
Was nach Ansicht bleibt, ist ein Film, der ganz auf seinen Plottwist setzt, den man aber schwerer schlucken kann, als rational die Auflösung von Finchers „Fight Club“. Und danach ist er dann auch ziemlich leer. (4/10)