kurz angerissen*
Sobald Noomi Rapace in einem Lieferwagen verschleppt und von ihren Entführern in einen fensterlosen Raum gebracht wird, leuchten beim geschulten Publikum reflexartig alle Torture-Porn-Lämpchen auf. Zumal die Hauptdarstellerin in Filmen wie „Prometheus“ bereits reichlich leiden musste und diesmal auch noch in einem kammerspielartigen, schlicht ausgestatteten Film mit Heimvideo-Feeling zugegen ist, liegt der Bezug nahe; doch von selbstzweckhaftem Sadismus möchte Steven Shainberg gar nichts wissen. Er greift nach den Sternen erkenntnistheoretischer Philosophie und bevorzugt die intellektuelle Gesellschaft eines „Martyrs“. Während der französische Horrorthriller neben einer metaphysischen Erkenntnisreise jedoch auch drastische Härten ins Spiel brachte, ist „Rupture“ in beiderlei Hinsicht ein überraschend weicher Film, der zwar mit den Ängsten seiner Figuren spielt (und dabei hofft, auch die Ängste des Publikums zu erwischen), aber visuell mit zarten Violett- und Rottönen eine beruhigende, den Terror abmildernde Wirkung verströmt – ein Effekt, der auch eine Bedeutung hinsichtlich der Story erlangt.
Von der visuellen Komponente abgesehen ist „The Signal“ (2014) ein naher Verwandter, insbesondere bei der Vorgehensweise, den Zuschauer kaum mehr ins Bilde zu setzen als die durch ein Labyrinth irrende Hauptfigur. Der Geheimniskrämerei rund um seltsame Codes, bizarre Experimente und doppelbödige Kommunikation kann die skurrile Auflösung leider nicht gerecht werden; sie resultiert sogar in regelrecht obskuren Situationen, die einen schmalen Grat beschreiten zwischen anspruchsvoller Science Fiction und der Haltung eines B-Movies. Netter Versuch; von der hübschen Farbpalette abgesehen gelangt „Rupture“ aber kaum über die Pointe einer klassischen Twilight-Zone-Episode hinaus.
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