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Neben Halloween dürfte Weihnachten der im Horrorgenre am meisten verwurstete Feiertag sein – man denke an die „Silent Night, Deadly Night“-Reihe, „Black Christmas“ und seine Remakes oder Werke wie eben „Better Watch Out“.
Der weihnachtliche Horrorthriller von Regisseur und Co-Autor Chris Peckover greift dabei noch ein sattsam bekanntes Motiv des Genres auf, nämlich die Babysitterin als Protagonistin, man denke an den Original-„Halloween“, „When a Stranger Calls“ oder „The Babysitter“. In diesem Falle ist es die 17-jährige Ashley (Olivia DeJonge), die fürs Studium wegziehen will und kurz vor Weihnachten noch ein letztes Mal bei den Lerners babysitten will. Mit Virginia Madsen und Patrick Warburton sind zwei bekannte Gaststars in kleinen Rollen als Ehepaar Lerner dabei, die allerdings kaum Screentime haben.
Sohnemann Luke (Levi Miller) ist mit 12 Jahren eigentlich schon fast zu alt für einen Babysitter, aber anscheinend wollen die Eltern die Bude wohl nicht so gern dem Sohnemann und seinem besten Kumpel Garrett (Ed Oxenbould) anvertrauen. Luke ist das mit dem Babysitting aus dem Grund durchaus recht, da er in Ashley verschossen ist. Da sie bald wegzieht, soll heute die Nacht der Nächste sein. Er macht Sekt auf und trinkt selber, um seine Männlichkeit zu beweisen, was für einige Fremdschammomente sorgt, wenn sich Teenager und Babysitterin es sich mit Horrorfilmen und Pizza vom Lieferservice gemütlich machen, doch der Youngster einen auf Casanova macht.

Doch bald merken die beiden, dass es mit dem ruhigen Abend in der Vorweihnachtszeit nichts wird, als sich die seltsamen Vorkommnisse häufen. Offensichtlicht beobachtet jemand das Lerner-Eigenheim und versucht auch schon bald einzudringen…
„Better Watch Out“ fängt wie ein Slasherfilm an, wird im weiteren Verlauf immer mehr zu einem Mix aus Home-Invasion-Horror und Psychothriller. Dementsprechend sind auch Bodycount und Zeigefreudigkeit eher im unteren Bereich, doch die wenigen Morde sind umso derber. Zum einen, weil der Täter eine gewisse Kreativität an den Tag legt. An einer Stelle wird beispielsweise eine „Kevin – Allein zu Haus“-Falle in realistisch nachgestellt. Zum anderen liegt es daran, dass man die wenigen Figuren des Films besser kennenlernt, dass nicht einfach nur Kanonenfutter über den Jordan geht. Fast alle Figuren, die auftreten, sind potentielle Opfer und potentielle Täter, darunter auch Garrett, Ashleys aktueller Freund Ricky (Aleks Mikic) und ihr Ex Jeremy (Dacre Montgomery) – wobei der Stalker natürlich auch ein vollkommen Unbekannter sein kann. Gleichzeitig fühlen sich die Figuren dreidimensional an, da sie nicht den reinen Klischees entsprechen, sowohl Stärken auch als Schwächen besitzen.
Das Weihnachtsthema ist dezent eingebracht, aber stets präsent. Draußen liegt der Schnee, der Vorort kommt vermeintlich in weihnachtlicher Besinnlichkeit zur Ruhe, während unter der vermeintlichen Idylle das Home-Invasion-Szenario brodelt. Manche Weihnachtsinsignie wird zweckentfremdet, etwa eine Lichterkette als Fessel. Was „Better Watch Out“ vor allem auszeichnet ist sein Drehbuch. Das kommt zwar bisweilen etwas konstruiert daher, schlägt aber clevere Haken. Die größte Überraschung dürfte ein großer Plottwist nach Ende des ersten Drittels sein, doch auch danach weiß „Better Watch Out“ immer wieder mit schwarzhumorigen Schlenkern aufzuwarten. Bisweilen wird das Tempo durch das Monologisieren gegenüber gefesselten Personen etwas verschleppt, an das Überraschungspotential des ersten Twists kommt „Better Watch Out“ nicht heran, aber mit einer Länge von unter 90 Minuten ist er angenehm flott und kurzweilig. Außerdem behält er auch bei mehrfachen Sichtungen sein Potential, da man bekannte Szenen nun mit anderen Augen sieht.

Vor allem in der Schurkenkonzeption steckt eine große Stärke des Films. *SPOILER* Denn die Durchtriebenheit sieht man den Tätern nicht an – wobei Garrett ja nur ein Mitläufer ist. Luke entpuppt sich als eiskalter Psychopath mit Engelsgesicht. Doch zu seiner Bosheit und seiner hohen Intelligenz kommen eben auch die Fehler im Plan. Der gravierendste davon: Luke versteht nicht, dass er die Liebe und Zuneigung Ashleys nicht erzwingen kann, dass er für sie ein Kind und dementsprechend uninteressant ist. So schlägt seine Enttäuschung in Hass um: Wenn er Ashley haben nicht kann, dann soll sie keiner haben. Und alle, die sie auch nur angefasst haben, sollen gleich mit sterben. Er ist klug darin immer neue Lösung für Probleme zu finden, doch sein fehlendes Verständnis für die Gefühle anderer ist seine Schwäche. So zieht Garrett zwar lange Zeit mit, aber irgendwann hat der kleine Kiffer und Maulheld zu Lukes Unverständnis eine Grenze erreicht und will nicht mehr mitmachen, so sehr auch unter dem Pantoffel des Masterminds steht. *SPOILER ENDE*
Da „Better Watch Out“ ein Stück mit wenigen Personen ist, trägt die Besetzung viel zum Gelingen bei. Olivia DeJonge ist stark als Hauptdarstellerin zwischen Panik und patentem Handeln, eine glaubwürdige Heldin, die weder kreischendes Opfer noch unbesiegbare Superfrau ist. Der große Trumpf ist Levi Miller als Wohlstandsbalg mit aussichtlosen romantischen Ambitionen. Doch auch DeJonges „The Visit“-Bruder Ed Oxenbould als schluffig-vergnügungssüchtiger Kumpel ohne Weitblick sowie Aleks Mikic als Freund, den Ashley verlassen will, können stark punkten. Relativ eindimensional fällt dagegen die Performance von Dacre Montgomery aus, der Rest der Darsteller leistet Solides.

Obwohl der Plottwist gegen Ende des ersten Drittels natürlich zu den Hauptargumenten gehört, die „Better Watch Out“ zu einem Geheimtipp in der Horror-Community werden ließen, ist Chris Peckover fieser kleiner Weihnachtsschocker kein One-Trick-Pony, sondern funktioniert auch bei mehrmaligem Ansehen. Das Drehbuch schlägt clevere Haken, die auch über kleinere Hänger und einige gut abgehangene Psychothrillerklischees hinwegsehen lassen, die Figuren haben erfreulich viel Profil und die Laufzeit ist angenehm kurz. Eine schwarzhumoriger Horrorthriller abseits allzu ausgetretener Genrepfade, gerade in der Weihnachtszeit ein schönes Kontrastprogramm zu „Der kleine Lord“ und Co.

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