Review

Schwänze, Schwänze... und doch keine Schwänze?

Filme über die Pornobranche gibt es ein paar richtig gute, allen voran natürlich Paul Thomas Andersons Meisterwerk "Boogie Nights". Filme über die schwule Pornoszene sind da schon rarer gesät, geschweige denn auf diesem meisterlichen Niveau. Den Witz über die zu hohe Latte spare ich mir hier mal ausnahmsweise. Dabei hätte "King Cobra" durchaus das Zeug zum Meilenstein des Business' gehabt - im Endeffekt ist er noch nichtmal mutig genug um das Zeug zu einem Gay-Kulthit zu werden. 

Zumindest sehe ich die Chancen da sehr gering, bin jedoch weder schwul noch kenne ich mich in dieser Geschmacksrichtung genug aus. Lassen wir uns also überraschen was die Zeit und das Publikum so sagt. Der Film handelt von den Anfängen der Gay-Porno-Sensation Brent Corrigan in diesem doppelt harten Geschäft. Dabei gibt es wie zu erwarten Gier, Lust und fast alle Arten von Körpersäften, in einer Welt voller Abgründe und gleichzeitig Freiheiten...

"King Cobra" ist ein polarisierender Film, bei dem homophobe Leute fehl am Platz sind... aber wo sind sie das eigentlich nicht? Der Film glänzt durch einen makellosen Stil - von den in Neonfarben getauchten Bildern bis zum coolen Synthie-Soundtrack (was sonst?!), sitzt hier jedes Haar. Dazu ist das Thema bzw. die Branche exotisch und gibt einiges an Potential her. Die Darsteller sind bis in die kleinsten Nebenrollen bockstark und mutig genug -selbst wenn dem Film insgesamt doch etwas die wortwörtlichen Eier fehlen. Am Hauptdarsteller Garrett Clayton liegt das nicht - er ist eine absolute Sensation. 

Warum der Film im Endeffekt trotz Coolness, Kurzweile und Darsteller kein durchgehender Hit ist? Vielleicht verwirrt einen gerade beim ersten Gucken das tonale Chaos und der springfreudige Genremix. Vielleicht wirkt ein James Franco immer zu gewollt mutig, aufgesetzt, einsilbig und artsy. Vielleicht ist die Story auch einfach zu unspektakulär oder zu brav umgesetzt. Er ist weder Thriller noch Satire noch Drama. Will sich nicht entscheiden, muss sich nicht entscheiden, kann sich nicht entscheiden. Was auch immer der Grund war - hier trauere ich schon etwas vergebenen Möglichkeiten hinterher...

Fazit: hübsch, mutig, grandios gespielt - und im Endeffekt trauert man doch der vergebenen Gelegenheit hinterher, keinen Klassiker über das Gayporno-Business abgeliefert zu haben. Zu wenig Haut, zu wenig Blut, zu wenig Spannungsaufbau. Da wäre mehr in der engen Unterhose drin gewesen!

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