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Nach zwei Ausreißern in das Genre des Sportlerdramas hinein, mit dem sich der bis dato eigentlich für Actionthriller bekannt, groß und im Grunde auch beliebt machende Regisseur Dante Lam noch zusätzlich die Weihen der Kritikern 'erkaufen' wollte, was ihm mal mehr und mal besser zu Gesichte stand, erfolgt hiermit die Rückkehr in das Genre, in dem der einstige Mündel von Gordon Chan debütierte, reüssierte und nunmehr den frühen Förderer zumindest in Sachen Aufmerksamkeit und finanziellem Gewinn noch weitestgehend übertraf. Während Chan seit jeher schon Alles beackerte, im Westen aber auf ewig und immer mit Final Option und First Option in das Gedächtnis des Zuschauers ging, folgte Lam ihm als treues Mündel mit dem ganz ähnlich gelagerten Option Zero (1997) erstmal und bald darauf mit allerlei Nachzüglern wie Hit Team (2001), The Sniper (2009) und natürlich dem außerhalb des Landes auch bekannten The Viral Factor (2012), das erste richtige internationale Großprojekt auch in genau das gleiche Terrain.

Die hiesige hochgezüchtete, aufwändig ausgerüstete Bearbeitung wiederum zielt offenkundig auf die gleiche Zielgruppe an, nimmt sich aber noch ein geschichtliches, politisches, auch gesellschaftliches Ereignis als Hintergrund zum Ansprechen neuer Klientel und spielt auch mit der Klaviatur von Propagandamethoden, die gerade im Herkunftsland der Volksrepublik für zahlreiche Anteilnahme, so Aufmerksamkeit und wohl auch Wohlwollen sorgten und das abenteuerliche Projekt nachhaltig an die Spitze der Kinocharts, mit überaus überraschend 170 Mio. USD etwa ganz nach vorne in die Gunst des einheimischen Publikums motivierte. Vom Polizei- zum Kriegsfilm, wobei nicht nur der Showdown allein eine Mammutaufgabe für das Second Unit Team war, sondern auch vorher schon wie die Fliegen gestorben wird und das gerne mit im Zentrum von dem, was man gemeinhin Zivilisation nennt, hier aber nur noch ein Brand- und Ödland mit riesigen Stadtbrachen und körperlich und geistig entstellten Bewohnern, darunter auch einem Trupp höchstaggressiver Kindersoldaten ist. Antreten zum Verrecken:

Oktober 2011. Im Goldenen Dreieck. Während einer harmlosen Handelsfahrt werden auf dem Mekong zwei chinesische Schiffe und deren Crews angegriffen, und alle 13 Mitglieder erschossen und in den Fluss geworfen. Da die Polizei vor Ort die hinterhältige und äußerst brutale Tat zwar von Anfang an dem lokalen Drogenbaron Naw Khar [ Pawalit Mongkolpisit ] zuschreibt, aber nur wenig bis nichts dagegen unternimmt, wird von Seiten der äußerst empörten Chinesen Captain Gao Gang [ Zhang Hanyu ] mitsamt einem Team aus Elite Narcotics Officers [ u.a. Feng Wenjuan, Liu Xianda, Jonathan Wu Linkai, Zhao Jian, Zhan Liguo & Shi Zhanjie ] in das Gebiet entsandt, wo man sich mit dem Undercover tätigen Intelligence Officer  Fang Xinwu [ Eddie Peng ] zu ersten Lagebesprechung trifft. Schnell brennt die Luft, und trotz einer Übermacht und Skrupellosigkeit der Drogenherrscher kann die kleine Truppe nicht auf die örtliche Polizei hoffen und deren Unterstützung zählen.

Dabei ist es nicht der erste Film, dass diese derzeit recht zuschauerfreundliche Rezeptur von Stars, Aktion, Exotik und etwas Brisanz plus (mehr oder weniger) Botschaft innerhalb einer Räuberpistole anpeilte, wurde zuvor von Benny Chan der in ähnlichen Gefilden (mit anderer Tonalität) wildernde The White Storm (2013) veröffentlicht, ab da an auch vermehrt von Moscow Mission gemunkelt und der nächste Großeinsatz, gar in Co-Production mit Fox International proklamiert, und demnächst von ebenfalls Lam mit dem als Nachfolger klingenden und so auch lancierten Operation Red Sea abermals ein neues Fundament, die Gunst der Stunde für Politikum und Action-Propaganda nutzend initialisiert.

So geht man von den Fakten, dem sogenannten 'Mekong River Massacre' aus und nutzt diese als Rahmen für seine Action-/Abenteuergeschicht', die die Großmacht China in ihrer Intervention der Geschicke da draußen vor der Haustür und in der weiten Welt auch entsprechend der Aufgaben und Problemlösungen in das rechte Licht des Scheinwerfers rücken tut. Gerade zu Beginn auch wird salutiert, appelliert, die Uniform und das Rangabzeichen gezeigt und präsentiert, wie man die Dinge angehen muss und in welcher Haltung und Achtung und mit welchen Stolz zu Recht dies auch geschieht. Ein bisschen der Bauch der Regierung und der Nation gepinselt, und die Chancen für die Finanzierung und des Erfolges beim Publikum gesteigert, was im Schaffen Lams neu und nicht der einzige Grund ist, warum dieser Film trotz einiger bekannter Szenen und Motive als Übernahme bisheriger Kenntnisse leicht verändert vor allem zu Beginn auch in der Machart aussieht und nicht nur so durch Dialog und Monolog und Aussage spricht.

So sind vor allem auch die vielen Panoramen auffällig, die überdimensionalen, im extremen Weitwinkel leicht verzerrten Breitbilder, die aufgezogen und zu denen von luftiger Höhe geschwenkt werden, um richtigen Eindruck von der Örtlichkeit und der Gegebenheit und der Bedeutung zu vermitteln; was ungewohnt für das bisherige Œuvre wirkt und teilweise durchaus imposant und hilfreich für den Überblick späteren Chaos allerdings auch ist. Selbst die Inszenierung der drei überaus ausschweifenden Stuntszenen wirkt different, wird neben dem sonstigen Mann für diese Aufgaben, den bewährten Jack Wong hier noch der (ungleich namhaftere, seit Ende der Siebziger vielbeschäftigte) Stephen Tung Wai engagiert, was nicht nur das augenscheinlich erhöhte Aufkommen an körperlichen Konfrontationen, sprich Zwei- und Massenkämpfen mit handwerklichen Geschick (der Macher und der Beteiligten), sondern auch die neue gewisse Leichtigkeit und Schnelligkeit in den diversen Großrazzien, Fluchten, Verfolgungsjagden, Karambolagen und Schießereien in Ruinenschluchten und Einkaufszentren erklärt. Zuvor waren gerade die Shootouts als offiziell beliebtes Repertoire von Lam und auch die Einbindung von Explosionen darin eher wuchtiger in der Auswirkung, wobei der zelebrierte Krawall dort hier zugunsten von mehr Artenvielfalt, Behändigkeit und Flexibilität untergeht. Im ausdauernden Bombast-Finale wird der halbe Dschungel abgeholzt und auf beiden Seiten der angetretenen Parteien Blei, Blut, Schweiß und Tränen vergossen, regnet es Handgranaten, Landminen, Streu- und Sperrfeuer und anderes Explosiva, als wenn kein Morgen mehr existiert.

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