Die (bisherigen) drei Teile der norwegischen Variante von „The Fast & The Furious“ sind weitgehend ungeachtet geblieben, was überaus schade ist. Das Budget ist zwar kaum vergleichbar und entsprechend fällt die Wucht der Effekte merklich geringer aus, doch die Auswahl präparierter Rennwagen ist durchaus beachtlich und ein Streifzug durch Norwegens Landschaften sorgt für den Rest.
Ray (Anders Baasmo Christiansen) ist Rennfahrer mit Leib und Seele. Als er ein Rennen gegen seinen Erzfeind TT (Trond Halbo) wegen eines technischen Defekts verliert, fordert dieser ihn zu einem illegalen Straßenrennen heraus. Die Strecke soll sie über 2200 Kilometer von Oslo bis zum Nordkap führen. Während sich Rays Tochter Nina (Ida Husøy) unbemerkt unter die Beifahrer der über 20 Teilnehmer schmuggelt, nimmt die Polizei früh die Spur der Raser auf…
Immerhin warnt eine Texttafel, bestimmte Manöver im Privatbereich zu meiden, - schließlich gibt es für derartige Action ausgebildete Stuntleute. Diese haben in der ersten Zeit allerdings kaum mehr zu tun, als den einen oder anderen Drift auszuführen, denn speziell im ersten Drittel qualmen häufig Reifen, bevor es mit dem Road Trip einige Zeit etwas ruhiger, jedoch stets flüssig zugeht.
Hauptfigur Ray wird mit wenigen Szenen skizziert, denn 14 Jahre lang (zwei Scheidungen und einige hundert Knöllchen) hat ihn Tochter Nina eher weniger interessiert, was er dem Mädchen anfangs recht deutlich macht. Folgerichtig geht es auch um die Annäherung innerhalb der Vater-Tochter-Beziehung, wobei beide eher wortkarg auftreten und etwaige Prozesse entsprechend schleppend voranschreiten.
Aber auch einige Nebenfiguren fallen nicht uninteressant aus, zumal man es mit urigen und teils markanten Erscheinungen weitab gängiger Hollywoodschönheiten zu tun hat, was generell erfrischend daherkommt. Zwar sind insgesamt nicht allzu viele gezielte Humoreinlagen zu verzeichnen, doch die Stimmung ist zumeist locker und das Tempo, trotz eher gemäßigter Spannung zumeist flott.
Derweil arbeitet die Kamera recht variabel und sorgt für eine entsprechende Dynamik auf Norwegens einsamen Landstraßen, während hier und da Straßensperren überwunden oder umgangen werden müssen, wobei ein Mähdrescher durchaus hilfreich sein kann. Die ganz großen Schauwerte bleiben zwar aus, allerdings gibt es einen hanebüchenen Flug von einer Rampe auf eine Fähre und eine Notlandung auf der Ladefläche eines Sattels.
Was die storytechnisch simpel gestrickte Chose beisammen hält, ist das Zusammenspiel der sympathischen Charaktere, das treffsichere Gefühl eines charmanten Road-Movies und die durchweg solide performenden Mimen. Und spätestens beim Anblick eines schwarzen Trans Am dürften Nostalgiefans ein wenig ins Schwärmen geraten.
7 von 10