Die junge Undercover-Polizistin Gillian Kaites (Melanie Coll) ist desillusioniert. "I knew my days as a cop were over", das ist ihr bewußt, da führt kein Weg dran vorbei, nach diesem letzten Einsatz, der so einen katastrophalen Ausgang nahm. Daß die Gangster alle tot oder verwundet herumliegen und daß das Haus ziemlich verwüstet ist, damit wäre sie ja noch klar gekommen. Aber daß dabei auch noch ihr Verlobter ins Gras gebissen hat, das ist einfach zu viel. Also ist erstmal Abstand gewinnen angesagt, raus in die Natur, eine ziellose Fahrt durch die ruhige, idyllische, ländliche Gegend Amerikas. Dort kreuzt sie bald den Weg von Sheriff Coale (William J. Kulzer) und seinen Mannen, die ständig auf der Suche nach Frischfleisch sind. Gillian durchschaut die freundliche Fassade des fiesen "Gesetzeshüters" nicht und findet sich kurz darauf hinter schwedischen Gardinen wieder. Drogenschmuggel, lautet die fingierte Anklage. Das praktischerweise mit der Polizeistation gekoppelte Frauengefängnis ist natürlich die Hölle auf Erden, nicht zuletzt aufgrund der sadistischen Aufseherin Ms. Pusker (Judi Trevor), deren Wort hier Gesetz zu sein scheint. Mit der Zeit dämmert es Gillian schließlich, daß sie völlig auf sich allein gestellt ist. Will sie hier nicht verrecken, muß sie ihr Schicksal in die eigenen, zarten Hände nehmen.
Wenn man sich dieses kleine Women-in-Prison-Knallbonbon zu Gemüte führt, so fällt es schwer zu glauben, daß es sich hier um ein Troma-Movie handeln soll. Und doch trifft das zu, übernahmen die Herren Kaufman und Herz ja nicht nur den Vertrieb, sondern waren auch an der Produktion dieses Guilty Pleasures beteiligt. Lust for Freedom ist der Debütfilm von Eric Louzil, der in weiterer Folge Fortress of Amerikkka sowie die beiden Class of Nuke 'Em High-Sequels Subhumanoid Meltdown und The Good, the Bad and the Subhumanoid für Troma Entertainment inszenierte. Lust for Freedom ist ein waschechter Exploitation-Streifen ohne Wenn und Aber (und ohne den Troma-typischen Humor), der bei Genrefans für glänzende Augen sorgen sollte. Louzil und seine Co-Drehbuchautoren Craig Kusaba und Duke Howard stopften in die neunzig Minuten Laufzeit so dermaßen viele Ideen rein, daß man fast von einem "Best of WIP" sprechen kann. Da gibt es mordlüsterne Bullen, sadistische Wärter/innen, Catfights, lesbische Zärtlichkeiten (Crystal Breeze und Michelle Bauer, wenn ich mich nicht täusche), grausame Bestrafungen, einen schmierigen Arzt, eine Duschszene, Menschenhandel, eine Vergewaltigung, Drogenhandel, deftige Sprüche, taffe Chicks, blanke Titten sowie ein brutales Wrestling-Match-to-the-Death, und eine Snuff-Film-Produktion läuft nebenher auch noch mit. Ja, in diesem Knast ist ordentlich was los.
Da ist sogar so viel los, daß jeglicher Realitätsanspruch flöten geht und man sich beinahe in einem Paralleluniversum wähnt, zumal der Grundton stark variiert und Gillians Gedanken, die uns via Voice-Over aus dem Off nahegebracht werden, etwas Unwirkliches anhaftet. Ihr Denkorgan faselt da des Öfteren ein solch seltsames Zeugs, daß man nur ungläubig den Kopf schütteln kann. Das ist möglicherweise aber auch auf die nicht unwesentliche Tatsache zurückzuführen, daß Gillian keine große Leuchte ist. Tatsächlich wird ihr Oberstübchen eher von einer matten Funzel erhellt. Unvorstellbar, daß es so ein Tölpel in den Polizeidienst schafft. Zumindest in der Realität. In einer Parallelwelt sollte das durchaus möglich sein, warum nicht? Und wie schon erwähnt... die Stimmung schwankt gewaltig. Manche Szenen sind sehr heftig und unangenehm, andere wiederum könnte man fast als lockeren Camp durchwinken. Einige Momente sind sehr effektiv und kommen recht glaubhaft rüber, und kurz darauf kichert man wieder unkontrolliert über eine lachhaft trashige Sequenz. Keine Ahnung, was Eric Louzil da geritten hat. Wenn er das alles exakt so gewollt hat (was ich stark bezweifle), dann handelt es sich bei dem Mann um ein verkanntes Genie. Aber nein, das trifft bestimmt nicht zu, das alles ist ihm einfach passiert, jede Wette.
Handwerklich läßt der in Nevada gedrehte Lust for Freedom einiges zu wünschen übrig. Die Kameraführung ist bestenfalls zweckmäßig, der Schnitt ist holprig, und die Musikuntermalung wäre kaum erwähnenswert, würde der rockige und verflucht eingängige Achtziger-Jahre-Heuler Lust for Freedom der britischen Hardrock-Formation Grim Reaper (die mit Rock You to Hell sogar einen zweiten Titel am Start haben) nicht sehr oft und ziemlich beliebig zum Einsatz kommen. Überhaupt triefen dem Streifen die 80er aus allen Poren. Hauptdarstellerin Melanie Coll liefert in ihrem ersten und einzigen Film eine akzeptable Performance ab; man nimmt ihr das naive Dummchen einfach ab. Die restlichen, nicht übermäßig attraktiven Schauspielerinnen wurden nach Typ gecastet (Typ heiße Lesbe, Typ tumbes Riesenweib, Typ hartes Großmaul, etc.), und bei den Männern sticht ein stämmiger Indianer von der Art hervor, den man nachts in einer dunklen Seitengasse auf keinen Fall begegnen möchte. Eine packende Dramaturgie bzw. einen Spannungsbogen sucht man hier vergebens. Das Geschehen dümpelt launig und recht flott dahin, wobei einige Szenen einen überhastet runtergekurbelten bzw. sprunghaft geschnittenen Eindruck hinterlassen.
Das Finale befriedigt die aufgebaute Erwartungshaltung dann allerdings problemlos, wenn die diversen Schußwaffen das tun, was sie so gut können. Sie speien ihr tödliches Blei, penetrieren damit weiche menschliche Körper, bringen den roten Lebenssaft zum Sprudeln (nette Squib-Effekte). Und nachdem der Bodycount rasant in die Höhe geschnellt ist, ist der kurzweilig-vergnügliche Schund auch schon wieder vorbei und man grölt glücklich und zufrieden mit Grim Reaper-Frontmann Steve Grimmett mit: "Lust for freedom, Taking it all the way, Lust for freedom, Somebody's got to pay..."