Review
von Leimbacher-Mario
Früher war alles... genauso?!
Es fällt leicht, "Most Likely To Die" niederzumachen. Zu oft schon besser gesehen, zu generischer Aufbau, zu nichtssagende Figuren, zu wenig Kreativität und von Spannung kann nie die Rede sein. Und nichtsdestotrotz hat mich die Reminiszenz an 80er-Slasher positiv überrascht. Zumindest wenn man bedenkt, dass es ein Leichtes ist bei all den zerreißenden Stimmen im Netz eine Vollgurke zu erwarten. Das ist "Most Likely To Die" nicht wirklich. Für Fans von "Graduation Day" bis "Final Exam" ist der Killer im blauen Absolventenzwirn sogar ein brauchbarer Zeitvertreib. Und seien wir mal ehrlich: auch wenn wir die Slasher von damals mit viel Nostalgie und Tränchen im Auge über die Jahre mehr und mehr lieb gewonnen haben - große Filmkunst sah auch damals schon völlig anders aus.
"Most Likely To Die" will gar nicht mehr sein als diese kleinen Killerfilmchen mit Sex, Blut und hohlen Menschen. Vielleicht fehlt ihm etwas der damaligen Leidenschaft und Engagement (trotz Wenigkönnen), doch dafür punktet der auf Netflix zu findende Reunion-Slasher mit einem ausgeklügeltem Outfit des Psychopathen, einigen spritzigen Kills und fähigen Darstellern. Das war damals nicht immer so. Wenn der Killer mit seiner scharfkantigen Mütze oder seinem gelben Abschlussband dämliche Nicht-mehr-ganz-Teenager köpft oder erwürgt, dann fallen einem ganz sicher nicht die Augen zu. Immerhin. Wer jeden Slasher mitnimmt und für sich einordnet, kann "Most Likely To Die" sicher am oberen Ende des unteren Drittels einordnen. Nicht mehr, nicht weniger. Wer sich an ihn in einem Jahr allerdings noch besser als höchst schwammig erinnern kann, der hat meinen Respekt.
Fazit: Slasher-Fast Food wie er im Lehrbuch steht - ein gelungener Killer und die kurze Laufzeit machen ihn zur kalorienarmen Zwischenmahlzeit für Fans des Subgenres. Zumindest bei niedrigen Erwartungen.