Lose auf wahren Begebenheiten beruhend, die sich in seinem Heimatland ereigneten, war dem Australier Greg McLean in Gestalt seines 2005er Spielfilm-Regiedebüts „Wolf Creek“ ein beklemmend-effektiver, ihm rasch internationale Aufmerksamkeit bescherender „Terror-Streifen“ gelungen, auf dessen Basis er seither eine nette kleine, vorrangig zwei Romane und eine mit mehr Budget, Action, Tempo, Humor und Brutalitäten aufwartende Fortsetzung umfassende „Franchise“ aufzubauen vermochte, zu der inzwischen auch eine seitens des in Sydney ansässigen Streaming-Unternehmens „Stan“ produzierte Serie gehört. Im Vorliegenden soll es hier nun um die erste Staffel letzterer gehen, welche im Mai 2016 veröffentlicht wurde, aus sechs Folgen besteht und sich erneut prominent um den (wie bislang weiterhin von John Jarratt verkörperten) sadistisch-psychopatischen Serienmörder Mick Taylor rankt. Die erzählte Story schließt dabei indirekt an die vorherigen Werke an – wiederholt also nicht etwa bestimmte zuvor schon einmal dargereichte Ereignisse; anders als es bspw. TV-Adaptionen á la „Tomorrow, when the War began“ oder „From Dusk till Dawn“ getan haben. Aufaddiert ergeben die Episoden eine rund 290-minütige Laufzeit und weisen jeweils eine stimmungsvoll arrangierte, mit einer von Lisa Salvo gesungenen Version des düsteren Kinderreims „Who killed Cock Robin?“ unterlegte Opening-Credits-Sequenz auf…
Nachdem die 19-jährige Amerikanerin Eve (Lucy Fry) in gewisse „Abhängigkeits-Probleme“ geraten war, hatten sich ihre Eltern (Maya Stange und Robert Taylor) dazu entschlossen, gemeinsam mit ihr und ihrem jüngeren Bruder Ross (Cameron Caulfield) von Nebraska aus nach „Down Under“ zu reisen, um dort einige Wochen lang mit einem Wohnmobil die Schönheit der Natur zu erkunden, im Zuge dessen wieder besser zueinander zu finden sowie die „Entwöhnung“ ihrer Tochter unmittelbar zu begleiten. Beim Baden in einem Billabong wird Ross dann allerdings fast von einem Krokodil getötet – was bloß deshalb nicht geschieht, da der sich „zufällig“ nahebei aufhaltende Mick Taylor das Reptil „gerade noch so“ erschießt. Aus Dankbarkeit lädt man ihn kurzerhand dazu ein, mit ihnen zu grillen – allerdings mündet das irgendwann schließlich darin, dass eben jener Einheimische die Mitglieder der Familie urplötzlich „mit unbarmherziger Härte“ angreift: Einzig Eve kommt mit ihrem Leben davon – per Projektil verwundet sowie von Mick für tot gehalten. In einem Krankenhaus gelangt sie wieder zu Bewusstsein und lernt den Polizisten Sullivan Hill (Dustin Clare) kennen, dem die Bearbeitung des Falles zugeteilt wurde. Statt mit den Behörden zu kooperieren, ist es jedoch Eve´s Absicht, sich der Sache selbst anzunehmen: Auf sich allein gestellt – in den Weiten des nur spärlich besiedelten Outbacks…
„Wolf Creek“ – Season 1 – richtet den Fokus weniger stark auf Horror-Elemente und Gewalt als auf verschiedene aus Krimis und Roadmovies bekannte Komponenten sowie auf die sich entfaltende Geschichte inklusive der sie bevölkernden Charaktere. Das, was an jenem Abend (um sie herum) mit ihren Liebsten geschah, hat Eve traumatisiert – worüber hinaus sie sich selbst sogar die Schuld daran gibt, da ihr „Verhalten im Vorfeld“ überhaupt erst zu dieser Reise geführt hatte: In den USA galt sie nämlich als ein hoffnungsvolles Athletik-Talent – bis sie infolge einer Sport-Verletzung süchtig nach speziellen Medikamenten wurde und ihre Eltern diesen (von ihr überwiegend schlecht gelaunt verbrachten) Trip initiierten, der ihr beim entsprechenden „Überwindungs-Prozess“ behilflich sein sollte. Auf Eve´s Aussage hin kann die Polizei zwar den ausgebrannten Camper, allerdings keine Leichen entdecken. Von ihren Schilderungen abgesehen, mangelt es an verwertbaren Spuren. Sullivan hatte früher jedoch bereits mal eine Akte erstellt, in der er seitdem (etliche Jahre zurück reichende) Aufzeichnungen über „unter ungeklärten Umständen verschwundene“ Touristen, Vagabunden (etc.) gebündelt angesammelt hat. Eve liefert ihm nun konkrete, die Theorie eines möglichen aktiven Serienkillers nährende Details – primär ein Phantombild sowie die Beschreibung eines besonderen Fahrzeug-Modells – wobei ein nicht unerhebliches Maß an Skepsis daran nichtsdestotrotz bestehen bleibt…
Als Eve zurück in die Staaten fliegen soll, entschließt sie sich dazu, selbst nach dem Mörder ihrer Familie zu suchen – worauf sie sich mit einer Lüge Zugang zum lokalen Polizeirevier verschafft, Sullivan´s Unterlagen entwendet, sich einen gebrauchten Van kauft und sich mit diesem auf den Weg in die umliegenden Territorien begibt, wo sie sich u.a. anhand der Notizen und Artikel darum bemüht, Anhaltspunkte hinsichtlich Mick´s Vorgehensweise und Aufenthaltsort aufzutun. Ihre Nachforschungen, bei denen sie regelmäßig Leute befragt, denen sie begegnet, führen sie weit abseits der „gängigen Touristenpfade“ und lassen sie auch in so einige „Schwierigkeiten“ geraten: An einer Stelle rammt sie bspw. aus Versehen (da sie abgelenkt war) einen Streifenwagen – was in einem Alkoholtest und „Blick in ihr Fahrzeug“ resultiert, bei dem die Beamtin prompt eine Tüte „Gras“ findet, welche noch dem Vorbesitzer gehörte. Um einer Anklage zu entgehen, sieht sie sich dazu gezwungen, aus der Gewahrsamszelle auszubrechen: Dies bringt sie wiederum in Kontakt mit einem Biker namens Kane (Richard Cawthorne aus „Razor Eaters“), dessen Gang sie wenig später eine Tasche voller Geld (plus Pistole) stiehlt. Von jener Nacht an „Jägerin und Gejagte zugleich“, muss Eve stets achtsam sein – allerdings entwickelt sie sich im Rahmen der Umstände (bezogen auf Eigenschaften wie Selbständigkeit und Durchsetzungsvermögen) ebenfalls kontinuierlich weiter…
Das australische Hinterland wird als eine raue, gesetzlose Gegend portraitiert, in der sich die attraktive Teenagerin mit allerlei Gefahren konfrontiert sieht, zu denen u.a. Wildtiere, ausgelegte „Schnapp-Fallen“ und Männer zählen, die sich an ihr sexuell vergehen wollen. In einer Situation erschießt Eve sogar jemanden, von dem sie sich bedroht fühlte – obwohl die Annahme seiner Absichten in Wahrheit nur bedingt korrekt so war. Mal gerät sie unachtsam in Bedrängnis oder in eine Notlage – mal eher bewusst, etwa weil sie hofft, damit ihrem anvisierten Ziel ein Stück näher zu kommen. Es gibt aber auch Menschen, die ihr helfen – unter ihnen eine toughe Truckerin (Rachel House aus „Thor: Ragnarok“), ein entflohener Sträfling (Jake Ryan aus TV´s „Underbelly“) sowie ein älterer Aborigine (Jack Charles aus „Pan“), der bei ihr einen Schlangenbiss versorgt und ihr die Nutzung einer traditionellen „Speer-Schleuder“ erläutert bzw. zeigt. Obendrein freundet sie sich mit zwei Kolleginnen (Felicity McKay aus „the Osiris Child“ und Liana Cornell aus TV´s „Britannia“) in einer Bar an, in der sie (darauf hoffend, dass Mick dort einkehrt) einen Job annimmt, und besucht in einer Folge die von Rhondda Findelton („the Sugar Factory“) und Gary Sweet („Adoration“) gemimten, in einer privaten Mine arbeitenden Eltern eines seit einiger Zeit vermissten Mädels, denen gegenüber sie sich als Journalistin ausgibt…
Mehrere Nebenhandlungen und Verstrickungen Eves sind nicht direkt mit Mick verknüpft – schlichtweg da sie (und nicht er) die „zentrale Person“ dieser Staffel markiert sowie klar im Mittelpunkt steht, während sich ihre „Pfade“ eigentlich nur am Anfang und am Ende kreuzen. Das mag einige Fans der Reihe zwar möglicherweise enttäuschen – ist im Grunde aber „zum Wohle des Projekts“ so, denn „auf Dauer“ kann Mick durchaus schon zu nerven beginnen. Sein „knurrend-grunzendes“ Gebaren – samt Abfälligkeiten und einer „aufgesetzten Nettigkeit“, die sich meist jäh hin zu eiskalt-fiesem Sadismus wandelt – ist (in beabsichtigter Form) „unangenehm“; weshalb es auch nicht überreizt werden sollte. Versteht mich nicht falsch: Mick Taylor ist noch immer ein prächtiger „Horror Villain“ und John Jarratt („Rogue“) spielt ihn weiterhin mit sichtlichem Spaß und Engagement klasse. Vorteilhafterweise ist seine Figur hier (im Gegensatz zu „Wolf Creek 2“) zudem nicht so „over-the-Top“ angelegt worden: Eine positive Entscheidung seitens der Macher. Auf einige „Mick´s Irrsinn betonende Einstellungen“, in denen er sich (sporadisch alkoholisiert) in seiner Scheune aufhält, in der er ansonsten vereinzelte Unglückselige (wie z.B. Deborah Mailman aus „Paper Planes“) in Metall-Käfige sperrt und quält, hätte ich allerdings ebenso verzichten können wie auf bestimmte „Schwarzweiß-Flashbacks“ zurück in seine „unharmonische“ Kindheit…
Wir erfahren u.a. von einer Schwester Micks, ihrem Schicksal sowie davon, dass sein Vater ihn häufig geschlagen hat. Es wird nicht sonderlich viel über ihn preisgegeben – nur ein paar Einblicke in die „prägenden Ursprungs-Gegebenheiten“, die (ergänzt um andere) dazu geführt haben, dass aus ihm ein solch garstiger Killer wurde. Gewiss wäre er (im Vorhinein) wohl kaum auf den Gedanken gekommen, dass sich ausgerechnet eine „zarte Sheila“ wie Eve als wahrhaft „gefährliche Widersacherin“ für den raubeinigen, nicht bloß im Töten bewanderten „Aussie“ entpuppt. Lucy Fry („the Darkness“) vermittelt alle notwendigen Charakteristika des Parts glaubwürdig und stark: Über die Episoden hinweg vollzieht Eve eine „Evolution“ hin zu einem beherzten „Final Girl“, welches sich irgendwann sogar eine UZI beschafft und mit jener schließlich in einen „bleihaltigen Friedhofs-Shootout“ gerät. Ihre „Verletzlichkeit“ und erlittenen (primär seelischen) Schmerzen bleiben dabei stets registrierbar: Man sympathisiert mit ihr und „wünscht ihr das Beste“ – was an sich jedoch „knifflig“ ist, da sie dafür ja „angemessene Rache“ an „Franchise-Lead“ Mick ausüben müsste. Überdies sieht sie sowohl mit längeren als auch kurzen Haaren echt hübsch aus. Als Sullivan geht Dustin Clare (TV´s „Spartacus: War of the Damned“) indes rundum in Ordnung – und das im Einklang mit der Art, wie sich die Beziehung zwischen Eve und seiner Rolle zunehmend verfestigt…
Australien ist ein riesiges, schönes Land mit etlichen nur spärlich besiedelten Regionen – und Cinematographer Geoffrey Hall („Drift“) hat die Geschehnisse und gut gewählten Locations in nett zu beäugende Bilder gekleidet. Leicht „unfreiwillig komisch“ fand ich es dagegen, wie oft sich die unterschiedlichen Parteien (Eve, Mick, Sullivan, die Biker etc.) „zufällig über den Weg laufen“, ein „Zeitsprung“ (Stichwort: Bar) kommt etwas „holprig“ eingebunden daher, der sich um Sullivan´s untreue Gattin rankende Subplot wäre überhaupt nicht nötig gewesen und angesichts der Häufigkeit der Morde Micks verwundert es schon, dass bisher noch niemand auf sein Treiben aufmerksam geworden ist. Story-technisch gibt es nur wenige Überraschungen – dafür aber einen „Wiederkehrer“ aus dem ersten Film (Fletcher Humphrys als Ben Mitchell) sowie diverse „Härten“, die allerdings nicht so explizit/heftig wie in den Kino-Veröffentlichungen arrangiert wurden. Generell ist erfreulich, dass nur selten auf „CGI-Zusätze“ zurückgegriffen und ein durchweg passables Maß an Atmosphäre aufrecht erhalten wurde. Handwerklich kann sich das von Tony Tilse (TV´s „Ash vs Evil Dead“) und McLean himself in Szene gesetzte Gebotene sehen lassen – doch hätte ich mir persönlich (bspw.) eine minder „simpel gestrickte“ Einstiegsfolge und ein nicht ganz so vorausahnbares Finale gewünscht; verschiedener gelungener Momente zum Trotz…
Fazit: Solide unterhaltsam und optisch ansprechend, haben wir es bei „Wolf Creek“ (Season 1) mit einer kompetent produzierten sechsteiligen Serie zutun, die u.a. mit einer feinen zentralen Protagonistin und einem gewohnt fiesen Mick Taylor aufwartet, sich insgesamt aber leider entlang relativ „konventioneller Bahnen“ entfaltet…
„6 von 10“