In einem Wohnhaus werden mehrere grausam zugerichtete Personen gefunden, darunter - im Keller - eine halb begrabene, anscheinend unversehrte Frauenleiche, die vom ermittelnden Polizeichef, der keinerlei Anhaltspunkte für den Hergang des Verbrechens hat, zur Autopsie geschickt wird. In einem abgelegenen Landhaus macht sich ein Vater-Sohn-Pathologen-Gespann daran, die Geheimnisse dieser "Jane Doe" (wie weibliche Unbekannte in der Regel bezeichnet werden) zu enträtseln. Dass dies Gefahren mit sich bringt, die weit über das Übliche hinausgehen, merken die Beteiligten recht schnell.
Es ist schwierig, diesen Film adäquat zu durchleuchten ohne gleich allzuviel zu verraten. Ich beschränke mich daher weitgehend auf Andeutungen bzw. allgemeine Aussagen.
Regisseur André Ovredal hatte ja 2010 mit der originellen Mockumentary "TROLL HUNTER" die Aufmerksamkeit der Genrefans auf sich gezogen. Nun veröffentlichte er mit "JANE DOE" sein US-Debut, das bereits einige Preise einheimsen konnte. Zu Recht?
Die Idee, aus der Obduktion einer Leiche eine Filmhandlung zu entwickeln, ist unverbraucht und kann als Pluspunkt gewertet werden, genauso wie die gute Arbeit der Schauspieler (Brian Cox als Vater, Emile Hirsch als Sohn und Olwen Kelly als Leiche) und der Effekt-Abteilung.
Die Inszenierung jedoch ist arg konventionell und kommt nie über die Standards eines banalen Horrorfilms hinaus. Etwas Blut und Körperinhalte, Jump-Scares, Logiklöcher, Fragwürdigkeiten und ein vorhersehbarer Schlussgag. Besonders ärgerlich ist die überlaute Tonspur, die mit unfassbarem Gelärm jeden Hauch von schauriger Atmosphäre zwischen zusammen knallenden Stahlplatten vernichtet. Man kann sich (bzw. dem Regisseur) so einige Fragen stellen:
Wieso lässt die Polizei nur die unversehrte Leiche untersuchen und nicht noch eine der verstümmelten Personen?
Warum funktioniert die Deckenbeleuchtung trotz zweimaliger Zerstörung danach immer wieder einwandfrei?
Warum verrät man mit dem Hinweis, dass es aussehe, als hätten die Opfer versucht, aus ihrem Haus zu fliehen, wo sich "das Böse" versteckt hat?
Wieso macht "das Böse" so viel Aufhebens mit den beiden Pathologen, wo es doch sonst in fast jeder Szene als nahezu allmächtig dargestellt wird ? Ich will zumindest diese Frage beantworten: Weil der Film ca. 90 Minuten lang werden musste.
Usw., usf.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass sich Ovredal (genauso wie zuletzt Jeremy Saulnier mit dem ähnlich missratenen GREEN ROOM) wohl von den falschen Leuten hat beraten lassen und einen nichts sagenden, leicht durchschaubaren und damit völlig unnötigen Horrorfilm für den Mainstreamzuschauer abgeliefert hat. Schade.
3/10