Wunderbare Roman-Adaption, von Fatih Akin mit (vermeintlich) leichter Hand inszeniert (Ihr wisst ja, was so leicht aussieht...).
Schon im Bestseller-Roman (allein in Deutschland über 2 Mio verkloppt) fand der 2013 leider bereits verstorbene Wolfgang Herndorf einen sehr originär deutschen Tone im Genre Erwachsenwerden (aka Coming of Age) und Akins sehr eng an der Vorlage segelnde (eigentlich: fahrende) Bewegtbild-Version bekommt das mindestens genau so gut hin.
Die beiden jungen Hauptdarsteller sind großartig, wobei Anand Batbileg natürlich die dankbarere Rolle abbekommen hat und Tschick, eigentlich ein 14-jähriger Vollproll, als den wohl coolsten Saufrussen mit geklebten Schuhen und Ballonseide-Jogger porträtiert, den der deutsche Film bislang gesehen hat.
Die interessantere Entwicklung macht allerdings die Figur von Tristan Göbel durch, der Tschicks Kumpel Maik Klingenberg spielt und im Lauf der Handlung tatsächlich die Kindheit hinter sich lässt. Tschick hingegen amüsiert, ist aber am Ende von Roman und Buch weitgehend noch derselbe.
Die beiden Jungen auf ihrer Fahrt zur Walachai der Adoleszenz zu begleiten ist ein wundervolles Vergnügen, das nur allzu schnell vorbei ist, aber lange nachwirkt (- genau wie das Buch). Hinterher wünscht man sich, die eigene Jugend wäre auch so gewesen oder man hätte wenigstens mitfahren können.
In einer Nebenrolle: Uwe Bohm als Arschloch-Vater vonl Maik; einst war er selbst ein Rebell in "Nordsee ist Mordsee". Auch dort ging es übrigens um zwei Jungs, von denen einer ein Halb-Asiate/-Mongole war. Regisseur und Drehbuchautor dieses deutschen Jugendfilm-Klassikers von 1976 ist Hark Bohm, Vater von Uwe Bohm, und bei "Tschick" einer von drei Drehbuchschreibern. Nachtschickgall, ick hör dir trapsen.
Wenn ich könnte, würde ich jetzt einen Fortnite-Dance aufführen. Ach scheiß drauf, ich mach's einfach. Dancing with myself. Süßer Vogel Jugend. Tschick würde sagen: Ohne Sinn.