"We both full of shit."
"You full of shit."
Schon die Originaltrilogie Rush Hour unter der Führung von Brett Rattner liess sich bei Erscheinungsdatum mit Fug und Recht als 'retro', je nach Meinung auch positiv oder negativ besetzt bezeichnen. Eine Erinnerung an die späten Achtziger oder frühen Neunzigern, an die Morgenstunden des Buddy Picture als Abart der Actionkomödie, in der die Paarung der beiden unterschiedlichen Partner nicht zwangsläufig, aber die meiste Zeit schon übersichtlich auf den ersten Blick schwarz - weiß besetzt und entsprechend auch in den Charakteristika ausgeprägt war. Die Trilogie selber nutzt im Grunde die Erfahrungen aus der Zeit und in den Hauptrollen gleich zwei so genannte 'Minderheiten', was die Möglichkeit zu noch mehr Stereotypie und entsprechend Gegensätzlichkeiten und der humoristischen Auflösung von ansonsten möglicherweise vorurteilsbehafteten bis rassistisch scheinenden Ansichten bereitstellt. Die Serie führt diese Kreuzung und damit dieselbe Formel auch aus dem Schöpfen des Fundus vom (jeweils weichgespülten und auf den kleinsten Nenner gebrachten) Hong Kong Kino, den Überresten daraus quasi, sowie den Anekdoten aus dem ebenso toten Blaxploitation und dem sowieso generischen Buddy Picture Rezept selber haargenau so fort und befindet sich überraschenderweise genau damit auf dem richtigen, nur allerdings in der heutigen Zeit genauso (Quoten)toten Weg.
“The Fastest Hands In The East Meet The Biggest Mouth In The West":
Als der Quantou - Gangster Jawlong [ Leon Lee ] in HK durch den Zugriff der Polizei unter Führung von Detective Jonathan Lee [ Jon Foo ] verhaftet und nach Los Angeles überstellt wird, gelingt ihm dort die Flucht. Lee wechselt ebenfalls die Kontinente und lässt sich in Amerika unwillig mit dem ebenso wenig begeisterten Cop Detective James Steven Carter [ Justin Hires ] verpartnern; ein Bündnis, welches seine neue Vorgesetzte Captain Lindsay Cole [ Wendie Malick ] ausdrücklich einfordert, und wozu auch die weiteren Kollegen wie die Computer- und Rechercheexpterin Sergeant Didi Diaz [ Aimee Garcia ], Carters frühere Partnerin, und der seltsame Detective Donovan [ Kirk Fox ] gehören. Als Lees jüngere Schwester Kim [ Jessika Van ] erst durch einen Anschlag der Quantau totgeglaubt und dann schlimmer vielmehr zu dieser neuen Abart der Triaden un dessen Oberhaupt Draon [ James Hong ] übergelaufen scheint, mischt sich auch der CIA mit dem Agent Westhusing [ Diedrich Bader ] in die Angelegenheit ein. Währenddessen vertraut Lee auf seine Kampfkünste, und Carter selber auf das Wort auf der Strasse, wozu sein Informant und Cousin Gerald [ Page Kennedy ] mit allerlei hilfreichen Ideen gehört.
Die Entwicklung der Serie selber dabei schon länger im Gespräch und gleichzeitig zu sowohl dem Gemunkel über einen möglichen Vierten Teil – der nach dem überteuerten und auch recht ungnädig aufgenommenen Rush Hour 3 sowie viele anderen Plänen von Jackie Chan und der allgemeinen Lustlosigkeit von Chris Tucker eh unwirklich erschien – und auch der Planung von weiteren Artgenossen für die kleine Mattscheibe und/oder gleich so verspäteten Aufbereitungen als Sequel für das Kino aktiv. [Lethal Weapon wurde zugesagt. Beverly Hills Cop abermals nicht produziert bzw. weiterhin unter Ausschluss der Öffentlichkeit versteckt.] Wie nach den ersten für das Marketing vorbereiteten Bildern und Szenen für die Vorschau erwartet, bekommt man gerade im Pilotfilm, einer normal 45min Episode, die allseits bekannte Geschichte mehr oder minder einfach noch mal nacherzählt. Die Einführung von Carter und Lee als verjüngte Ausgabe ihrer Vorgänger, in einer Kurzfassung von Teil 1 und Teil 2, und einer höchst geringfügigen Variation des Geschehens dort (Razzia am Hafen in HK. Von einem Streifenpolizist verhinderte Undercoveraktion in L.A. Missmutige Vorgesetzte. 'Babysitterjob'. "Do You Speaka Any English?". Terracotta-Statuen. Prügelei des Asiaten in der Billardkneipe, während sich im Hinterhof der vermeintliche Gangster als Cousin und Informationsquelle des Afroamerikaners entpuppt, "You're in my Town now." usw. usf.)
Dieser (getrübten) Erwartung entsprechend funktioniert die Serie auch, besser gar, ist de facto die Wiederholung des Bekannten nicht nur allgemein, sondern in dieser Anordnung auch speziell, die Vorbilder offensichtlich und die Richtung folgerichtig schon komplett freigelegt. Entwickelt von Bill Lawrence, der bisher für erfolgreiche und durchaus ansprechenden Sitcoms der Marke Chaos City, Scrubs oder auch Cougar Town verantwortlich war, in Zusammenarbeit mit Blake McCormick, wird die Prämisse schon in den ersten wenigen Minuten als Fundament festgelegt und ist der am 31.03. 2016 ausgestrahlte Pilotfilm dann selber weniger das Zusammentreffen der beiden unterschiedlichen Charaktere und das erste Beschnuppern, sondern in dieser Konstellation schon die Steilvorlage für allerlei eingespielte Reibereien; wobei die Paarung auch von Seiten der ausgewählten Darsteller bereits wie ein altes Ehepaar zueinander, ohne Berührungsängste und auch ohne Animositäten, als sehr schnelle Kumpel- bzw. bald schon Freundschaft funktioniert.
Auf Zweckmäßigkeit getrimmt ist mit dieser Ausgangsebene auch die Regie, die von einem Punkt zum anderen hüpft und die Szenen nicht aufbaut, sondern eher abhandelt und schnell zur nächsten geht. Selbst größer angelegtes oder größer umsetzbares wie die eröffnende Razzia im Hafen ist nach wenigen Sekunden besiegelt, ein Überfall auf die Wachmannschaft des Flugzeuges ist im Hoppladihopp-Tempo genauso außen vor behandelt wie der Absturz eines Hubschraubers; ein Desinteresse seitens des dafür, die Aktion, allerdings auch nicht sonderlich bekannten Jon Turteltaub, wie sein auftraggebender Kompagnon Brett Rattner (oder die noch Nachfolgenden wie Peter Weller, Steve Boyum, John Badham, Stephen Herek etc.) eher der Veteran für den schnellen Durchschnitt, für die unterhaltsame Routine und nicht für das Besondere, das Exzeptionelle ist.
Dort liegt dann auch die Maßgabe, die Messlatte, ist das eine Adaption von Konventionalität, von Publikumsfreundlichkeit, für das eher veraltete CBS, dass die möglichst breite Masse und nicht den einzelnen für Mehrwert zahlenden Abonnenten anspricht. Interessanter und besser als der mäßige Pilot selber, der nur für das Verständnis vonnöten und entsprechend flink als Wiederholung und Auffrischen der Gegebenheiten abgetan ist, sind die folgenden Episoden, in denen das Neue erzählt und bestenfalls noch eine minimale Basis für einen story arc abseits dieser Fälle der Woche gefunden wird. [Allerdings auch nur kurz in Episode 5 “Assault on Precinct 7“ und indirekt auch Episode 7 “Badass Cop“ angerissen und im Finale "Family Ties" aufgelöst, und sonst erfreulicherweise nicht, da sowieso kein größeres Interesse versprechend.] Episode 2 “Two Days or the Numbers of Hours Within That Timeframe“ dreht sich dann auch um eine Reihe von Einbrüchen, zu dessen Aufklärung Carters Cousin Gerald und "The 48-hours protocol. Stems from 1982, where it was used to great success in the case of Nolte and Murphy" reaktiviert wird, was schnell die gesamte (sympathische, da wissende) Machart der Serie offenlegt. Crime ja, aber viel mehr die Comedy, mit kleineren, preiswerten, stets amerikanisierten Actionszenen angewürzt; wie Schußwechsel, Detonationen, Verfolgungsjagden zu Fuß und andere Auflockerungs- und Turnübungen, die im übrigen beide junge Schauspieler als agile Teilnehmer involvieren. Eine Mischung, die auch auf den offiziellen Namensgeber, aber zusätzlich und fast stärker auf dessen ripoff Martial Law [ 1998 - 2000, gleichsam CBS ] und die rasch gecancelte The Good Guys [ 2010 ], also die Harmlosigkeit per se und neben einem materiellen und formellen Anachronismus (mitsamt unnützen Zeitlupen und nichtigen Split Screen Einsatz) auch auf Anarchie, dem “Über den Dingen“ stehen schielt. [Als Sendeplatz für die Erstausstrahlung wurde der 22.00h Termin auf der Sitcomschiene von CBS gewählt, also nach jeweils Big Bang Theory, Life in Pieces und 2 Broke Girls; bei damals auch schon nur 5 Mio. Zuschauern und stetig weiter fallend.]
Auch die weiteren Folgen wie Episode 3 “Captain Cole's Playlist“ um einen ermordeten Staatsanwaltassistenten und einen flüchtigen Kronzeugen oder Episode 4 “L.A. Real Estate Boom“ um einen wild gewordenen Bombenleger offenbaren trotz der oftmals ernsten Aufhänger das dann schnell nachfolgend eingeschobene “Alles halb so wild“, dass das Ganze immer als flottes Abenteuer, als amüsant-unterhaltsame Home Entertainment Spielwiese, wie eine große Kinderstube mit der Vorgesetzten als aufpassende und auch mal scheltende Mama präsentiert. Wichtig ist das Zusammenspiel der Darsteller, die, auch wenn den Klischees entsprechend und mit Hinblick auf die großen Namen der Vorgänger angelegt, schnell ihre eigene Wirkung erzielen und gerade in der Kombination mit dem Gegenüber und den weiteren gesetzten Rollen reibungslos interagieren.
Woran es nun liegt, dass der Serie keine wirkliche Chance eingeräumt wurde und mit Mitte Mai schon schnell die Reißleine seitens des Studios gezogen ist, und man von Glück sagen kann, dass nach einer längeren unplanmäßigen Auszeit vom 26.05.16 bis zum 23.07.16 überhaupt die letzten nachträglichen Episoden (wie das beinah gebietsfremde, da mit in Krimi und Horror hinein lugende "Knock, Knock... House Creeping!" oder den Die Hard Verschnitt “O Hostage, my Hostage“) noch dargereicht wurden: Man weiß es nicht. Zu beliebig das Ganze sicherlich, ja, ohne jegliches Prestige, ohne den Status von Suchtpotential, von Cliffhanger, und dem Verlangen nach einem binge-watching, was derzeit so populär und das Must für die Klientel ist. Zu antik mittlerweile auch die Vorlage; wobei das nicht gerade für das noch startende Lethal Weapon oder gar dem MacGyver spricht.