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Teil 9 und 10 der Familiensaga Madea fällt auf die als Original und Fortsetzung angelegte Boo! A Madea Halloween - Reihe, die entsprechend auch zum richtigen Datum, dem 21. bzw. 20. Oktober des jeweiligen Jahres erschienen und die Zuschauer fristgerecht zum Termin am Halloween, dem Devils Holiday einladen sind. [Ähnlich auf ein gewisses Ereignis zugeschnitten war auch A Madea Christmas (2013) ] Die Ursprungsfilme wie auch der hier vorhandene Zweiteiler wenden sich dabei an ein eher spezielles, nicht allgemeingültiges Publikum, ist die Distribution wissentlich vor allem auf das Herstellungsland der USA selber und dann auch zumeist, aber beileibe nicht gänzlich auf ein Afroamerikanisches Publikum 'beschränkt', mit einem rein farbigen Darstellerteam sowieso ausgestattet, auch wenn ein generell gütiges Thema, dass der Familie nämlich im Mittelpunkt und dies auch in der Massenkompatibilität der Komödie steht. In den Vereinigten Staaten selber hat man auch seinen finanziellen Erfolg und die kontinuierliche wirtschaftliche Stabilität, spielen die Filme seit jeher ein Mehrfaches ihrer aber auch eingeschränkten Kosten von (durchschnittlich) etwa 17 Mio. USD etwa ein, und wird auch Teil 11 Tyler Perry's a Madea Family Funeral (2018) bereits sehnsüchtig erwartet und als Kassengarant gepflegt.

Boo! selber ist dabei neben eventuell dem Madea Goes to Jail (2006) und Madea's Witness Protection (2012) der einzige Film der Reihe, der neben der Komödie auch noch ein weiteres, ein attraktiveres Genre fast anspricht und Bezugspunkte dazu im Überschneiden registriert, wird "Horror" als Zusatz, aber natürlich in der stark abgeschwächten, der spielerischen, humoristischen und parodistischen Abart dessen in dem Rahmen der Geschichte und phasenweise als Element dessen eingebunden; auch wenn dabei sicherlich kein weiterer Scary Movie Ableger oder ein A Haunted House (a.k.a. Ghost Movie) wie von den Wayans entsteht:

Der seit kurzem geschiedene und so seine beiden Kinder derzeit alleinerziehende Brian Simmons [ Tyler Perry ] hat ein kleines Problem. Zwar ist sein jüngster Sohn noch soweit ruhig und unauffällig, die 17jährige Tiffany [ Diamond White ] aber nicht mehr so richtig, und sie gehorcht ihm auch nicht mehr und möchte ihren eigenen Kopf durchziehen. Vor allem die heute angekündigte Halloweenparty der nebenan befindlichen Studentenorganisation Upsilon Theta hat es ihr angetan, und wird trotz des prompten Verbots ihres Vaters und der beauftragten Beaufsichtigung der Familienmitglieder Mabel "Madea" Simmons [ Tyler Perry ], ihrer Freundinnen Betty Ann "Aunt Bam" Murphy [ Cassi Davis ] und  Hattie Mae Love [ Patrice Lovely ] und Brians Bruder Joe [ Tyler Perry ] auch heimlich besucht. Während die durchweg älteren Herrschaften das irgendwann spitzkriegen und ihrerseits nacheilen, um die noch Minderjährige vor Schlimmeren zu bewahren, werden sie bald von allerlei Gruseligen heimgesucht.

Getreu dem Fokus der Erzählungen, die eben auf die Familie bezogen sind, sind die Filme auch nicht einem Aktionismus außerhalb des Hauses verpflichtet, sondern haben sich in einer Art längeren Akten teilweise auch rein um das Geschehen auf dem Sofa und der Kuschelecke begnügt. Eine 'zufällig' auf die Große Leinwand 'verirrte' Sitcom, die rein inszenatorisch entsprechend und auch richtig unauffällig und in allerlei beliebigen Einstellungen ohne großartige Bewegungen oder gar Einfällen gehalten ist. Die Einladung zum geselligen Beisammensein mit einer rein in der Fiktion existierenden, aber natürlich von dort aus auch in die Herzen der Zuschauer übergehenden Familie, die als 90minütiger Ersatz der Ablenkung und der Unterhaltung geschätzt ist. Insgeheim ein Familiendrama, mit dem Generationenkonflikt zwischen einem durch Scheidung gebeutelten alleinerziehenden Vater und seiner pubertierenden Tochter, sowie den älteren Herrschaften, die die Erziehungsfragen früher noch anders gehandhabt haben und die alles verzeihende und nachgiebige Mentalität von heute über sind.

Viel Potential also, nur erstaunlicherweise ist der in überragenden sechs Tagen gedrehte Film dabei recht geschwätzig und lässt im Aufbau der Szenen auch jegliches Tempo missen; Dialogakte sind eher recht redundant und repetierend und dies immer wieder im Kreise drehend vor allem gehalten, während auch die Witze weithin mit langer Vorbereitung am Kommen und zuweilen gar verbal noch angekündigt sind  (der Trick or Treat - Gag, oder anschließend noch das mit dem wie in Zeitlupe herannahenden Clown und seinem "Eiswagen). Was dato noch kein wirkliches Problem ist, stellt sich in der späteren Grundsatzdebatte um das Schlagen von Kindern zur Erziehung früher samt einiger eklatanter Beispiele, und die heutige politische Korrektheit, die dies nicht mehr erlaubt, als ein ziemlich langgezogenes und bald auch entnervendes Konstrukt aus allerlei verqueren Ansichten dar, die weder vom Text her lustig sind, noch in dieser Melange aus Maske, überhöhten Tönen, einer scheinbaren Illustration rassistischer Klischees und seiner Überhöhung in die Clownerie irgendwie großartig anheiternd wirken. Gerade die Eigenart der Filme, Perry in mehrere Rollen schlüpfen zu lassen und ihn hier als "normal", als Madea und als gleichaltriger Joe zu zeigen und so auch mit sich selber reden zu lassen, erinnert an die Barbierszene aus Coming to America oder auch schlechterdings an Big Momma's House und seine Nachzügler im Geiste; Verkleidungsszenerien, die vielleicht auf den ersten Blick amüsant sein mögen, aber bald Jegliches an Esprit verlieren und wie eine nie enden wollende Travestieshow wirken.

Überraschend dafür der für PG 13 Verhältnisse vor allem verbal rechte rüde Ton, wird ausreichend geflucht, mit Schlägen gedroht, auch diverse sexuelle Anspielungen und dies auch in Gegenwart der noch als minderjährig geltenden Tochter gesetzt, und ist diese selber auch recht "frühreif" platziert bzw. agiert auch mit ebensolchen aufreizenden Outfits und analogen Andeutungen wie dem "I'll make it up to him.", was man seitens der angesprochenen (wesentlich älteren) Studenten als auch im (männlichen) Publikum sicherlich so falsch nicht versteht und gleich die Phantasie dann blüht. Der Horror-Faktor selber ist tatsächlich ein reines Boo wert, wird eingangs mal das Oujia-Brett und die Geschichte von einem im Haus verstorbenen Mörder gezückt, sowie einige Tricks mit dem selbständigen Fernseher, dem unheilvoll flackernden Licht und einer Warnung im Badezimmerspiegel geboten, was heutzutage keinen mehr hinter den Ofen hervorlockt und selbst den grauhaarigen Joe nur müde gähnen lässt.

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