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Das Filmemacher David Lam nach längerer Abstinenz (ebenso wie sein Namensvetter und Wegkollege Ringo Lam) um 2014 die Rückkehr zum Filmgeschäft ankündigte und mit Z Storm dann auch durchaus vor und in den Augen der Öffentlichkeit vollzog, war erst zu begrüßen und sicherlich seine eigene frohlockende Meldung wert, angesichts des Ergebnisses aber auch die Enttäuschung zu registrieren und das Überdenken der Relevanz in Frage gestellt. Lam hat vornehmlich in den späten Achtziger und den frühen Neunziger des letzten Jahrhunderts und dort genreübergreifend, eher als Routinier ohne wirkliche eigene Handschrift, dort aber auch von der Warte des Produzenten und mit Powerful Four (1992) und The First Shot (1993) zumindest auffälliger auch in der hiesigen Gattung des Actionthrillers agiert. Beide Filme mit vergleichsweise wenig Einfluss, aber dem guten Ruf, der auch beständig ist und positiv anhält, was man vom inoffiziellen Nachfolger Z Storm nicht sagen kann und in Bälde auch für die Fortsetzung S Storm (trotz soliden Einspiel von ca. 30 Mio USD und damit fast dem Doppelten des Erstlings und die entsprechend angekündigte Fortsetzung L Storm) gilt.

Dabei sollte gerade das Material ansprechend und auf jeden Fall auch aktuell (mehr denn je) sein, um in Lam etwas mehr als die inhaltliche Räuberpistole, formell den großen Fernsehfilm und ansonsten allerhöchstens den bloßen Durchschnitt mit einigen mehr oder weniger markanten 08/15 Plotpunkten zu involvieren und inspirieren. Die Veränderung der Zeiten von vor 25 Jahren, indem HK noch unter der englischen Flagge schipperte, das Ende dessen aber bereits absehbar war, das Umschwenken in Sachen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Finanzen und Sozialität; alles dies hätte weitaus genug Bewandtnis, die Geschichte von Korruption, Anti-Korruption, von den Missstimmungen der Markt- und Bankenwirtschaft diesmal gar noch prägnanter als zuvor und mit Einfluss auf die Aussagen zu erzählen:

Senior ICAC Inspector William Luk [ Louis Koo ] verliert bei der Observation des dringend der Korruption verdächtigen Tang Siu-hung [ Terence Yin ] vom Royal Hong Kong Jockey Club ausgerechnet seine Zielperson, wird diese doch mehr oder minder vor seinen Augen durch den taiwanischen Killer Song Yan-sheung [ Vic Chou ] erschossen. Da die Ermittlungen nunmehr von Bestechung zu Mord angewachsen sind, wird auch Crime Unit Inspector Lau Po-keung [ Julian Cheung ] in die Angelegenheit und durch einen privaten Zufall auch dessen Schwester Ebby Lau [ Dada Chen ] involviert. Währenddessen hängt sich Luk mit seinem Team, darunter Wong Man-ling [ Ada Choi ] und Joe Ma [ Derek Tsang ] an den früheren Kollegen Terry Lun [ Bowie Lam ], der mittlerweile für den Jockey Club und seinen neuen Vorgesetzten Ha Chi-yin [ Shek Sau ] und indirekt die schmierigen Sun Wah-shan [ Lo Hoi-pang ] und Benjamin Boss [ Barry O'Rorke ] tätig ist,
 
Ein wenig interessanter und dabei erstaunlicherweise das Geschehen auch gleichzeitig in die Banalität noch weiter voranschiebend ist hier einzig der Ausgangspunkt, in dem es um die Wetten und Wettverschiebungen im Sportgeschäft, bzw. ausdrücklich dem des weltweiten Profi-Fußballgeschehens, also eine Art Football Leaks der Außenstehenden, in dem nicht die intern eingebunden das große Geld machen, sondern Diejenigen, die von außen aus zusehen und eher mit der Geldgier der Anderen investieren und spielen. Interessant ist der Punkt deswegen, weil das Thema bisher (nicht nur für das HK-Kino) weitgehend außen vor war und in diversen früheren Gambling Movies allerhöchstens als Gimmick am Rande existierte. Banal wird diese Enthüllungsgeschichte durch ihre hiesige Behandlung, die sich um diese schmutzige Seite des Business auch nur am Rande dreht, und gerade mit diesem speziellen Thema von Korruption und Spekulation angesichts der weitaus eklatanteren Probleme in HK derzeit auch eher hasenfüßig ist und zusieht, ja Niemanden auf die Füße zu treten, was die übliche Politik und Finanzen und deren Schmutz betrifft.

Anfangs kann man dabei auch noch gutheißen, dass sich der Film wenigstens innerhalb seiner selbst gesteckten Grenzen und damit zumindest in und für die Stadt und die dortigen Menschen (mit etwas mehr Einsatz von Actionchoreographie und Stuntmen) bewegt, allerdings wird dann unnötigerweise ein Abstecher nach Shenzhen eingeworfen, der die Handlung nicht voranbringt und auch noch wie ein Schritt auf China zu und deren zahlendes Publikum wirkt. Darüber hinaus ist der Film, nach einer Idee von Lam, wie auch sein Vorgänger reichlich bemüht, auf Nummer Sicher in überhaupt allem zu gehen, was ihn geradezu versteift und damit anders als die zuweilen auch trockene Overheard - Trilogie, allen voran die beiden ersten Teile im schon ähnlichen Gebaren und Ansinnen, und den auch (wesentlich teueren und wesentlich explosiveren) Cold War - Zweiteiler tatsächlich auf die reine nüchterne Phantasielosigkeit reduziert.

Anzugträger, geschniegelt und gestriegelt, die beim Laufen kaum die Arme bewegen und beim Gehen erst recht nicht, unsichtbare Vorschriften mit sich herumtragen und leblos von den gegelten Haarspitzen bis zu den Sohlen wirken, kaum eine Miene verziehen, und ihre Sätze aus dem raschelnden Skript ebenso gefühlsleer vortragen wie die gespielten Emotionen aufgrund ihrer Falschheit dramaturgisch vollends danebengehen. (Die Lebensbeichte der Kellnerin vor versammelter Gesellschaft während der Polizeirazzia; zumal nur wenige Augenblicke zuvor das Geschehen bereits in einer Rückblende gezeigt wurde und so nur noch einmal explizit verbalisiert.) Überhaupt gelingen Lam die Szenen von Observation, Verfolgung, Behördeneinerlei und Verschwörungsallerlei und auch in der zweiten Hälfte etwas Tempo und Druck durch mehrere kleinere Actionszenen vielleicht noch, und gerät eine Erinnerungsszene an Kriegswirren und Kindersoldaten für seine wenige Sekunden gar überraschend gut und wie aus einem anderen und weitaus besseren Film platziert, scheitert er bei der aufgeschwemmten Gefühlsduselei aber bis zum Exzess und wirkt dort auch übermäßig plakativ.

Im Grunde demnach ähnliche Fehler wie beim Erstling, mit kleinen, vorsichtigen Schritte in die richtige Richtung. Eine Art besseres Serienspecial, in der Art von ICAC Investigators 2014 und ICAC Investigators 2016, wobei abgesehen von Koo auch die übrige Besetzung diesem Milieu entspricht. Eine seltsame Mischung aus gelangweilter oder zumindest so uninspiriert wirkender Routine, die fast wie eine unliebsame Auftragsarbeit erscheint und auch einem Anfängerstück, dass sich weder richtig etwas traut noch so richtig weiß, wie es sich am besten ausdrücken lässt. Abseits einiger Übernahmen von Rollen aus dem Vorgänger (Koo und Tsang) sind dabei noch zusätzlich einige Schauspieler von damals hier anders und in neuen Figuren besetzt (Lo, Keung, Chan und O'Rorke), was doch recht faul von der Castingagentur und anfangs auch verwirrend und sicherlich nicht hilfreich ist.

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