"Be honest. Is he getting worse?"
"I don't know. It's Riggs. One minute, I think he's doing better. The next minute, he has me jumping off a skyscraper into a pool."
"So, worse. You're-you're saying worse."
"No, what I'm saying is:
I'm too busy trying to stay alive than to crack the mystery of the shorts-wearing detective."
Wenn man etwas nicht mehr gebraucht hätte in diesem Leben, ist es eine Neuauflage von Lethal Weapon, unabhängig ob für das Kino oder wie jetzt als Action Crime of the Week geschehen für das Fernsehen. Dass ein Teil Fünf mit dem fortgeschrittenen Alter seiner ursprünglichen Hauptdarsteller Gibson und Glover und dem Ruhestand des Regie-Verantwortlichen Donner nach jahrelangen Hin und Her und Ankündigungen und Dementi nicht mehr wahrscheinlich war, war nach dem soweit noch gelungenen Abschied mit Teil 4 und einer zudem auch noch im Grunde tadellosen, wenn auch abnehmenden Bilanz der Tetralogie auch kein Problem mehr. Die Neu- bzw. Weiterschreibung nun in Form einer Serie, mit einer Verjüngung, Variation und Evaluation durch andere Schauspieler also im Grunde als nicht unbedingt nötig, was die Programmverantwortlichen von Fox Broadcasting Company aber augenscheinlich anders gesehen haben, und was nach weiteren in Angriff genommenen Versuchen (anderer Sender) wie bspw. der kurzlebigen Rush Hour oder des mehrfach gestrichenen Starts von Beverly Hills Cop mittlerweile als kleine Modeerscheinung und hier ausnahmsweise mit Erfolg, stabilen Marktanteil zwischen 5 - 6% und schnell auch der eigenen wohlgesonnenen Fangemeinde zu sehen ist.
Lethal Weapon selber, der erste Film, nicht die Serie, als Wegbegleiter, nicht Begründer, aber trotzdem aufgrund des damaligen Erfolges Einflussnehmender auf das gerade in den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts recht populären Buddy Pictures, einer Abart der (grimmigen) Actionkomödie in der Reibung zweier unterschiedlicher Partner, die sich über das gemeinsame Ziel und den gemeinsamen Feind verbünden und alsbald gemeinsam in Hand in Hand in den Kampf gegen das Böse gehen. Im Erstling noch ein Raubein-Geschehen, dass über die folgenden Titel mehr und mehr kommerziell angesehen, aber auch vermehrt verwässert und von dem ersten Grobian bis hin zur rein komödiantischen bis klamaukigen Variante des Vierten Teils auch stetig eine Veränderung, nicht unbedingt Verbesserung einherging. In dem Mitte September 2016 gestarteten hiesigen Pilotfilm in normaler Folgenlaufzeit wird im Grunde eine Neuschreibung bekannter Fakten [Shane Black wird neben 'Creator' Matt Miller einmalig als Co-Autor genannt] und darin auch eine Art Zusammenfassung bisheriger Ereignisse für eine neue Generation an Zuschauern probiert, wobei derlei Geschichten mittlerweile eher rar gesät und selbst auf der großen Leinwand nur mit kleinem Anteil – z.b. der Ride Along bzw. 21 Jump Street Zweiteiler, der sich auch der Tradition bedient, oder Central Intelligence – versehen sind.
Im hiesigen Piloten "Neu in der Stadt" und auch zuvor in der Ankündigung im Marketing und den ersten Promobildern wird dabei wesentlich stärker als noch in den (ersten) Filmen auf Hochglanz der Marke Scott und Bay abgesehen, perfekt vertreten durch die schiere Oberflächlichkeit des Regisseurs und Produzenten McG, der als Showrunner ähnlich wie seine (grösseren und erfolgreichen) Brüder im Geiste auch ursprünglich aus dem Werbe- bzw. Videoclipgeschehen kommt, allerdings nicht daraus entwachsen ist und weiterhin rein für 'Popcorn' im Sinne schneller, aalglatter, nebensächlicher Unterhaltung bekannt und damit (bei den Kritikern) nicht sonderlich beliebt ist. Das Projekt selber ist dadurch, der (teils) naiven Unbeschwertheit, der Folgen-der-Woche Mentalität und der Seichtigkeit heutzutage und eben der Seltenheit des Subgenre eigentlich schon wieder als Novum und dies (neben der Chemie der Darsteller) mit ursächlich für den Zuspruch beim Publikum zu sehen, geht damit (anfangs) aber auch einen gänzlich unspannenden, da weitgehend vorhersehbaren und bereits in der Ursprungsreihe ausgiebig und auch dem inoffiziellen Ripoff Fastlane schon wesentlich abgeschrittenen Weg. [Fastlane als ähnliches Action-Panoptikum, aber ohne Dramaansprüche und frisch und sympathisch gelebt statt nachgespielt.]
Denn originär ist im Pilot und Folge 2 "Fish & Chips" gar nichts, nicht materiell und nicht formell, wobei das gelackte Aussehen, das Zeig- und Schaugehabe nicht das Schlimmste ist, sondern hier und auch später die Benutzung einer wesentlich besseren bzw. noch zu prägnanten und so überschattenden Quelle ohne wirkliche Nutzung, d.h. trotz Reminiszenzen an die 'Rooftop Jump Scene' oder 'Mr. Sniper Sir!' ohne Verständnis für deren Herkunft, den Kontext und die Eigenheiten, die es erst als besonders herausgestellt hat, und zusätzlich der Zuschauer auch für einfach gestrickt verkauft wird. So im Auftakt ist das Geschehen theoretisch flott, das unvermittelte Treffen der beiden neuen Partner bereits in einer Krisensituation (Banküberfall mit Geiselnahme) und anschließend an mehreren Aktionseinlagen wie Verfolgungsjagd und Schießerei entlang fabuliert; nur das Drehbuch holpert da hüftsteif mit allerlei bemühten Verbalien und weiteren (Auf)Lockerungsübungen und zusätzlich noch mehrfachen Erklärungsversuchen mit, wo eigentlich längst alles geregelt und die Prämisse bereits Minuten zuvor steht. Ein vermeintlicher Selbstmord wird bereits am Tatort als Verbrechen klassifiziert, aber dann noch geschlagene drei Mal im Verlauf der Ermittlung als ebensolches und das nicht sein kann, was nicht ist identifiziert. Auch die Todessehnsucht und überbordende Waghalsigkeit von Riggs wird hier und fortlaufend als Gimmick im Grunde etwas zu Tode geredet und zelebriert und gleichzeitig in seiner Funktionalität als erster roter Faden reichlich banalisiert. Der neue Riggs geht schon damit hausieren, dass er leidet und eigentlich nicht mehr so recht will, was hier bald wie gesteigerter Redebedarf und nicht tatsächlich inneres Bedürfnis wirkt und geradeso noch durch den Schauspieler Clayne Crawford, seine Fähigkeiten und seine Interpretation selber und eine gewisse Ambivalenz und Schnoddrigkeit seinerseits gerettet wird.
Folge 2 ist abermals von McG gedreht, der den Ablauf im Grunde wiederholt, aber die Actionszenen jeweils zu Beginn und am Ende nun massiver erscheinen lässt und ein paar gelungene Sprüche mehr parat hat. Die Geschichte um eine in Gefahr geratene potentielle Kronzeugin für die ATF trumpft als Einleitung mit einem Partymassaker per Schwerkaliber und anschliessender Verfolgungsjagd eines Tanklasters als Fluchtfahrzeug quer durch Hollywood auf, der bald einen riesigen Krater in den Straßenasphalt reißt, und auch der erneute Showdown in einer Lagerhalle ist nun ein paar Sekunden länger ausgedehnt. Dazwischen gibt es wieder die 'Ermittlungen', die Gespräche mit dem Vorgesetzten und der Psychologin, und auch die Familientreffen, Füll-, Streck- und Wiederholungsmaterial in Reinkultur und Formalismus pur, wobei sich allerdings die festen Nebendarsteller wie Kevin Rahm, Michelle Mitchenor, Johnathan Fernandez & eventuell noch Richard Cabral als kompetent und zweckdienlich erweisen und beweisen, auch wenn sich alle Figuren plötzlich als höchst filmaffin ergeben und alle Nase lang Zitate wie vom “Crockett und Tubbs“, Tango & Cash, Starsky & Hutch fallen. “Riggs & Murtaugh“ kennt man in diesen Universum scheinbar noch nicht, wäre in dieser weichgespülten Art und Weise aber noch nicht die Rede und den Vergleich mit oben genannten wert.
"Remember, I put you two together so that you could lift Riggs up, not so that he would..."
"Bring me down?"
Folge 3 “Mein Plan, dein Plan“ wechselt den Regisseur, erzählt der auch als Executive Producer verantwortliche Stephen Boyum, ein ehemaliger Stuntexperte, nun von einem gestohlenen Geldtransporter, der mit voller Ladung Erlöse aus dem Handel mit legalen Opiaten wie Cannabis, Marihuana und Co. eigentlich dem Drogenhandel gehört und entsprechend heiß gesucht ist, und worin auch Murtaughs früherer Training Officer [ Ted Levine; ansonsten sind größere Namen, abgesehen vielleicht noch von später Malcolm-Jamal Warner absent in der Serie ] gerät. Riggs trägt plötzlich Schnauzer, was ihm wesentlich besser steht und das lange Gesicht zumindest phasenweise verdeckt. Zudem ist das Ganze mit seinen Enthauptungen und Kartellgebaren etwas rauer und griffiger auch in der Optik, nicht so fluffig-flutschig, was nicht verkehrt ist, mehr Hoffnung auf eine rote Linie generell und mehr Qualität, egal welcher Hinsicht weckt; die in Folge 4 “Alte Wurzeln“ prompt erfüllt werden und den ersten großen Einschnitt markieren. [Der zweite kommt in Folge 12, wo vom Frauengespann Stacy A. Littlejohn als Autorin und der deutschen Uta Briesewitz als Regisseurin die bisherigen Verhältnisse der beiden Buddies gekippt und tatsächliche Fortschritte nicht nur in der Paarung, sondern auch bezüglich der Dritten im Bunde, der bis dato undankbaren und nervigen Mrs. Murtaugh, gespielt von Keesha Sharp erzielt werden; abgesehen von einem phasenweise spannenden und nicht gleich gänzlich vorhersehbaren Fall, der leicht mit der Prämisse vom Cage-Vehikel Gone in 60 Seconds spielt.] So ist zwar die dort ausgetragene Geschichte um diverse Einbrüche, erst 'harmlos', dann bald mit ersten Todesopfern und alle in unmittelbarer Umgebung von Murtaughs trauten Heim, der dies persönlich nimmt relativ banal. Weiß die Folge aber ausgerechnet die schon zur Routine werdenden Füllszenen wie eben Murtaughs What's Up, Dad? Familiengeschicke, Riggs' Psychologenbesuche usw. wesentlich ansprechender im Sinne von mal Drama und mal Komödie einzubauen und trifft nicht nur in der ersten ernsthaften Auseinandersetzung (und späteren Versöhnung) der beiden Cops tatsächlich den Nerv. Zufälligerweise wurde nach Ausstrahlung der Folge die ursprünglich auf 13 Episoden geplante Staffel auch mit der Bestellung von fünf weiteren Episoden wie als nachträgliche Belohnung und Belobigung auf 18 zur vollen Season erhöht.
Nach der Freude die Ernüchterung; das Auf und Ab und Hin und Her. Nach einer schrittweisen Besserung gestaltet sich Episode 5 "Veteranen" – ein Treffen der Schizoiden, in der Riggs quasi in den Spiegel schaut und einen beruflichen und privaten Ex Navy Seal Gesinnungsgenossen, allerdings noch enthemmter in seinem Verhalten bzw.der Verhaltensstörung sieht – wieder als Rückfall und mit der One Man/Lone Wolf/Crazy Guy - Egoshow kokettierend; was den körperlich labilen Murtaugh und dessen unfreiwillige Bedrohung von Leib und Leben durch das extrem geschädigte Herz und die tatsächliche Nahtoderfahrung immer wieder ins Hintertreffen rückt, und selbst wenn thematisch aufgegriffen eher scherzhaft behandelt wird: Die Pulsuhr alarmiert bei jeder kleinsten Aufregung und er kann auch keine 10m am Stück laufen, kommt bei Botengängen ins Schwitzen und ist generell die lahme Ente. Auffällig in der Hinsicht ist auch, dass das Intro zwar Wayans als den Namhaften und filmisch Gestandenen zwar zuerst erwähnt, wie auch in den Kinowerken das Hauptaugenmerk sowieso auf die Figur Riggs und damit Crawford liegt. Murtaugh ist Status quo mit seiner Familie im Cosby-Stil, und wäre mit einem anderen Partner wie aushilfsweise und vorübergehend Detective Henry Cho (gespielt von Chin Han) während Ermittlungen in Koreatown in Folge 11 auch nahezu besser bedient. Riggs, der eine ganze Lagerhalle an schmerzhaft-traurigen Erinnerungen besitzt, bekommt jeweils die neuen Perspektiven, Personen und Verbindungen, wie als stete Umhätschelung, als Welpenschutz, als stets helfende Hand und tragende Brücke zugeschrieben: Ein zugelaufener Hund ab Folge 6 "Familienbande". [Übriggeblieben von dieser Episode von Transit - Regisseur Antonio Negret dürften nur zwei Autostunts jeweils als Aufhänger und als versöhnlicher Abschluss sein; eine Belastungsprobe zwischen einem Ferrari und einem doch stabileren Baum, zwischen dessen Fronten allerdings ein fliehendes Mädchen als größtes Opfer dieser Kollision gerät. Auftakt für eine Ermittlung in den reichen, vergnügungssüchtigen und moralisch umso niederen Kreisen, in dessen Ende ein zweiter Luxusschlitten auf Hetzjagd kurz vor dem Erreichen der nächsten Läuferin durch Schüsse in den Tank bei voller Fahrt buchstäblich von der Straße abhebt.] Eine ebenso rabiate und im gleichen Fall ermittelnde DEA-Kollegin in Folge 7 "Peso Broker". Ein Kind als einziger Zeuge in einem Casinoüberfall in Folge 8 "Motorradfreaks". Gleich mehrere Rückblicke an das erste Kennen lernen der späteren Ehefrau, das Vorstellen bei den Schwiegereltern usw. in Folge 9 "Unfälle passieren."
Später, mit zunehmender Dauer gelingt es den Autoren und Regisseuren aber tatsächlich besser, den Schmerz und Verlust und die schleichenden Veränderungen, "that whole confusing problem area" auszudrücken, ohne stetig die Klischees zu bedienen und alles zu erreden. Beispiele dessen sind vor allem der Verlust des Eheringes, der erst wieder gefunden wird und dann tatsächlich verloren geht, oder die Sache mit dem "Fremdgehen", ein One Night Stand im betrunkenen Zustand, der, obwohl die Ehefrau ja längst tot ist, sich wie ein tiefer Vertrauensverlust und einfach schmutzig anfühlt und zu noch mehr Alkohol führt. "Want to talk about it?" - "We just did." In den jeweiligen Fällen her demnach eher oft purer Durchschnitt, der so und nur wenig anders auch in diversen anderen Polizeiserien wie dem farbenfreudigen Hawaii Five-0 oder NCIS: Los Angeles stattfinden könnte, wie die Ermittlungen gegen einen bereits auffällig gewordenen, aber bislang über dem Gesetz stehenden Sohn eines mexikanischen Gangsterbosses in “Unfälle passieren“, das scheinbar selbige Spiel mit einem koreanischen Drogenhändler in “Tödliche Eulen“, oder dem Sichanlegen mit dem korrupt scheinenden Los Angeles Sheriffs Department in “Lawmen“. Nicht überwältigend, nicht zu verstrickt und schweratmig wie Blue Bloods, aber auch dies nicht wollend und vergleichsweise abwechslungsreich geschrieben sowie rundherum solide produziert.