Fantastische Kinder und wo sie nicht zu finden sind
Ein Heim für begabte Kinder, die übermenschliche Fähigkeiten haben und die von Bedrohungen von außen gejagt werden - nein, ich rede nicht von einem der X-Men-Filme, sondern von "Miss Peregrins Home For Peculiar Children". Tim Burton ist voll in seinem Element, bei Außenseitern und magischen Effekten, und die Buchverfilmung kann sich zumindest optisch auf ganzer Linie sehen lassen. Leider fesselt die eigentliche Geschichte inklusive blassem Hauptcharakter nicht genug, um mit den besonderen Kindern ernsthaft mitzufiebern oder sie wiedersehen zu wollen. Dazu ist allein schon Sam Jackson zu unfreiwillig komisch in seiner Rolle als augenfressendes Monster. Für Kinder ist der Fantasy-Film oft zu düster, für erwachsene zu schwammig und tonal unentschlossen. So richtig entscheiden was sie sein will, kann sich diese Hochbegabtenschule nicht. Leider.
Doch wen ärgert das ernsthaft, wenn die zwei Stunden trotzdem sehr flott vergehen, dank umwerfender Effekte, kreativer Fähigkeiten und süßen Kinderdarstellern? Burton liebte schon immer soziale Außenseiter wie Ed mit den Scherenhänden oder Ed Wood und auch hier schimmert an jeder Ecke seine Sympathie zu der magischen Truppe auf. Details glänzen und sein Herz hat der Film am rechten Fleck. Umso trauriger, dass er insgesamt doch weit hinter der Buchvorlage liegt, er vor Logiklöchern und seltsamen Pacingproblemen strotzt, man ihn als Ganzes schneller vergisst als einzelne Szenen oder Quasi-Mutanten. Denn das Mädchen mit Saurons Mund auf dem Hinterkopf oder den Fight zwischen Monstern und Skeletten auf der Kirmes (!), vergesse ich sicher nicht so schnell wie die eigentliche, kaum vorhandene Geschichte oder Intention des Ganzen. Fantasie und Kreativität sind bei Burton noch immer locker sitzend, doch ein Paket was wirklich sitzt, fällt ihm seit Jahren schwer. Das hier ist kurzweilige Unterhaltung für den hohlen Zahn. Aber eine Schönheit.
Fazit: Burton voll in seinem Element. Nie erreicht er ansatzweise seine frühere Magie, nichtsdestotrotz macht das Treiben der begabten Kinder genug Spaß und bietet kreatives Eyecandy en masse, dass sich "Die Insel der besonderen Kinder" im Mittelfeld seiner Filmographie platziert. Süß, äußerst hübsch, erfreulich düster stellenweise. Und trotzdem erstaunlich beliebig und substanzlos.