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iHaveCNit: Arrival (2016)

Als ich mir letztes Jahr von Denis Villeneuve seinen spannungsgeladenen, audiovisuell anspruchsvollen und ambivalenten Thriller „Sicario“ angesehen habe, wusste ich nur, dass er als nächstes Projekt scheinbar eine Fortsetzung von Ridley Scotts Blade Runner angehen wird. Umso überraschter war ich gegen Mitte diesen Jahres, als ich erste Infos und Trailer zu „Arrival“ gesehen habe, den ich bis dahin noch nicht in meiner Filmplanung für 2016 einberechnet habe. Da intelligente Filme und Science-Fiction bei mir einen hohen Stellenwert besitzen, habe ich nicht lange überlegt, dass ich diesen in meine Filmplanung aufnehmen werde. Nun habe ich mich monatelang auf den Film gefreut und gewartet – ihn heute gesehen – und bin begeistert, da wir hier einen der besten Filme des Jahres 2016 sowie auch der letzten Jahre bekommen haben.

Es geht hier um Dr. Louise Banks, eine Linguistin. Sie wird Zeuge, wie weltweit auf 12 willkürlichen Punkten muschelähnliche Raumschiffe einer nichtmenschlichen Rasse landen. Sie und der Physiker Ian Donnely werden vom Colonel Weber der US-Army nach Montana beordert, um als Berater bei der Entschlüsselung der von den Alien ausgesandten Signale zu helfen. Doch weltweit brodelt die Unsicherheit und Angst der Bevölkerung, so dass ein entsprechend geplanter Gegenschlag nicht weit entfernt ist und für Louise und Ian nicht viel Zeit bleibt.

Alieninvasionen auf der Erde – das ist ein beliebtes Thema von Science-Fiction-Filmen. 1996 und 2016 kamen mit Independence Day und Indepence Day: Resurgence 2 Filme, die mit einem krachenden, wummernden und vor Pathos triefenden „Amerika gegen die Aliens“ daherkamen. 2014 kam mit „Edge of Tomorrow“ jedoch ein Film, der damals mein Film des Jahres wurde und mit Witz, Action, Tom Cruise, Emily Blunt und einer interessanten Zeitschleifenthematik das Thema der Alieninvasion/-Apokalypse gewürzt hat. Für alle, die vor allem Roland Emmerichs Zerstörungsorgien nicht viel abgewinnen können, weil diese zu dumm sind, kommt mit „Arrival“ nun der perfekte „Anti-Independence-Day“.

Ich habe bisher noch nie einen solch intelligenten Umgang mit einer Alieninvasion gesehen. Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte von Ted Chiang „Story of your life“. Hier wird mit Sprache und auch zum Teil Wissenschaft versucht, eine Kommunikation mit den befremdlichen Aliens, den sogenannten Heptapoden, die surreal kreisförmig angeordneten Sätze zu entschlüsseln, um den Grund für deren Anwesenheit herauszufinden. Dabei erhalten wir als Zuschauer immer wieder eingestreute Puzzleteile, die wir erst zum Schluss zum vollen Bild zusammenfügen können und von der vollen emotionalen Wucht des Films umgehauen zu werden. Um den Film und seine Aussage jedoch vollständig verstehen zu können, sollte man ihn definitiv mehrfach sehen. Der „Replay Value“ ist somit enorm. Unterstützt wird das durch eine sehr gute verschachtelte und nichtlineare Narration der Geschichte. Audiovisuell ist der Film auch eine Wucht. Die Kamerarbeit von Bradford Young ist extrem interessant, vor allem wie er hier mit Schärfe und Fokus umgeht. Johann Johanssons Soundtrack ist ähnlich nervenzerfetzend wie schon bei Sicario, und leicht befremdliche Zwischentöne sorgen für eine enorme Atmosphäre, die den Film perfekt unterstützt. Der Anteil der Spezialeffekte ist dezent und hält sich im perfekten Rahmen. Forest Whitaker und Jeremy Renner sind immer eine sichere Bank – genau wie hier. Doch der Kern des Films ist definitiv Amy Adams, die Dr. Louise Banks mit einer unaufdringlichen Bandbreite spielt und zeigt, warum sie eine der besten Schauspielerinnen unserer Zeit ist.

Der Film vermittelt in seinem Kern auch noch eine in unserer heutigen Zeit wichtige Botschaft. Er stellt uns dar, dass wir selbst große Konflikte durch Kommunikation lösen können. Dass man nicht jeder Invasion, egal ob es sich um z.B. Flüchtlinge oder allgemein Einwanderer handelt, von Beginn an feindlich gegenüberstehen sollte und die gemeinsame Kommunikation viel wichtiger sein sollte, als Konflikte eskalieren zu lassen. Kommunikation ist wichtig. Kommunikation ist eine Waffe, die viel zu selten genutzt wird.

Science-Fiction hat immer einen leichten Stand bei mir. Da macht auch „Arrival“ keine Ausnahme.
Der Film ist nun noch vor „Sicario“ mein Lieblingsfilm von Denis Villeneuve. Ein Film, der so spannend, dramatisch, intelligent und handwerklich nahezu perfekt ist wie „Arrival“ hat es am Ende leicht, die Höchstpunktzahl zu bekommen und ein, wenn nicht sogar „das“ Highlight meines Filmjahres 2016 zu sein.

„Arrival“ - My First Look – 10/10 Punkte.

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