Review
von Leimbacher-Mario
Schnarchnasen in Designerrobe
Ben Afflecks "Live By Night" ist ein Mammutprojekt. Eine wunderhübsche Gangsterballade. Ein Millionengrab für Warner. Aufgewärmte Gangster-Grütze. Schlechter als jede beliebige Doppelfolge "Boardwalk Empire". Oder schlicht ein Gangsterfilm zum Wegdösen. Das Kind kann viele Namen haben. Doch eins ist sicher: aus dem Kreis sicherer Oscarnominierter, hat sich der ältere Affleck-Bruder nun glamourös selbst herausgeschossen. Mit einer Tommy Gun von Film, die aus allen Rohren feuert, jedoch so gut wie nichts trifft. Eine der größten Enttäuschungen des jungen Jahres, zwei quälend lange Stunden. Gerade am Potential oder tollen Filmen wie "Argo" oder "The Town" gemessen, eine kleine Katastrophe, die ihren weltweiten Flopkurs gar nicht mal so unverdient antritt. Erzählt wird die lahme Geschichte eines Bostoner Kleinkriminellen, der sich von einem italienischen Mafiosi anheuern lässt & für diesen in den prohibitierten 20ern den Rumschmuggel von Cuba aus abwickelt... Buena Vista Boring Club.
Kein Wunder, dass sich Batfleck nach "Live By Night" erstmal eine Auszeit gönnen bzw. ab jetzt immer nur noch eine Sache übernehmen will: Regie oder Schauspiel. Denn sein Gangsterepos überzeugt sowohl schauspielerisch als auch regietechnisch nur höchst sporadisch - und das meist sogar eher nicht durch ihn. Es wird viel verhandelt, wenig geschossen. Viel gequatscht, wenig gehandelt. Viel geturtelt, wenig überzeugend geliebt. Vor allem Affleck bleibt in der Hauptrolle erschreckend blass & eindimensional. Die Settings & der Look kann man nicht angreifen, die sind a la bonheur & sichtbar teuer. Doch der Rest ist ein Snoozefest aller erster Kajüte. Selbst wenn man nicht mit den großen Gangsterfilmen vergleicht, mit denen sich "Live By Night" gerne selbst auf einer Stufe sehen würde. Zurück bleibt eher ein schnell vergessenes, optisches Prachtstück, dass eine ganz bittere Halbwertszeit hat & vollkommen zu recht bei den Oscars ignoriert wurde. Nur für hartgesottene Gangster-Afficionados ein verhaltener Tipp. Für den Rest höchstens, wenn man eine selbstverliebte Einschlafhilfe braucht. Hinterlässt beim Zuschauer keine bleibenden Schäden, in Ben Afflecks Karriere dafür schon eher.
Fazit: stilistisch einer der schönsten Gangsterballaden der letzten Jahre - inhaltlich lethargische Langeweile, die nicht ansatzweise mit Afflecks bisherigen Würfen mitzieht. Gähn-gster. Sehr müde Vorstellung, ein schicke Platzpatrone.