Review

kurz angerissen*

Es dürfte am Ende die pyrotechnische Meisterleistung sein, die zum Kinoerfolg von „Deepwater Horizon“ am meisten beigetragen hat, weniger die Aufbereitung der wahren Geschichte hinter der Ölkatastrophe. Den Weg zu deren Ausbruch bahnt sich Peter Berg wenig überraschend mit klassischen Bay-Manierismen: Er inszeniert eine heile Welt daheim, ein Frühstück, eine Ehefrau und ein aufgewecktes Kind als sicherer Hafen für einen Mann, der in seinem Job sein Leben aufs Spiel setzt. An der Arbeitsstelle lernt man dann die andere Seite des Mannes kennen: Schlagfertig, knallhart und idealistisch stellt er sich gegen (nicht weiter charakterisierte) BP-Manager, die fragwürdige Entscheidungen treffen, auch wenn sie es nicht aus Boshaftigkeit tun, sondern weil das System sie zu ökonomischer Entscheidungsfindung erzogen hat.

Die fast schon cowboyartige Riding-The-Bullet-Zeichnung der Arbeitergruppe erinnert nicht umsonst an Bays „Armageddon“-Truppe, die ebenfalls voller schillernder Figuren war, welche im Angesicht des nahenden Todes immer noch einen flapsigen Spruch auf den Lippen hatten. Rechtzeitig tritt Berg in Sachen Bay-Manierismus allerdings auf die Bremse und überrollt die Fiktion mit der Wirklichkeit. Gemessen an den wirbelnden Metallteilen, ausströmenden Erdflüssigkeiten und orangeroten Feuerpilzen kommt Berg am Ende mit erstaunlich wenig Pathos aus. Wenn die Heldenbildung auch nicht ganz ausbleibt, so wird sie zumindest mit sehr bitteren Nebeneffekten versehen: Tote, Verletzte und ein zerstörter Frieden, keine Genugtuung, sondern vielmehr Schuldbewusstsein für jene, die den Horror durchstanden haben und sich doch irgendwie für ihn verantworten müssen.

Das weckt im Abgang glücklicherweise mehr Erinnerungen an „Flammendes Inferno“ als an den gestelzten Katastrophenfilm der 90er Jahre, auch wenn der vollmundige Raumklang der Surround-Tonspur längst wichtiger zu sein scheint als der Grund für die Explosion.
(6.5/10)

*weitere Informationen: siehe Profil

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