Review

Die größte Umweltkatastrophe aller Zeiten wird zu einem oberflächlichen Hollywood-Katastrophenfilm?

Ja. Und nein. Klares Jein also zu meiner Frage aus der Überschrift. Denn Peter Pergs "Deepwater Horizon" schlittert mehr oder weniger gekonnt zwischen Actionbombast & spürbaren Emotionen, zwischen unangebrachtem Patriotismus & echtem Mitgefühl, zwischen Kohle-Machen & Spenden, zwischen Oliver Stone & Michael Bay. Vielleicht sind wir noch etwas zu nah an der Ölbor-Katastrophe von 2010, vielleicht war mir das Ganze etwas zu Hochglanz. Vielleicht waren die Charaktere nicht sympathisch genug oder Wahlberg fehlbesetzt. Wahrscheinlich hinterlässt alles zusammen, trotz einiger Gänsehautmomente & einem an sich guten Film, einen faden Beigeschmack. Die Effekte der brennenden Bohrinsel sind fast spürbar heiß, die Zerstörung & erdrückende Atmosphäre erschütternd. Auch alles genug auf dem Boden geblieben & es fühlt sich nicht komplett fake an, weder als Actionfilm noch als Drama gegenüber den Opfern. Mitgefühl & Fingerspitzengefühl ist teilweise da. Und trotzdem kam mir der Film irgendwie zu schnell, zu hollywoodlike, zu uninspiriert & zu vorhersehbar nach Schema K daher. Da gefiel mir Peter Bergs "Lone Survivor" besser & ich bin gar nicht mehr so gespannt auf seinen nächsten, wieder politisch berufenen Schritt als Regisseur - einem Film zum Boston Marathon Anschlag...

Meine Gedanken zu "Deepwater Horizon" in Worte zu fassen & zu ordnen, fällt mir schwer, da er Film mich nicht nur aufgewühlt hat, sondern auch sehr positive wie sehr negative Eindrücke flott kombiniert. Am ehesten noch mit "World Trade Center" von seiner Machart zu vergleichen, im nächsten Moment dann wiederum eine Art "Towering Inferno" der Neuzeit mit wahrem Kern. Ein zweischneidiges Schwert, dass eine ölige Spur nach sich zieht, auf der man passenderweise leicht ausrutschen & sich für entweder sehr positiv oder sehr negativ entscheiden kann. Richtig mies ist die nahezu totale Vernachlässigung der Folgen für Tiere & Umwelt, noch dazu der jederzeit spürbar Hollywood- & US-geprägte Blickwinkel. Lieber erstmal Helden in der Katastrophe suchen, die es sicher gab, & einen bombastischen Film dazu drehen, als zu trauern, zu lernen & zu verarbeiten. Vielleicht ist das der Hauptauslöser & Schatten auf meiner Meinung zum Film. Mark Wahlberg ist zwar eindeutig zu hübsch & cool für seine Rolle, doch er bleibt zumindest sympathisch, selbst wenn er gegen fesselnde Schwergewichte wie Russel oder Malkowich kein Land sieht. 

Sobald die Katastrophe richtig explodiert, stockt einem oft genug der Atem & vorher wird sehr gekonnt eine unheilvolle Atmosphäre aufgebaut. Dazu ein feuriger Showdown & der emotionale Anker der wahren Tragödie. Ich verstehe den gerechtfertigten Ansatz, die "kleinen Männer" als Helden & Opfer zu feiern, den schwarzen Peter den geldgeilen BP-Managern zuzustecken, wunderbar böse von Malkowich dargestellt. Doch irgendwie wirkt mir das zu schwarz-weiß, zu glatt & wie eine zu einfache Heldenverehrung. Nicht das die tapferen Männer an Bord dieses Feuerballs das nicht verdient hätten, ganz im Gegenteil. Aber vielleicht etwas gedämpfter, mit mehr Understatement in einer fundierteren Doku oder Ähnlichem. Das ist aber nur meine Meinung & ein weiterer Grund, warum ich oft zwischen Tränen & Kotzen, extrem gesagt, schwankte. Muss man jetzt aus jeder Katastrophe, Anschlag oder Schlagzeile einen Hochglanz-Film machen? Mit George Clooney als Helfer beim LKW-Anschlag in Nizza & Will Ferrell als Fritzl-Keller-Monster? Ist das den Opfern würdig oder sollte man manche Dinge, zumindest ein paar Jahre, ruhen lassen?

Fazit: viel Feuer, viel Öl & viele Emotionen, selbst wenn einige zu aufgesetzt & patriotisch/amerikanisch/heroisch wirken. Plus stures links liegen lassen der Umweltfolgen. Ergibt insgesamt eine seltsame Mischung aus klassischem Herzschlag-Katastrophenfilm & True-Story-Heldenverehrung. Traurig & oft genug Gänsehaut, ja, trotzdem bleibt ein mieser Beigeschmack... 

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