Review
von Leimbacher-Mario
Hautmasken und Härtefälle
Wenn man wie Bustillo und Maury ein meterdickes Brett wie „Inside“ hinlegt, dann ruft die Traumfabrik natürlich irgendwann an. Und so kam es, dass die beiden französischen Regie-Wunderkinder mit „Leatherface“ ein fast schon grindhousiges, erdiges „Texas Chainsaw“-Prequel auf die Beine stellen durften, dass den Werdegang und die einschneidende Jugend unseres liebsten Kettensägenschwingers näher beleuchten will…
Nur leider geht es den beiden wie vielen Talenten, die es nach Hollywood verschlägt - ihr einstiger Flair und ihr Können schimmert nur noch, es scheint nicht mehr. Dabei ist „Leatherface“ eine solide Backwood-Schlachtplatte. Der Härtegrad ist dem Franchise angemessen und dürfte Gorehunde schmausen lassen. Die Laufzeit ist konzentriert und fettarm. Die Darsteller sind solide und schön fies, die Atmosphäre dreckig und staubig. Hochglanz ist anders. Gefangene gibt's nicht. Und das ist gut so. Auch das Spiel a la „Wer der Jugendlichen wird denn nun Leatherface?“ ist zumindest nicht total generisch. Wenn auch bei weitem nicht so clever und überraschend wie der Film es selbst annimmt. Doch im Endeffekt wirkt das hier eher wie ein knallharter Roadtrip und Fluchtkrimi mit schmutzigem Retroflair als ein offizieller Teil der „TCM“-Familie. Aber auch das ist ja okay und kein bösartiger Delikt. Nur halt etwas enttäuschend. Und auch als eigenständiges Ding jetzt kein Überknaller. Funzsolide. Einmal gucken und in die Suppe spucken.
Fazit: ein im Ansatz immerhin ambitioniertes, manchmal sogar interessantes und immer saublutiges Prequel über die berühmt-berüchtigte texanische Kannibalenfamilie und ihren kettensägenschwingenden Spross. Als Vorgeschichte und Teil des Franchises eher mäßig. Als eigenständiger Backwood-Thriller knackig und kompromisslos.