An seinem Geburtstag im Kreise seiner morbiden Familie soll der titelgebende Leatherface - seinerzeit noch ein junger Bursche - mit einer Kettensäge ein gefesseltes Opfer töten, doch er versagt. Einige Zeit danach lockt er ein Pärchen in eine Scheune, wo die Frau von seinen Brüdern ermordet wird. Da diese jedoch gefunden wird und obendrein die Tochter des Sheriffs war, landet der junge Leatherface für lange Zeit in einer psychiatrische Kliniken, wo er unter neuem Namen (Jackson) mit anderen gestörten Jugendlichen aufwächst. Kurz vor seinem 18. Geburtstag veranlaßt seine Mutter Verna einen blutigen Aufstand unter den Insassen der Klinik, in dessen Folge sich vier davon (darunter Jackson) sowie eine als Geisel genommene Krankenschwester in Richtung Mexico absetzen wollen. Am Weg dorthin hinterlassen sie eine Blutspur und kämpfen auch untereinander - der Sheriff, der seinerzeit seine Tochter verloren hat sowie die Mutter der Sippe sind ihnen aber auf der Spur...
Leatherface 2017 ist ein weiteres nachgeschobenes Prequel(!) der TCM-Reihe und vermag allein schon wegen des ewigen Ausschlachtens des 1974er Originals keine Begeisterungsstürme mehr auszulösen - der Ruf des französischen Regisseursduo Alexandre Bustillo / Julien Maury, welches für den hervorragenden Inside (2007) verantwortlich zeichnete, macht allerdings durchaus Appetit auf deren Version des bekannten Themas. Bezüglich der handwerklichen Qualitäten gibt es dann auch nichts auszusetzen, reichlich grob geht es zur Sache und der rote Saft suppt in so mancher Szene in Zeitlupe durchs Bild, die zu erwartende Orgie der Gewalt ist technisch ordentlich in Szene gesetzt und auch das Setting (Scheune, Psychiatrie, Wohnwagen etc.) ist überzeugend dreckig und abgefuckt. Woran es jedoch mangelt, sind die wenig sympathischen Charaktäre, von denen kein einziger auch nur im Geringsten zum Mitfiebern einlädt, vom jungen Leatherface angefangen über seine pockennarbige Mutter Verna, der naiven Krankenschwester Lizzy und dem schwabbeligen Bud bis hin zum die Flucht bestimmenden Pärchen Ike und Clarice und dem rachedürstenden Sheriff Hartman handelt es sich durchweg um Leute, mit denen man sich in keiner Sekunde irgendwie identifizieren könnte - so bleibt stets eine gewisse Distanz des Zuschauers zu den handelnden Figuren.
Die Idee des rachsüchtigen Sheriffs, der die am Ende übriggebliebenen Flüchtenden an genau jenem Ort zur Strecke bringen will, an dem seine Tochter ermordet wurde, kennt man bereits deutlich besser umgesetzt aus Rob Zombies The Devil’s Rejects (2005) und daß dieser Plan fehlschlägt ist ebenfalls zu erwarten, wie dieses Prequel ganz allgemein natürlich mit einem Triumph bzw. dem Überleben von Jackson/Leatherface enden muß - insofern bezieht der Film seine (mäßige) Spannung eher aus unerwarteten Gewaltausbrüchen, von denen es in der Tat einige gibt. An manchen Stellen allerdings ist das erkennbare Bemühen, möglichst kranke und perverse Typen zu präsentieren, dann auch wieder übertrieben, z.B. als die Flüchtenden in einem vergammelten Wohnwagen die (erstaunlich frische) Leiche eines Selbstmörders entdecken und Clarice an dieser herumschlabbert, während sie sich von Ike durchnudeln läßt, oder als sich drei der Flüchtenden erstaunlich schnell in einem Rinderkadaver verstecken... Auch die eingeflochtenen zärtlichen Bande zwischen Bud bzw. Jackson und Lizzy (letztere wird schon grenzenlos naiv eingeführt, als sie ohne weitere Bewachung in den Gemeinschaftraum der Gestörten eintritt und aus reiner Neugierde zu quatschen anfängt, was sich später fortsetzt) wirken eher aufgesetzt.
Somit bleibt Leatherface also ein ambivalentes Vergnügen(?), welches das bekannte Original diesmal als eine Art Roadmovie präsentiert - mit unsympathischen Darstellern (deren Physiognomien - Ike, Bud, Verna - allerdings fein ausgewählt sind) und tadellosen Splattereinlagen auf der einen, einem wenig spannenden Ablauf auf der anderen Seite. Für Genrefans in jedem Fall geeignet, wer auf Spannung und überraschende Twists Wert legt, wird sich eher schwer tun. 6 Punkte.