Sok-woo und seine Tochter Soo-ahn befinden sich an Bord eines hochmodernen Schnellzugs, der sie von Seoul nach Busan bringen soll. Während der Fahrt werden sie und die anderen Insassen unvermittelt mit einer Horde Untoter konfrontiert, die nicht zögern, an ihr blutiges Werk zu gehen. Das Aussteigen bei rasender Geschwindigkeit ist unmöglich, also müssen die Überlebenden einen Weg finden, den Zug nicht zu ihrem Sarg werden zu lassen.
Wohl kaum ein anderer Film hat in der letzten Zeit einen dermaßen großen Hype ausgelöst wie der vorliegende Zombie-Blockbuster "Train to Busan" aus Südkorea. Mit etlichen Vorschusslorbeeren bedacht weckte die Produktion also durchaus hohe Erwartungen beim Zuschauer, der die Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray somit kaum erwarten konnte. Mittlerweile hat sich die Hysterie wieder ein wenig gelegt und auch die Bewertungen des Filmes scheinen die Begeisterung der Fans durchaus zwiespältig darzustellen, was in erster Linie wohl in der Machart der Geschichte zu begründen ist. Umso wichtiger erscheint deshalb auch der Aspekt, das man mit den richtigen Erwartungen an das Ganze heran geht, denn wer hier einen Zombiefilm der alten Schule erwartet, könnte im Endeffekt ohne Weiteres ein wenig enttäuscht sein. Und so sollte man beispielsweise keinesfalls einen Vergleich mit den echten Größen des Genres anstellen, denn wer ein ähnlich gelagertes Szenario wie bei "Zombie - Dawn of the Dead" oder auch "Woodoo" erwartet, wird definitiv nicht auf seine Kosten kommen. Regisseur Sang-ho Yeon präsentiert nämlich keine Geschichte mit dem Härtegrad eines George A. Romero oder Lucio Fulci, vielmehr kann man die Produktion am ehesten mit dem amerikanischen Blockbuster "World War Z" vergleichen. Das dürfte aber aufgrund einer 16er Freigabe nicht wirklich verwundern, denn allein daraus geht doch schon eindeutig hervor, das man an dieser Stelle einen Beitrag kreiert hat, der ziemlich stark auf die breite Masse zugeschnitten ist. Wenn man das als Grundlage anerkennt und somit die eigene Erwartungshaltung in die richtigen Bahnen lenkt, dann wird man auf jeden Fall mit einem wahrhaft erstklassigen Genre-Vertreter konfrontiert, der keinerlei Wünsche offen lässt.
Nach einer eher kurzen Einführung von gut 20 Minuten geht es dann auch gleich mal richtig zur Sache und das zu Beginn noch recht ruhige Erzähltempo erfährt eine enorme Steigerung. Sobald der Zug sich in Bewegung gesetzt hat ist es vorbei mit der bis dahin eher beschaulichen Grundstimmung. Es entfaltet sich schlagartig eine extrem dichte und klaustrophobische Atmosphäre, was selbstverständlich dem räumlich begrenzten Schauplatz innerhalb des Zuges geschuldet ist. Fast im Minutentakt treten dabei immer bedrohlichere Züge in den Vordergrund, wobei das Ganze von unzähligen Action-Passagen und einem enormen Tempo umrahmt wird. Gleichzeitig wird auch der sehr gelungene Spannungsbogen immer weiter in die Höhe getrieben, was sich ganz zwangsläufig auch auf das Sehverhalten des Betrachters niederschlägt. Die beengte und scheinbar aussichtslose Situation der Reisenden fährt einem nämlich richtig unter die Haut und phasenweise fühlt man sich dabei, als wenn man selbst als Passagier mit an Bord wäre. Der enthaltene Härtegrad bewegt sich dabei in einem ausreichenden Rahmen, ohne das jedoch die normalen Grenzen in irgendeiner Weise überschritten werden. Das mag nicht jedem schmecken, denn übertrieben blutrünstig geht es nur in wenigen Einstellungen zur Sache. Der geneigte Gorehound wird also nicht unbedingt auf seine Kosten kommen, dafür werden allerdings die Freunde des modernen Zombiefilms mit Mainstream-Anstrich bestens versorgt. Mich persönlich hat lediglich die manchmal etwas unpassende Hochglanz-Optik ein wenig gestört, denn phasenweise erscheint das Szenario dann doch etwas zu glatt, was sich allerdings wirklich nur auf die visuelle Umsetzung bezieht. Ansonsten gibt es keinerlei Grund zur Beanstandung, denn "Train to Busan" ist absolut erstklassiges Popcorn-Kino, wobei diese Bezeichnung bei einem Zombiefilm immer etwas befremdlich erscheinen mag. Mit knapp zwei Stunden Laufzeit ist das Werk ordentlich bemessen und trotz der Spielzeit kommt an keiner Stelle Langeweile auf.
Das hat Sang-ho Yeon allein schon durch die temporeiche Erzählstruktur seiner Story nahezu vortrefflich vermieden, denn die äußerst seltenen Ruhephasen des Filmes kann man sich an einer Hand abzählen. Immer wenn man meint, das die Ereignisse einem etwas Zeit zum verschnaufen geben, steht schon die nächste Auseinandersetzung zwischen Menschen und Untoten vor der Tür. Dabei kann man diese Bezeichnung auch ohne Weiteres wörtlich nehmen, denn innerhalb des Zuges müssen sich die Überlebenden von Wagen zu Wagen durchkämpfen, um sich mit anderen Passagieren zu vereinen. Dabei passiert dann auch eine ganze Menge und gleichzeitig bekommt man auch einen guten Einblick in die verschiedenen Charaktere der Gattung Mensch. Nicht jeder denkt hier an die Allgemeinheit, verschiedene Akteure unserer Spezies legen stattdessen eine Art von Egoismus an den Tag der sämtliche Rahmen zu sprengen droht. Wirklich überraschend ist das allerdings nicht, zudem sind etliche Handlungen diverser Personen auch sicherlich dem Umstand der Todesangst zuzuordnen, so das man schwerlich das Urteil über die Protagonisten fällen kann. Dennoch merkt man, wie sich durch das Verhalten Einzelner eine gewisse Wut in einem selbst aufbaut und gleichzeitig stellt man sich die Frage, wie man wohl selbst reagieren würde wenn das eigene Leben so extrem bedroht ist.
Letztendlich bin ich mir sicher, das "Train to Busan" die Lager der Fans etwas spalten wird, denn nicht jedem wird dieser auf Mainstream getrimmte Beitrag zusagen. Mir hat der Film allerdings ausnehmend gut gefallen und obwohl ich mit den Klassikern des Sub-Genres aufgewachsen bin, kann ich auch diesem modernen Szenario jede Menge abgewinnen. Es muss eben nicht immer nur das übliche Splatter-Gore Festival sein, manchmal ist es auch äußerst gelungen, wenn sich der Fokus mehr auf Action als denn auf einen übertrieben Härtegrad richtet. Tote gibt es hier mehr als genug, nur von den Tötungen an sich bekommt man halt die etwas entschärfte Version zu sehen. Dennoch kann man sich auf keinen Fall beklagen, denn was Sang-ho Yeon eventuell an visueller Härte etwas versäumt hat, wird durch jede Menge Tempo, erstklassige Action und eine bedrohliche Grundstimmung jederzeit ausgeglichen. Am besten sollte man sich jedoch selbst ein Bild davon machen, denn sehenswert gestaltet sich dieser asiatische Genre-Beitrag definitiv und manch einer könnte vielleicht sogar seine Vorliebe für den heutigen Mainstream-Zombie entdecken.
Fazit:
"Train to Busan" ist sicherlich nicht die von vielen Leuten fälschlicherweise erwartete Splatter und Gore Explosion, was man meiner Meinung nach aber allein schon aufgrund der 16er Freigabe auch nicht erwarten konnte. In Sachen Kurzweil und Unterhaltungswert ist dieser Beitrag allerdings eine echte Granate und dürfte auch eine riesige Zielgruppe bestens bedienen. Mir hat die Geschichte extrem gut gefallen, so das ich nur eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen kann.
9/10