Südkorea muss über eine Menge fähiger und waghalsiger Stuntleute verfügen, denn anders ist das genaue Timing bei den Actionszenen des Realfilmdebüts von Yeon Sang-ho kaum zu erklären.
Fonds-Manager Seok-Woo (Gong Yoo) lebt getrennt von seiner Frau und verbringt zu wenig Zeit mit seiner zehnjährigen Tochter Soo-an (Kim Soo-an). Just als er sie während der Zugfahrt von Seoul nach Busan begleitet, bricht eine Zombiewelle aus und dummerweise hat es eine Infizierte in den Zug geschafft…
Die Figurenkonstellation erinnert deutlich an den klassischen Katastrophenfilm, bei dem es mindestens einen rücksichtslosen Geschäftsmann oder Politiker gibt, ein flippiges Paar mit einigen Sprüchen, ein etwas jüngeres Paar im Teeny-Alter und den Helden mit Anhang. Nur dass der Vater und Geschäftsmann zunächst stellvertretend für ein wenig Sozialkritik steht, bevor dieser eine positive Charakterentwicklung durchmachen kann.
Autor und Regisseur Yeon kommt zugig zur Sache und lässt die Infizierten binnen weniger Minuten zu einer Horde wild zuckender Angreifer mutieren, die den Titelgebenden in ein Schlachtfeld verwandeln. Zwar spritzt hin und wieder Blut, doch die FSK16 spricht gegen explizites Blutvergießen und detaillierte Gewaltausbrüche, obgleich ein paar Dutzend Leute gebissen werden. Yeon setzt mehr auf schnelle Action, wobei einige Auseinandersetzungen fast schon ein wenig zu hektisch anmuten und im Schnellzug auch schon mal die Übersicht verloren geht.
Zwar steuert die Story zwischenzeitlich zwei Bahnhöfe an, doch tatsächlich spielen sich die meisten Szenen in den Abteils ab, in denen facettenreich für Spannung gesorgt wird. Sei es, die Infizierten abzulenken und die Dunkelheit beim Passieren eines Tunnels zu nutzen oder einfach mal über die Gepäckablage zu robben. Die leicht klaustrophobische Atmosphäre kann phasenweise sehr deutlich punkten, nur häufen sich gegen Finale ein paar überaus pathetische Einlagen, welche merklich den Drive herausnehmen. Allerdings gibt es diesbezüglich gegen Ende einen Gänsehautmoment, der von einer unglaublich guten schauspielerischen Einzelleistung lebt.
Ein zombifiziertes Reh liefert den Anfang, es folgen einfache, jedoch effektive TV-Übertragungen und im Verlauf hängt sich quasi eine miteinander verflochtene Zombietraube an den Zug. Solche Momente bleiben schlichtweg hängen und trotz minimaler Längen innerhalb der 118 Minuten Laufzeit ergibt sich so etwas wie eine Pflichtsichtung für Zombiefreunde: Spannend, tempo – und actionreich und verdammt unterhaltsam.
8 von 10