Batman The Killing Joke
In den 80ern befand sich das Comicbusiness, zumindest was Superhelden angeht, in einer kreativen Krise. Alle Geschichten schienen erzählt zu sein, die Comicuniversum drehten sich nur noch um sich selbst und waren so kompliziert geworden, dass ein Einstieg unmöglich schien. Dann traten junge Comicautoren auf den Plan, die die Kunstform revolutionierten. Es hatte vorher schon Ansätze von „erwachseneren“ Storylines gegeben, wie die Green Arrow Story um die Hard-Travelling Heroes oder einige Spider-Man-Stories, aber jetzt kam die Düsternis über die Comicwelt, vor allem mit drei Geschichten: Alan Moores Watchmen, Frank Millers The Dark Knight Returns und eben Alan Moores The Killing Joke. Der kreative und kommerzielle Erfolg sorgte für einen Comicboom und wachsende Brutalität, der eine Reihe von Klassikern hervorbrachte (Mike Grells Green Arrow Run ist grandios, Neil Gaimans Sandman über jeden Zweifel erhaben), aber sich schließlich auch wieder nur im Kreis drehte…
Die Verfilmung von Alan Moores Batmangeschichte hat eine riesige Stärke und eine riesige Schwäche. Die Stärke ist das Material. Der Teil, der Alan Moores Geschichte umsetzt, ist verstörend, packend und spannend. Leider macht das nur zwei Drittel der Geschichte aus. Alan Moore erzählt eine Geschichte um Batman, Commissioner Gordon und den Joker. Batman und Joker stehen sich diametral gegenüber (sie sind wie eine lange, komplizierte Gleichung, die sich nur in einem Vorzeichen unterscheiden) und sind unterschiedliche Extreme. Commissioner Gordon steht quasi dazwischen, und der Joker versucht, ihn auf seine Seite zu ziehen, also wahnsinnig zu machen. Eines seiner Mittel ist, dass er die Tochter des Commissioners, das ehemalige Batgirl, über den Haufen schießt. Sie ist hier keine eigenständige Figur, sondern Mittel zum Zweck. Da die Batmanserie aber natürlich weiter lief, hat man die nun querschnittsgelähmte Barbara als Computergenie Oracle weiter eingebaut, was so in dem Comic nicht angelegt war. Im Film wird das dann leider zu einem Plotpunkt. Dadurch rückt Barbara als vierte Hauptfigur in den Fokus, obwohl sie in der eigentlichen Geschichte nicht wirklich auftaucht. Deshalb bekommt sie einen Prolog um einen Stalker und eine Liebesgeschichte, die wie angetackert wirken, was aber nur daran liegt, dass sie angetackert sind. Das bringt den Film nicht zu Fall, aber ein wenig aus der Balance.
Schauspielerisch ist Fanservice angesagt. Die beiden Hauptrollen werden von Kevin Conroy (Batman) und Mark Hamill (Joker) gesprochen, die die Rollen auch in der legendären Batman Adventures Zeichentrickserie gesprochen hatten, die zu den besten Fernsehserien überhaupt gehört. Sie kehren also in ihre Paraderollen zurück und knüpfen an die großartigen Leistungen aus den 90ern an.
Den 45 Minuten, die Alan Moores Comic nacherzählen, ist nichts vorzuwerfen. Die Geschichte ist immer noch so gut wie vor dreißig Jahren, die Animation ist sauber, das Design schön düster, die Sprecherleistungen hervorragend. Der 20minütige Prolog und die 2 Minuten am Ende, die sich um Barbara drehen, sind an sich nicht schlecht, sollten aber nicht im eigentlichen Film sein, da sie vom Hauptplot ablenken.
Trotzdem bleibt das die wohl definitive Jokergeschichte und allein deshalb und wegen Conroy und Hamill eine klare Sehempfehlung.