Im ersten Teil fand die Reise des kleinwüchsigen Frodo (Elijah Wood), den supermächtigen Überring zurückzubringen, ihren Anfang. Jetzt findet sie zwar noch nicht ihren Abschluss, kommt diesem aber ein gutes Stück näher. Frodo und Sam (Sean Astin) gehen inzwischen ihren eigenen Weg durch Mittelerde zum Hort des Bösen und machen schließlich auch ihre Bekanntschaft mit dem berüchtigten Geschöpf Gollum (Andy Serkis), welches die Definition von gespaltener Persönlichkeit zu sein scheint. Der Rest der Truppe, also Aragorn (Viggo Mortensen), Legolas (Orlando Bloom), Gimli (John Rhys-Davies), der glorreich zurückkehrende Gandalf (Ian Mckellen) und die beiden Hobbits Merry (Dominic Monaghan) und Pippin (Billy Boyd) vertreibt sich aber nicht minder unterhaltsam die Zeit: Aragorn hilft dem Königshaus von Rohan gegen eine Uruk-Hai-Streitmacht zu bestehen und geleitet sie zum vermeintlich sicheren Tal von Helms Klamm, an dessen Scheitelpunkt die Hornburg liegt. Die beiden Hobbits vergnügen sich indes mit einem Ent (=Baumgeschöpf) und überreden ihn und seine Entfreunde, dem bösen Magier Saruman den Garaus zu machen. Oder zumindest seiner tollen Uruk-Hai-Produktionsstätte.
Von der Optik her hält "Die Zwei Türme" locker das Niveau des Vorgängers: Fast durchgehend darf man Neuseeland in seiner ganzen Pracht bewundern. Dazu kommen verschönernde, aber dennoch nicht zu aufdringliche Computereffekte. Dadurch ergibt sich ein perfektes Fantasyambiente, welches den Zuschauer leicht für mehr als drei Stunden gefangen nimmt. Der Score klingt auch genauso gut wie bei "Die Gefährten", was einschließt, dass die Anzahl der einprägsamen Themen wieder nicht hoch ist. Trotzdem ertönen aus den Boxen wundervolle, mitreißende Klänge, die vor Harmonie nur so strotzen. Audiovisuell kratzt der Film also an der Perfektion.
Am Vorgänger konnte man an der Story noch aussetzen, dass sie arg linear ist (wie das Buch ja auch). Diesmal kann man diesen Kritikpunkt aber nur noch schwer einbringen, denn mit durchgehend drei Handlungsebenen ist für Abwechslung in jedem Falle gesorgt. Ein bisschen stören tut da nur die Tatsache, dass diese Handlungsebenen nicht perfekt aufeinander abgestimmt sind. Während bei Aragorn schon eine fette Party mit Uruk-Hais steigt, spaziert Frodo freudig in der Gegend herum und die Ents unterhalten sich über fragwürdige Themen. Also wird die Stimmung von Schauplatz zu Schauplatz immer wieder gebrochen. Ist im Endeffekt aber nicht wirklich gravierend, eher stört eigentlich, dass der Plot vom Konigtum Rohan und Aragorns beinahe Geliebter ab und an einige Längen aufweist. Die Dialoge wirken manchmal dezent schmalzig und sinnentlehrt, fördern aber doch die Fantasystimmung und überzeugen den Zuschauer davon, dass man an einem wahren Epos teilnimmt. Für Fans ist die Serie ja sowieso eine Offenbahrung.
Die Darsteller sind wieder gut auf ihre Rolle abgestimmt, schauen immer schön ernst aus der Wäsche und faseln bisweilen auch mal etwas elbisch. Elijah Wood unterstützt die auf seiner Rolle lastende Bürde mit einer immer traurigeren, schwermütigeren Mimik. Ein wahres Highlight ist jedoch das Geschöpf Gollum, das zu gewissen Teilen ja von Andy Serkis verkörpert wird. Dieses ist alleine schon ein Grund, sich diesen Streifen reinzuziehen: Jenseits der bedeutungsschwangeren, intensiven Mono- und Dialoge, die herrlich auf seinen gestörten Charakter schlussfolgern lassen, ist es vor allem seine ausgefeilte Mimik, die einen vom Hocker haut.
"Die Zwei Türme" ist unglaublich monumentales Fantasykino. Die Story ist angenehm facettenreich, unterhält aber auch mit opulenten und endlos pompösen Schlachten. Etwaige, kleine Längen werden mühelos von der dichten Atmosphäre kompensiert und auch die Balance zwischen den Figuren stimmt. Dazu ist die Spannungskurve komplett, was den Film eigenständiger macht als "Die Gefährten". Auch wenn Frodo seine Mission noch nicht vollendet hat, reichen dem Zuschauer die Höhepunkte am Ende als befriedigendes Filmerlebnis.