Review

+++Gewaltige und sprachbetonte Fortsetzung+++
Kurzkommentar:
Nach dem Erfolg des ersten Teils machte sich Peter Jackson sofort daran, den zweiten fertig zustellen. Die Dreharbeiten zu allen drei Teilen fanden zwar nahtlos nacheinander statt, aber das dabei entstandene Material wurde später nur teilspezifisch verwendet.
Dieser Film unterscheidet sich am sichtbarsten vom ersten dadurch, dass er nicht so linear verläuft. „Die Gefährten“ bezeichnete Jackson als eine Form von Roadmovie, weil es eine lineare Handlung gibt. In der Erzählweise kommen keine Schauplatzwechsel vor, weil sich alle wichtigen Personen zusammen an einem Ort befinden. „Die Zwei Türme“ ist da anders strukturiert was den Film etwas schwungvoller erscheinen lässt. Hier springt die Handlung immer wieder von Anfang bis Ende zwischen drei Orten hin und her. Wir erleben die Geschichte von Merry und Pippin, die im ersten Teil von den Uruk-Hai entführt wurden. Es wird erzählt, wie Aragorn, Gimli und Legolas diesen Uruks folgen, aber viele Stunden zurück liegen. Und die Geschichte um Frodo, Sam und den Ring wird fortgeführt.
Dieser Teil ist meiner Meinung nach der brutalste von allen dreien, weil die große Schlachtszene am Ende in Sachen Spannung und Gewalt für 12jährige Kinder viel zu intensiv dargestellt ist. Und weil ich die Erzählung des beinahe Indiana-Jones-ähnlichen Abenteuers im ersten Teil besser fand gibt’s hier von mir nur 9 von 10 Punkten.


Ausführlicher Kommentar (Teil 2 von 3):
MUSIK: „May it be“ von Enya gab im ersten Teil entscheidend die Richtung vor. Ein sehr langsamer, gefühlvoller Soundtrack, der gekonnt die Verzweiflung und auch die Hoffnung der Charaktere wiederspiegelt. Die dramatische Stimmung wird durch dieses Lied noch verstärkt und trägt beim Zuschauer zur vollen Hingabe zu diesem Epos bei. Spätestens nach zwei Minuten bleibt bei intensiver Verinnerlichung kaum ein Auge trocken. Diese zerbrechlich ertönende Stimme und der hauchende Klang des Orchesters, der von dunklen Tälern bis auf hell erleuchtete Bergspitzen führt, wie der Film selbst.
Im zweiten Teil übernahm der Hauptverantwortliche für die Musik, Howard Shore den Soundtrack aus dem ersten. Frances Walsh, Jacksons Frau, schrieb zu der Szene, in der Gollum einen Fisch fängt und auf einem Stein erschlägt das kindliche Lied „Gollum’s Song“. Trotz gleicher Bemühungen wie bei Teil eins (und einer fantastischen Kriegsszene am Ende) kam dieser in der Oscar-Nacht 2003 nur auf 2 goldene Trophäen.
In Teil 3 schrieb Fran Walsh wieder ein Lied, aber diesmal so richtig. Und zwar für Annie Lennox, die es auch bei den Academy Awards 2004 sang, weil es für einen Oscar nominiert war. „Into the West“ hieß es und wurde zum krönenden Abschluss eines meisterhaften Soundtracks, wieder unter der Leitung von Howard Shore.
Was in allen Filmen gleich ist (logisch, denn sie gehören zusammen) ist die Klangfarbe, das Tempo und die Kraft der verwendeten Musik. Sie mischt geschickt einen Stil von Romantik, Aufsässigkeit, Kampfeslust und Humor. Dadurch verschmelzen die vier Gezeiten der Filmhandlung zu einem einfach nur passenden orchestralen Gemälde. Die Musik lenkt den Zuschauer, während er sich eine Szene betrachtet. Sie geht sanft hinein in sein Ohr und freundet sich mit seinen innersten Gefühlswahrnehmungen an. Sie ist auch auf drei CDs erhältlich und eignet sich prima zum kuscheln und entspannen.

DIALOGE: Diese sind in keinster Weise stumpf oder Öde, in keiner Sekunde. Die Sprache, die hier gesprochen wird ist von allerhöchster Note. Jeder redet in gewähltem Umgangston mit jedem – selbst wenn er ihm feindlich gesinnt ist. Das mag manchmal etwas surreal erscheinen, passt aber genialerweise zu den Filmen und fällt nicht schwer ins Gewicht. Hier wurde eben auch wieder darauf geachtet, dass die Personen so gut wie möglich die gleichen Texte sprachen, wie sie J.R.R. Tolkien in seinem Buch geschrieben hatte. Klar, ein Buch ist meist noch langwieriger als der Film, deshalb mussten viele Textpassagen weggelassen werden. Ganz besonders in dem Abschnitt von Elronds Rat, der im Film sonst eine halbe Stunde gedauert hätte. Wenn etwas weggelassen wurde, so machte man sich trotzdem Gedanken, wie die verlorenen Sätze wieder eingebaut werden könnten, um den Fans des Buchs gerecht zu werden. So spricht der Ent Baumbart einen Reim, den eigentlich Tom Bombadil im ersten Buch spricht. In der Szene, als Merry und Pippin von den Wurzeln eines Baumes erdrosselt werden hält er den Baum mit Toms Worten davon ab.
Auch die von Tolkien selbst entwickelte Elbensprache kommt in allen Filmen nicht zu kurz. Diese geschwungenen, strichenen Schriftzeichen erfand der Anglistikprofessor schon Anfang des 20. Jahrhunderts zusammen mit drei weiteren sprachbegeisterten Studienkollegen. Er war schon als Kind davon fasziniert, mit seinen Kumpels eine eigene Geheimsprache zu erfinden, über die nur sie sich miteinander unterhalten konnten. Das baute er später in seinem Phantasieroman ein und wurde ein Hit. Ganz krasse „Herr der Ringe“ Fans lernten die Schrift der Zwerge und Elben, um sich auf diese Art (spielerisch) geheime Botschaften zukommen zu lassen.

Fortsetzung folgt im Kommentar zu: „Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs“

Details
Ähnliche Filme