Dominik Grafs "Die Freunde der Freunde" beruht auf der Geschichte "The Way It Came" von Henry James (auch unter dem Titel "The Friends of Friends" erschienen), die der Regisseur zusammen mit Markus Busch zu einem im heutigen München im Milieu gutsituierter Abiturienten angesiedelten Filmszenario verarbeitete. Elemente von Jugenddrama und Mysterythriller formt Graf mit einem sehr talentierten Viererensemble jugendlicher Darsteller zu einer dicht gefügten Erzählung in einem für diesen wichtigen deutschen Filmemacher charakteristischen Stil.
Natürliches Licht, weiche, manchmal bis zur Verschwommenheit undetaillierte Bilder - von Hanno Lentz oft per Handkamera aufgenommen - strahlen in Verbindung mit mal treibenden, mal melancholischen, aber immer stimmungsvollen Musikbeiträgen von Sven Rossenbach und Florian van Volxem eine gewisse Wärme, Intimität, aber auch Mystik aus. Vier sehr unterschiedliche Figuren stehen einander gegenüber: Matthias Schweighöfer ist als zurückhaltender, nach der für ihn bestimmten Person suchender Schüler Gregor zu sehen, Florian Stetter als draufgängerischer und am Rand der Selbstzerstörung agierender Arthur. Sabine Timoteo spielt die mit einem Kind aus einer gebrochenen Vergangenheit einen Platz in der Gesellschaft suchende Billie, während Jessica Schwarz als verspielte, aber auch sensible Freundin Arthurs auftritt. Jessica Schwarz' unbekümmertes, aus der Unmittelbarkeit des Gefühls kommendes Spiel ist hier ebenso richtig am Platz wie die reifere, subtilere Darstellungsweise von Sabine Timoteo.
Geheimnisvoll wird der Film, wenn - wie schon in James' Short Story - die Figuren Erscheinungen von Verwandten oder Freunden erleben, die gerade sterben. Nicht bedrohlich oder überfallartig, sondern ruhig und bedächtig gehen die Erscheinungen vor sich, und lassen spätestens nach der Todesnachricht diejenigen, denen sie sich gezeigt haben, ratlos, aber vielleicht auch auf eine subtile Art getröstet zurück. "Die Freunde der Freunde" ist nicht nur wegen der Todesthematik, sondern auch beispielsweise wegen des Auftauchens, Verschwindens und erneuten Auftauchens der von ihrer zerrütteten Ehe getriebenen Billie eine Erzählung über den Schmerz, den gerade gefundenen Menschen unversehens wieder loslassen zu müssen. Die Erzählung aus Sicht Gregors endet wehmütig, aber doch nicht völlig pessimistisch, sondern mit der Bereitschaft, die Unvorhersehbarkeit der Lebenswege hinzunehmen.
Ein ruhiges, sich sehr nah an den Figuren entlangtastendes Drama mit einem wärmenden Blick auf den Kreislauf von Begegnung und Abschied.