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Die Gefahr auf seine Paraderolle festgelegt zu werden ist groß, weshalb Daniel Radcliffe immer mal wieder betont abseits von Harry Potter als Schauspieler wahrgenommen werden will, sei es nun in krasseren Rollen auf der Bühne oder im Film.
Da ist es alles andere als ein Zufall, dass FBI-Agent Nate Foster (Daniel Radcliffe) anfangs optisch noch stark an den berühmten Zauberlehrling erinnert und auch von seinen Kollegen eher als Theoretiker ohne Einsatzerfahrung wahrgenommen wird. Außerdem ist er noch nicht so zynisch wie seine Kollegen und stellt fest, dass der vermeintliche islamistische Bombenleger, den sie gerade verhaftet haben, erst durch Undercoveragenten zu seiner Tat gebracht wurde und zweifelt an seiner Arbeit.
Das ist der Moment, in dem Angela Zamparo (Toni Collette) von der Undercover-Einheit an ihn herantritt und ihm einen brandgefährlichen Auftrag gibt: Nate soll amerikanische Neo-Nazis aus dem Umfeld des Radiomoderators Dallas Wolf (Tracy Letts) unter die Lupe nehmen, die im Verdacht stehen Mengen der Substanz Cäsium 137 gestohlen zu haben, mit der man dreckige Bomben bauen kann. Wolfs White-Power-Radiosendung spricht von einem aufziehenden Rassenkrieg und einem apokalyptischen Startevent, was den Verdacht nahelegt. Also beginnt das radikale Ummodeln: Haare geschoren, Skinheadklamotten angezogen, mit einem falschen Lebenslauf als Ex-Soldat ausgestattet, so geht Nate zu Werke. Seine Tarnidentität betreibt einen Laden für medizinisches Zubehör und Gerät, was ihn für die Neo-Nazis interessant machen soll, da man über diese Connections auch Utensilien für den Bombenbau bekommt.

Über einen Informanten wird Nate in die erste Neo-Nazi-Gruppe eingeschleust und kann sich trotz gewisser Verdachtsmomente bald in der Hierarchie hocharbeiten, in der Hoffnung an Wolf heranzukommen. Dabei lernt Nate verschiedene Facetten der White-Power-Bewegungen in Amerika kennen…
Besagte Facetten sind auch eine große Stärke von „Imperium“, der das Von-Bis der Gruppierungen ausbuchstabiert, von glatzköpfigen Schlägern über Redneckfanatiker, die sich für den herbei phantasierten bevorstehenden Rassenkrieg rüsten bis hin zu Rechtsintellektuellen, die als normale Vorstädter leben und hinter unauffälliger Fassade abgründige Ideologien predigen. Auch in Sachen Überzeugung präsentiert „Imperium“ verschiedene Parteien: Da gibt es diejenigen, die in erster Linie prügeln und Reden schwingen, diejenigen, die sich mit kleineren Aktionen Gehör verschaffen wollen, und diejenigen, die das Ganze nur als Einnahmequelle sehen. Die Frage ist, ob sich unter den Leuten auch diejenigen befinden, die wirklich gefährlich sind, deren Eifer über Straßenschlägereien und Schießtraining im Survivalcamp hinausgeht.
Diese Frage hält „Imperium“ spannend, da nicht jeder das ist, als dass er erscheint. Wenn putzige kleine Kinder davon reden, dass sie mit ihrem Vater ein Baumhaus gebaut haben um sie vor der Invasion der „mud people“, wie Rassisten Schwarze abfällig nennen, zu bewahren, dann zeigt das gut die Abgründe, die Indoktrination und Hass hervorbringen und erinnert gleichzeitig an Costa-Gavras „Verraten“, in dem es eine ähnliche Szene gibt. Ein nüchterner, aber umso dadurch umso schockierender Blick auf ein ideologisch derartig gefärbtes Umfeld, in dem auch der Agent gezwungen wird bei Hassdemonstrationen für die Rechtsaußenfraktion mitzulaufen und gleichzeitig erlebt, wie sich friedlicher und nicht so friedlicher Widerstand gegen die Demo erhebt.

Natürlich führt das zu genretypischen Verwicklungen im Milieu: Undercoveragent Nate könnte irgendwann selbst die Täter anstiften und eine Terrortat initiieren, die es ohne sein Zutun nicht gegeben hätte. Er könnte sich in der Szene verlieren und seiner Identität nicht mehr sicher sein, da er seine Ziele für echte Freunde hält. Oder er könnte sich in eine fixe Idee verrennen, für die es keine Beweise gibt. Mit all diesen Optionen spielt „Imperium“ und hält auch dadurch die Spannung aufrecht, da erst zum Finale klar die Karten auf dem Tisch liegen.
Bis dahin durchläuft „Imperium“ allerdings erst einmal diverse Standardsituationen des Undercoverfilms, in denen Ermittler Nate sich zu verraten droht, weil er etwa die falsche Kleidung trägt, verdächtiges Material beim Spontanbesuch seiner neuen Kameraden rumliegen hat und schnell verschwinden lassen muss oder seine Kameraden von einem körperlichen Angriff auf einen Schwarzen abbringen muss ohne sich dabei zu verraten. Das hat man öfter schon in ähnlichen Filmen gesehen und doch ist es immer wieder spannend zu erleben wie genau sich Nate nun aus diesen Situationen herauswinden wird. Hin und wieder gibt es auch den einen oder anderen Durchhänger zu beklagen, zumal das große Verdächtigenensemble nicht nur Vorteile hat: Manche Figur verschwindet dauerhaft oder für einen längeren Zeitraum aus der Handlung, wenn sie dem Film gerade nicht wichtig ist, wodurch „Imperium“ gelegentlich sprunghaft wirkt.
Durchweg gelungen ist dagegen die Darbietung Daniel Radcliffes, der sehr eindeutig den Wandel von der grauen Büromaus zum getriebenen Ermittler zeigt, für den seine Arbeit auch ein Kick ist und der sich immer mehr in ebenjenem Job zu verstricken droht. Ebenfalls stark ist Toni Collette als Vorgesetzte, bei der man nie weiß, inwieweit sie eine Idealistin und eine Seelenverwandte Nates ist oder ob sie den jungen Mann nur ausnutzt. Tracy Letts hat wenige Auftritte, die aber Akzente setzen, ähnlich wie Burn Gorman. Besonders stark ist Sam Trammell als Biedermann der Rechtsaußenfraktion, der extreme Ansichten mit Familie, Eigenheim und Barbecues für die Gesinnungsgenossen zu einer abgründigen Mischung vereint.

In vielerlei Hinsicht mag „Imperium“ das Genre des Undercoverthrillers nicht neu erfinden und öfter mal Standardsituation bedienen, aber gleichzeitig bietet er einen facettenreichen, vor allem von Radcliffe, Collette und Trammell sehr stark gespielten Einblick in die Belastungen eines verdeckten Ermittlers und die rechte Szene der USA zwischen White Power, Neo-Nazis und Rechtsterroristen. Ein spannender Vertreter seiner Art.

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