Review
von Leimbacher-Mario
Der tragikkomische, magische Gral
Neben "Time Bandits" oder "Brazil" geht "Fisher King" immer etwas unter - völlig zu Unrecht wie ich finde! Auch mir wurde das erst viel zu spät klar - und zwar mit Robin Williams tragischem Tod, was mich gerade nach solchen meisterhaften, traurig-schönen Rollen nur noch mehr schaudern lässt. Aber mit solchen Auftritten wie hier als Obdachloser, bleibt er ja zum Glück unsterblich. Und er ist bei weitem nicht der einzige Grund, warum "Der König der Fischer" von 1991 es wert ist, wiederentdeckt zu werden.
Die Geschichte um einen eingebildeten, unüberlegten Radiomoderator, der einen tödlichen Amoklauf auslöst & durch einen liebenswert-verrückten Obdachlosen vor Tod & Verzweiflung gerettet wird, ist typisch & untypisch Gilliam zugleich. Eines seiner traurigsten Werke - mit einer verdammt düsteren, dreckigen, realistischen Seite. Nicht nur auf Grund der Obdachlosen in New York - es gibt auch noch besagten Amoklauf, Traumas, einen gruseligen, rotten Ritter & einen lange Zeit ziemlich verrohten Protagonisten. Das klingt nicht nur düster, ist es auch zum Teil, gerade in seinen Nachwirkungen. Trotzdem schafft Gilliam es durch seine detailliert fantastische Art, das Ganze aufzulockern, unterhaltsam zu machen, ohne es je ins Lächerliche zu ziehen. Außer vielleicht Tim Burton erschafft keiner so spielerisch solche Traumwelten mit Ankern in den dunkelsten Ecken unserer Welt. Wenn der gesamte
Bahnhof in Williams Fantasie auf einmal tanzt oder seine vollgestopfte Kellerwohnung - einfach nicht von dieser Welt!
Neben Williams in einer Paraderolle, sticht auch Bridges hervor. Sein Charakter macht die größte Entwicklung durch & lernt sozusagen mit dem Zuschauer. Kein Identifikationsfigur, aber jemand den man trotzdem lieben lernt. Den Figuren in dieser Welt ist schon Furchtbares passiert, aber trotzdem siegen am Ende Liebe, Hoffnung, Spaß, Freundschaft & vor allem: die Fantasie! Eine große Rolle spielen dabei sowohl Vergebung als auch Verdrängung, zwei oft tief psychologische Themen, die hier ebenfalls schwerelos bekämpft & gelöst werden & somit unser Herz nur noch überraschender berühren. Ein paar Längen hat der Film & es ist schnell abzusehen, wohin die aufregende Reise am Ende führt - das nimmt aber nur wenig von dem Spaß, der Melancholie & der Ode an die Kraft des Geistes & des reinen Herzens. Vielleicht Gilliams emotionalster, realistischster Film & definitiv viel tiefer als man erwarten könnte.
Fazit: eines von Gilliams unterschätzten Meisterwerken! Nur er kann Fantasie & dreckige Realität, Liebe & Schmerz so ineinander verlaufen lassen!