Ist das jetzt Queer Cinema? Also, was mich betrifft: ein klares KP. Zwar geht es um eine schwule Jugendliebe, aber die wird so vergleichsweise selbstverständlich dargestellt und um schwule Identität oder so geht es eigentlich nicht, dass ich unentschieden bin. Bi, sozusagen.
Ist vielleicht auch gar nicht die Frage, für mich ist "Die Mitte der Welt" vor allem ein teils rauschhafter Jugendfilm. Dass die Hauptfigur einen Jungen fickt, finde ich nicht essentiell. Wär's ein Mädchen gewesen, hätte die Geschichte als solche kaum anders funktioniert.
Der Film von Jakob M. Erwa ist überwiegend wunderschön fotografiert und toll geschnitten, lediglich im letzten Drittel wird's mitunter TV-mäßig, aber das gilt auch für die Story, die auf einem Kinderbuch (!) von Andreas Steinhöfel ("Es ist ein Elch entsprungen", "Rico, Oskar und die Tieferschatten") aus dem Jahr 1998 basiert.
Der ganze Cast spielt fantastisch, Louis Hofmann ("Phil") überragend (und zeigt auch mal kurz Teil-Cock), Jannik Schümann als sein Lover ebenfalls sehr gut. Svenja Jung als Phils beste Freundin Kat macht einem aber so was von Lust, noch mal jung zu sein. Erwähnenswert auch die beiden Kinderdarsteller in den Rückblenden: Bendix Hansen als junger Phil und Sara Fuhrer als seine Schwester.
Die Entdeckung des Films ist für mich allerdings Sabine Timoteo (Phils Mutter), die ich vorher nicht kannte (Asche auf mein Haupt? Hat seit 1993 über 40 Filme in den Credits, darunter "Brownian Movement", einen Schimanski und "Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot"). Jedenfalls eine wahnsinnig aparte, charismatische Frau. Schweizerin; vermutlich kannte ich sie deshalb nicht.
Sieben Punkte von mir, auch wenn ich fast geneigt wäre, für das wie erwähnt mir missliebige letzte Drittel, einen abzuziehen. Sagen wir sechseinhalb.