Review

Wenn überall die Arbeitswut eines erfolgreichen Newcomers namens Colin Farrell gepriesen wird, weil dieser in einem Jahr tatsächlich in fünf Filmen zu sehen war (die natürlich garantiert nicht alle im selben gedreht worden waren), dann schreit das nach einem uralten Hollywoodwinkelzug, um jemanden für ein breites Publikum aufzubauen.
In einem Wort: Star-Vehikel!

„S.W.A.T.“ war so ein Abbild der Leere, schick anzusehen, leidlich unterhaltsam, aber ohne jeglichen Sattmacher. Und dann „The Recruit“, dessen einfallslose Übersetzung „Der Rekrut“ durch den noch einfallsloseren Titel „Der Einsatz“ ersetzt wurde.
Immerhin: Farrell spielt hier neben Al Pacino und der rettet ja meistens die Filme, in denen er mitwirkt. Außerdem: C.I.A. als Thema, Ausbildung, Betrügereien, falsche Identitäten, das könnte was werden.

Ein fataler Trugschluß. Selten habe ich in letzter Zeit einen Agentenfilm oder Thriller gesehen, der vorherseh- und berechenbarer daherkam. Überraschungslos von der ersten bis zur letzten Sekunde, selbst wenn man sich nicht vorher schlau gemacht hat, dümpelt der Film von einer Täuschung zur nächsten, von einem Dreh zum nächsten Twist.

Farell gibt den muskulösen Freshman, der von Pacinos CIA-Ausbilder mit eventuellen Auskünften über seinen verschollenen Vater geködert wird. Es folgt die Ausbildung auf der sogenannten „Farm“, einem abgeschotteten Trainingscamp. Pacino hält uns die entscheidenden Fakten schön plakativ vor Augen: nichts ist wahr, nichts ist sicher, alles ist Täuschung oder ein Test.
Langsam sinkt der einigermaßen intelligente Zuschauer in den Halbschlaf ab, denn von nun an wird sich alles Gezeigte mit doppeltem Boden präsentieren, genauso wie sicher ist, daß Pacinos Erwähnung eines inoffiziellen Agenten dazu führen wird, daß Farrell diesen Job zugeschanzt bekommt.

Mag das auch alles modern und halbwegs spannend aufbereitet sein, quietscht die Story hörbar in allen Gelenken. In Hälfte zwei wird dann unser Hübscher auf seine geliebte Mitauszubildende angesetzt, weil die eventuell Daten aus Langley rausschmuggelt und eine Spionin ist.
Wer da noch Zweifel hat, daß dem natürlich nicht so ist und daß Colin im weiteren Verlauf ganz doll verwirrt ist und auch noch jemanden erschießt, der wird tatsächlich überrascht sein, wer sich hier doch noch als Bösewicht entpuppt.
Alle übrigen können den Film immer mit einem Vorsprung von minimum einer Viertelstunde komplett von A bis Z vorhersagen, um noch an irgendetwas Interesse zu finden.

Farrell hängt sich auch hier wieder voll rein, aber sein übernervöser, muskulöser Programmierer cum Agent, ist a) auf die Dauer nervig und b) wohl auf Teenager zugeschnitten, denn so recht schlauer wird auf die volle Filmdistanz nicht, wenn es darum geht, ihn in die Irre zu führen.
Pacino dagegen spielt den Jungspund allein mit seiner Präsenz an die Wand, jedoch liefert ihm das mäßige Drehbuch nur Heißluftblabla, daß er mit dem üblichen Hochziehen der Augenbrauen runterrattert. Dabei wirkt er meist müde und emotionslos, als würde ihn der Job kaum interessieren, was man sich auch nicht anders vorstellen kann.
Bridget Moynahan ist dagegen mal ein frisches Gesicht, muß dann aber doch wieder in Bezug auf Farrell immer nur emotional reagieren und springt (logo!), wann immer es geht, mit ihm in die Kiste.

Insgesamt zwar kein ausgesprochenes Werbefilmchen für den CIA, aber hart zu Rande geht man mit dem Verein auch nicht gerade, denn am Ende sind es mal wieder Amtsmüdigkeit und das große Geld, die den Verräter antreiben.
Aber daß es um die Kohle geht, steht ja schon auf dem großen Zaun geschrieben, den Pacino in seiner Farm-Einführungsrede schwenkt, wenn er erwähnt, daß man keine Reichtümer machen kann.

Man kann zwar also nicht sagen, daß „Der Einsatz“ ein ausgesprochen schlechter Film wäre, aber nichts an ihm ist neu, aufregend oder einfallsreich; alles plätschert gemütlich vor sich hin und so hätte man das Ding auch problemlos als brauchbare DVD-Veröffentlichung verheizen können, obwohl er dafür ein wenig zu gut besetzt ist. (5/10, als Kinofilm hätte er aber eigentlich noch einen mehr abgezogen verdient)

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