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One-Many-Army-Filme wie „Taken“, „The Equalizer“ und „John Wick“ sind seit einigen Jahren wieder angesagt, „Army of One“ war einer der Alternativtitel für den Dolph-Lundgren-Reißer „Josua Tree“, doch „Army of One“ von Larry Charles hingegen ist eine Parodie auf einsames Heldentum.
Dabei basiert der neueste Film des vor allem als Sacha-Baron-Cohen-Erfüllungsgehilfen bekanntgewordenen Regisseurs auf realen Tatsachen – die der Film, wie er zu Beginn in einer Parodie des derzeit grassierenden „Based on True Events“-Trends aufzeigt, großzügig ausschmückt. Doch den hier von Nicolas Cage dargestellten Gary Faulkner gibt es wirklich und tatsächlich hat er schon mehrfach versucht Osama Bin Laden zu finden. Der Film zeichnet Faulkner als Verlierer: Ein Handwerker, der abwechselnd auf Baustellen oder bei Kollegen auf dem Sofa schläft, der mehrmals die Woche wegen einer Nierenerkrankung zur Dialyse muss und der vor allem an zwei Sachen glaubt, an Gott und an Amerika. Das führt dazu, dass er in einer urkomischen Szene durch einen Baumarkt läuft und Kunden anweist bloß amerikanische Produkte zu kaufen, während er jene aus anderen Ländern runtermacht.
Bei einer Dialyse-Sitzung erscheint Gary dann Gott (Russell Brand) und hat einen ganz besonderen Auftrag für ihn: Er soll nach Pakistan reisen, dort Osama Bin Laden finden und anschließend nach Amerika bringen. Für Gary Ehrensache, hat er doch schon vorm Fernseher über die Misserfolge der US-Truppen bei der Jagd gemeckert und ist der Meinung, dass er sich als Ein-Mann-Eingreiftruppe unerkannt dort bewegen könne. Gleichzeitig erwähnt der Film auch, dass Garys Erkrankung zu Halluzinationen führen kann, was eine andere Lesart von Garys göttlichem Auftrag ermöglicht.

Gary muss allerdings einige Hürden überwinden: Er ist pleite, hat noch nicht einmal einen guten Plan wie er nach Pakistan kommt und benimmt sich stets wie der Elefant im Porzellanladen. Doch der unerschütterliche Glaube an seine Mission lässt ihn stets weitermachen…
Diese absurde Prämisse nutzen Larry Charles und seine Drehbuchautoren Rajiv Joseph und Scott Rothman für einen Film, der einerseits eine überzogene Komödie ist, andrerseits auch tragische Seiten besitzt. Denn Gary Faulkner ist nicht einfach nur ein Trottel, über den man lachen kann. Er ist laut, er ist ordinär und sein Nationalchauvinismus wird selbst von seinen Freunden bestenfalls geduldet. Doch auf seine verquere Art glaubt Gary das Richtige zu tun. Und dieser Glaube ist so stark, dass er damit das gerade erst gefundene Glück mit seiner früheren Klassenkameradin Marci Mitchell (Wendi McLendon-Covey) und deren an den Rollstuhl gefesselter Adoptivtochter Lizzie (Chenoa Morison) aufs Spiel setzt. Gerade wenn man Garys Visionen als Nebenwirkungen der Krankheit sieht und bedenkt, dass Gary für seine Mission die eigentlich lebenswichtige Dialyse ausfallen lassen will, so handelt es sich hierbei um einen reichlich tragischen Antihelden.
Doch leider beißt sich diese Konzeption immer wieder mit dem Humor des Films, der oft auf platte Blödeleien und einfallsarmen Slapstick setzt, wenn Gary Kanus in einem Laden für Sportbedarf umwirft, von einem Baugerüst knallt oder eine Bruchlandung mit einem Drachenflieger baut. Auch die Running Gags wie das Erscheinen Gottes oder Garys Bemerkung, dass der Esel sein Totem sei, laufen sich schnell tot, weshalb der Film alsbald schwächelt. Einige gelungene Gags wie erwähnte Baumarkteinlage oder der Meta-Kommentar, wenn Gary erfährt, dass sein Leben verfilmt werden soll und man Nicolas Cage für die Hauptrolle einplane, sind durchaus gelungen, doch insgesamt sind die Witze zu oft zahnloses Geblödel mit sehr unsauberem Comedy-Timing und das ist bei einer Komödie natürlich suboptimal.

Einer hält allerdings den Laden zusammen: Nicolas Cage. Nicht nur sieht er dem realen Gary Faulkner (der im Abspann auftaucht) in seiner Aufmachung sehr ähnlich, er spielt die widersprüchliche und facettenreiche Rolle mit Hingabe. Seine absurde, immer leicht brüllende Aussprache und sein Nationalisten-Wutbürgertum machen Gary zu einer amüsante Karikatur (amüsanter als das meiste, was das Drehbuch ihm gibt), doch gleichzeitig kann er den liebenden Ersatzvater (der immer wieder Präsente von seinen gescheiterten Reisen mitbringt) ebenso verkörpern, dass Gary trotz aller Überzeichnung irgendwo sympathisch bleibt, teilweise sogar Mitleid erregt. Denn Gary glaubt – wie sein reales Vorbild – nicht daran, dass Bin Laden 2011 tatsächlich getötet wurde, sondern dass das Ganze nur eine Inszenierung war und er den wahren Bin Laden aufspüren muss.
Neben Cage ist der Rest vom Fest zu besseren Stichwortgebern degradiert. Wendi McLendon-Covey kann als Freundin mit viel Verständnis punkten, während Russell Brand natürlich ideal in der Rolle als Gott (oder war Gary dafür hält) ist, denn schon in der Bühnenshow Brands inszeniert dieser sich gern als spirituelle Heilandsfigur. Gestandene Komiker wie Paul Scheer, Will Sasso und Rainn Wilson schauen in Nebenrollen vorbei, werden aber kaum genutzt, denn „Army of One“ ist in erster Linie eine Nicolas-Cage-Ein-Mann-Show.

Und als solche kann der Film durchaus punkten, denn sein Hauptdarsteller ist mit Leib und Seele bei der Sache und veredelt das Material unheimlich. Das ist leider auch bitter nötig, denn zwischen tragikomischer Verliererstudie und absurder Blödelkomödie findet das Script nie die richtige Balance und den richtigen Rhythmus. Insofern verschenkt „Army of One“ jede Menge Potential und ist eher leidlich witzig, aber Cage kann ordentlich glänzen.

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