Review

Dustin Hoffman inszeniert mit Robert de Niro einen Krieg um den Wahlkampf für den Präsidenten zu gewinnen.

Kurz vor der Präsidentenwahl belästigt der US Präsident eine Schülerin. Das ist tödlich für den Wahlkampf. Conrad Brean (Robert de Niro), der „Mr. Alleskleber”, hat die rettende Idee: Einen Krieg als Ablenkung. So engagiert man den Hollywoodproduzenten Motss (Dustin Hoffman), um einen Krieg in Albanien zu inszenieren. Natürlich findet dieser Krieg nicht in der Wirklichkeit ab. Schnell ist der Fehltritt des Präsidenten aus den Nachrichten verschwunden und der Krieg dominiert die Medien. Als man kurz vor der Wahl einen angeblichen amerikanischen Kriegsgefangenen aus dem Krisengebiet retten will, stößt man unvorbereitet auf Probleme...
Noch vor dem Lewinskyskandal entstand diese zynische Politsatire um den Einsatz von Medien und die damit verbundene Manipulation. Einfallsreich schildert der Film auf welche Weise man versucht vom Fehltritt des Präsidenten abzulenken. Leider geriet das Werk aber zu einfältig. Barry Levinson beschränkte sich zu sehr auf die Art und Weise der Manipulation, wo doch das Ergebnis viel spannender gewesen wäre. Ab dem Flugzeugabsturz wirkt der Film etwas hektisch, als ob man schnell fertig werden wollte. Nette Idee, die man besser hätte umsetzen können.

Musikalisch wird in diesem Film nicht geboten. Nur Musiklegende Willie Nelson bringt etwas Stimmung in den Film. Mit seinen patriotischen Liedern liefert er eine glänzende Untermalung zu den Kriegswerbespots. Das er den Nerv der Zuschauer trifft, sieht man allein am „Shoe“ Lied.

Auch wenn der Film etwas spröde daher kommt und fürs Kino sicher eine Schlaftablette war, hat er dennoch seine guten Seiten. Praktisch, dass wenig später der damals amtierende Präsident Clinton sich wirklich so einen Fehltritt leistete.
So erscheint die aberwitzige Idee gar nicht mal so abwegig einen Krieg zu inszenieren. Geschickt klärt Brean dabei Ames wie leicht man die Bevölkerung doch beeinflussen kann. Seine Ansichten zu den Nachrichtenreportagen zum Golfkrieg regen wirklich zum Nachdenken an. Denn was haben wir eigentlich gesehen? Die Bilder von damals könnten genauso gut inszeniert sein können.
Das folgende Brainstorming mit Motss ist schauspielerisch gelungen und sehr unterhaltsam. Überhaupt sind die Monologe und Brainstormings Motss die Unterhaltungsknüller im Film. Damit man aber nie vergisst, wer bei dem Unternehmen eigentlich das Zepter in der Hand hat, unterstreicht Levinson den Status Breans mit aufdringlichen und plötzlichen Zooms.
Die folgende Inszenierung ist auch sehr interessant, werden aber in meinen Augen viel zu ausführlich dargestellt. Die verschiedenen Tricktechniken und Aufnahmeverfahren müssen einfach nicht zig mal durchgekaut werden. Viel interessanter wären doch die Reaktionen der Bevölkerung gewesen. Warum werden nicht mal die Reaktionen verschiedener Schichten eingespielt, um das Ergebnis attraktiv darzustellen. Man beschränkt sich leider auf ein paar Telefonate, in denen man auch nur über die Reaktionen der größten Zeitschriften erfährt.
Auch Reaktionen über das Treffen des Präsidenten mit der jungen albanischen Flüchtigen bleiben aus.
Nachdem der gegnerische Präsidentschaftswahlkandidat und der CIA Wind von der Sache bekommt, müssen die Präsidentschaftsberater in die Vollen gehen.
Man bastelt sich, nachdem der Krieg in Albanien beendet wurde, einen Helden. Der wird hinter den feindlichen Linien gefangen gehalten. Da man ihn bis kurz vor der Wahl als Knallbonbon in der Hinterhand halten will, engagiert man einen Marine. Bis hier hin gefällt die Satire.
Doch der Rest passt nicht zum Film. Ich hatte das Gefühl, dass man den Film zu einem schnellen Ende bringen wollte. Als man mit dem Marine (psychopathischer Häftling) zur Vorstellung fliegen will, stürzt man ab. Einen Tag später wird der Marine an eine Tankstelle erschossen. Als Lösung wählt man den Heldentod und gibt dem Geschehen so den letzten theatralischen Kick. Natürlich müssen abschließend alle, die von dem Ablenkungsmanöver wissen, mundtot gemacht werden. Alles für das Vaterland, hört man flüstern als sich Breans Gesicht in der amerikanischen Flagge spiegelt.
Der durch aus interessante Stoff wurde leider nicht konsequent genug genutzt. Für die geringe Laufzeit von 90 Minuten wird sich allein auf die „Ablenker“ konzentriert. Auf die Gegner und die Wähler wird viel zu wenig eingegangen und das gerät auf die Dauer viel zu einseitig. Lange Weile ist bekanntlich tödlich.....

Dustin Hoffman ist ganz klar der Star dieses Films. Als Medienmogul Motss frischt er die biedere Inszenierung auf. Seine Selbstgespräche sind herrlich. Früh merkt man aber, dass ihm in der Öffentlichkeit als Produzent die Aufmerksamkeit fehlt. Das wird ihm zum Verhängnis. Hoffman spielt seine Figur mit gewohnter Professionalität und kann die Langatmigkeit etwas beiseite schieben.
Robert de Niro enttäusche mich als Conrad Brean indes. Von seinem sonst so charismatischen Auftreten ist in „Wag the Dog“ leider nur wenig zu sehen. Er wirkt fast etwas gelangweilt. Seine ironischen Dialoge kommen kaum zur Geltung und von seiner Macht und Bedrohlichkeit ist bis zum Ende auch kaum etwas zu spüren. Er verleiht seiner Figur kaum Konturen.
Anne Heche gefiel mir in ihrer Puppenfrisur auch nicht und wirkte schlicht und einfach überflüssig. Ihr Versuch Humor zu simulieren (Gespräch mit dem CIA) schlägt kläglich fehl.

Fazit:
Aus dem interessanten und brisanten Stoff wurde viel zu wenig gemacht. Auf Grund der Einseitigkeit entsteht aber Langeweile. Dustin Hoffman allein kann den Film nicht retten. Dennoch ist besonders die Art und Weise der Manipulation sehr gelungen. Beim ersten Mal anschauen noch interessant, verkommt der Film schon beim zweiten Mal zur Schlaftablette.

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