Das traditionelle Fernsehen stirbt zwar nicht gänzlich aus, weil es spätestens bei der nächsten Fußball-EM/WM wieder höchste Quoten geben wird, doch so etwas wie eine Familienshow, bei der die Sippe am Samstagabend gemeinsam im Wohnzimmer hockt, gibt es längst nicht mehr. Selbst Reality-TV zieht nicht mehr sonderlich und hat sich längst über Online-Portale verselbstständigt, was die australischen Brüder Cairnes als Anlass für ihren zweiten Genrebeitrag nahmen.
„Scare Campaign“ läuft seit Jahren erfolgreich im australischen Fernsehen, doch den Machern um Marcus und Emma gehen ein wenig die Ideen aus, zumal sie Konkurrenz von den Masked Freaks erhalten, die mit angeblichem Snuff jede Menge Klicks einfahren. Für eine besonders spektakuläre Aktion geht es in eine verwaiste Psychiatrie, doch der Dreh läuft nicht ganz nach Plan…
Cameron und Colin Cairnes konnten mit ihrem Erstling „100 Bloody Acres“ bereits einen kleinen Achtungserfolg einfahren, wobei es im vorliegenden Werk weniger humorvoll denn wendungsreich zugeht. Von Vornherein gibt es interessante Einblicke in die Vorbereitungen der fiesen Streiche, bei denen Unwissenden übel mitgespielt wird. Dies geht mit einiger Medienschelte einher, denn die Macher gehen mit knallhartem Kalkül an die Projekte heran und nehmen auch kleine Kollateralschäden in Kauf, während das Publikum stets nach härteren Gangarten schreit. Ein realistischer Bezug ist nicht von der Hand zu weisen.
Leider ist es um die Figurenzeichnungen schlecht bestellt, denn selbst Emma, welche die eigentliche Hauptfigur bekleidet, erhält kaum markante Eigenheiten, während sich ein Twist hinsichtlich einer Figur meilenweit ankündigt.
Die übrigen Wendungen, zu denen man zwei gewichtige zählen kann, überzeugen mit gutem Timing und einem durchdachten Aufbau. Leider werden die letzten Minuten ein wenig zu überhastet abgehandelt und auch das mehr oder minder offene Ende dürfte nicht jedem zusagen.
Während die Synchro mal wieder katastrophal ausfällt, liefern die Mimen passabel ab, der Score bleibt jedoch hinter seinen Möglichkeiten. Die Kamera arbeitet solide arbeitet und das Editing sorgt für ein konstant flottes Tempo ohne einen Hänger. Das Setting der Anstalt hätte indes ein paar düstere Ecken und mehr ausstattungstechnische Details vertragen können.
Gorehounds erhalten ein paar blutige, zuweilen mit Augenzwinkern versehene Einlagen, welche die FSK erstaunlicherweise ungeschnitten durchgewunken hat, obgleich der eine oder andere Schädel massiv malträtiert wird.
Freunde kurzweiliger Genreware dürften also durchaus auf ihre Kosten kommen, denn diverse Twists sind clever konstruiert, indem die Erwartungshaltung und gleichermaßen die Sensationslust mal bedient und mal völlig ad absurdum geführt wird.
Durchaus spannend, manchmal schwarzhumorig und bei einer Laufzeit von 80 Minuten zu keiner Zeit langweilig.
7 von 10