Der fünfte Film von Steven Seagal in diesem Jahr, von insgesamt Sieben; der Zweite von Drei, der von Spezi Keoni Waxman inszeniert wurde, und im Grunde bisher der erste Film, der Seagal tatsächlich in der Hauptrolle hat und nicht nur als Gimmick und nicht nur auf dem Poster des Filmes und für das Marketing. End of a Gun entpuppt sich dabei als eher atypische Geschichte, in der Nichts und Niemand gerächt, sondern mehr in der Freizeit und ohne reine Not sich mit Gangstern, diesmal übrigens in Paris spielend, angelegt wird:
Als der frühere DEA-Agent Michael Decker [ Steven Seagal ] einem gegenüber seiner Freundin ausfällig und übergriffig gewordenen Prügeltypen die Kauleiste zerdeppert, und dieser als Antwort darauf die Pistole zückt, hat er gleich mehrere Probleme am Hals. Zwar konnte er sich mit seiner eigenen Waffe erwehren, hat nun mit dem Toten aus Notwehr aber einen Drogengangster erledigt und damit dessen Clique auf den Fersen. Und auch die Gespielin namens Lisa Durant [ Jade Ewen ] bringt ihm eher mehr Ärger als Glück, überredet sie ihn doch, die im Kofferraum des Toten deponierten 2 Mio. Euro aus dem Polizeiasservat zu entwenden; was die Gangster um die extra losgeschickten Cage [ Florin Piersic Jr. ], Luc [ Jonathan Rosenthal ] und Pee Wee [ Alexandre Nguyen ] nur noch mehr zürnt. Einzig Deckers Freund, der Polizist Jean [ Ovidiu Nicolescu ] kann ihm nun noch helfen, und seine Erfahrung im Umgang mit Bad Guys.
"That's me, Michael Decker.
Ex-pat, ex a lot of things, but none of them for the
reasons you might think.
In my life, nothing ever happens for the reasons you might think."
Dass der Film in der Hauptstadt Frankreichs spielt, ist die erste Überraschung, und dass Arbeitsbiene Seagal – der dieses Jahr 2016 so richtig fleißig war und entweder so nötig und dringend Geld benötigt oder tatsächlich engagiert ist – hier tatsächlich auch im Film zu sehen ist und sich bewegt, ist gleich das zweite Quelle surprise! Natürlich hat man nicht vor Ort gedreht, sondern nur hier und da ein paar Schilder in langue française in die schmucklose Gegend gehängt, etwas mit dem 'Mon Ami' souffliert und ein paar Markenzeichen der Stadt wie den Eifelturm und den Triumphbogen gleich im Vorspann noch und später tatsächlich eine eschte fransösische Püdel im Bilde präsentiert. Die Illusion geschaffen wird wieder abermals in Bukarest, Rumänien, und einige aus der Crew vom Killing Salazar sind hier auch mit dabei, leider wird die Qualität, wenn man dies so nennen will, von dort hier nicht erreicht und scheinbar auch nicht die Richtung dessen angestrebt.
Statt einen Actionthriller zu formulieren, versucht man sich hier eher an einem Gangsterfilm mit Heist-Einschlag und etwas Neo Noir-Kniff, in dem der Protagonist auch ab und an sich selber vorstellt und seine Gedanken per voice over gleich mit. Ein ungewohntes Umfeld, in doppelter Hinsicht, in dem der zugeknöpfte Dicke im Bilde aber durchaus reinpassen würde, wenn man ihm nicht arg so viele Dialoge auf den Leib geschrieben hätte und das Drehbuch sowieso mehr Finesse hät’. Denn leider kommt die Kiste so richtig in Gange nie, sieht zwar den ersten Schergen schon in der Eingangsszene in ein Auto reingeprügelt und dann noch per Kopfschuss erledigt, entwickelt sich daraus aber nur scheinbar, und nicht wirklich mit Tempo und Gespür für die Szenerie.
Geschrieben von Chuck Hustmyre, der auch zünftig für Waxmans Gunfighter (2017) verantwortlich ist, im Verbund mit dem Hawaiianer selber, geht die Geschichte noch soweit in Ordnung, das Verbale ist allerdings aus der simpelsten Schublade und bis entnervend repetierend und gleichzeitig nichtssagend gestrickt. Seagals Figur hat mit diversen Satzwiederholungen zu kämpfen, in denen gleich mehrfach betont wird, dass die Nacht aufgrund der Dunkelheit zum Freund werden kann, und dass er einen Plan hat oder eben doch nicht. Zudem werden auch Schnipsel von kurz zuvor gezeigten Szenen noch einmal eingespielt, als wenn die Handlung jetzt so arg kompliziert wäre oder der Zuschauer entweder begriffsstutzig, mit Kurzzeitgedächtnis geschlagen oder zwischenzeitlich eingenickt. Mancherlei Wortgeplänkel bringen auch gar nichts, wird Seagal bspw. minutenlang von seiner Gspusi traktiert, dass er sie doch zum Einbruch mitnehmen soll oder andersrum von ihm belehrt, dass dies keine gute Idee sei, und dann doch zum folgenden Tatort chauffiert.
Action in all diesem Brei aus Gangstermär, mit etwas Polizei- und Räubergeschicht’, die wohl vom Ritchie und vom Soderbergh sein soll, aber doch nur vom Waxman ist, ist übrigens rar gesät und zuweilen auch ignoriert. Bis kurz vor Ende gab es drei Szenen, jeweils ein paar Schüsse in die Gegend und mit Glück auch in den Angreifer oder Verfolger hinein, und auch etwas Martial Arts, wobei Seagal gewohnt kurzen Prozess und dies meist mit Hebelgriffen mit den Luschen von der Gegnerseite macht und diese dann den Flug quer durch den Raum, bestenfalls noch in ein Mobiliar hinein antreten. Schlecht aussehen tut das nicht, und ist die spröde, d.h. trockene Optik und die Ruhe der Inszenierung mit nur wenig Spielereien (allen voran split-screen) auch soweit noch angenehm, aber sind dies wie gesagt Sekunden bloß von wahrer Energie und ist der große Rest darum, inklusive dem 'Showdown' in einer Lagerhalle für die (schwindende) Menge von Seagal-Anhängern keinen Aufreger wert. Ihr Idol engagiert sich hier, zugegebenermaßen, darf sich auch treppauf, treppab und per Rückprojektion im Auto durch die Straßen der Stadt der Liebe bewegen, und man spürt, dass er und Waxman eine bessere Verbindung zueinander haben als man sonst an Schauer-, Sach- und Lachgeschichten vom ehemaligen Filmstar und seinen Benehmen am Set gegenüber den Regisseuren hört. Nützen tut das dem Filmgenuss hier aber nicht.
"So once again,
the real treasures in life are all about
the people who love you, that are willing to take a bullet for you. If it's all about the money, you're bound to find yourself at the end of a gun.