Nachdem Mel Gibson sich mit „Mad Max 3“ und den ersten beiden „Lethal Weapon“ Teilen in Hollywood einen Namen gemacht hatte und seine Karriere steil bergauf ging, griff er zwischen potenziellen Blockbustern oft zu falschen Rollenangeboten. Ob „Tequila Sunrise“, „Air America“ oder in diesem Fall „Bird on a wire“, stets waren es überflüssige Actionflicks, die in der Ära der späten 80er, neben qualitativ wesentlich hochwertigeren Genreverwandten, untergingen, die Kinokassen aber, dank des zum Zugpferd gewordenen Gibson, meist trotzdem klingeln ließen.
Obwohl man ihm im Regelfall einen männlichen Partner (Kurt Russell, Robert Downey Jr, Danny Glover) zur Seite stellte, um daraus einen Buddyfilm zu kreieren, setzte man hier auf Goldie Hawn, die in ihrer hysterischen und hyperaktiven Art schon nach wenigen Minuten an den Nerven des Zuschauers zerrt und diese bis zum Ende auch nicht mehr loslässt.
Die Handlung ist nicht der Rede wert, wird eigentlich nur in einem kurzen Flashback wiedergegeben und erklärt uns kurz, dass Rick Jarmin (Mel Gibson) vor Jahren gegen ein paar korrupte Bullen (prominent besetzt: David Carradine, Bill Duke) ausgesagt hat, worauf er in ein Zeugenschutzprogramm gesteckt wurde, bevor sein Leben ein jähes Ende nahm. Als seine miesepetrigen Feinde ihn endlich aufspüren und seine Identität löschen, kann ihm nur sein ehemaliger Kontaktbeamter beim FBI helfen, der inzwischen im Ruhestand seinen Lebensabend fristet.
Das ist der Aufhänger für eine Odyssee, auf der Rick, nach einem unfreiwilligen Wiedersehen mit seiner Ex-Freundin, alle seine, in den letzten Jahre angenommenen, Identitäten (u.a. Friseur) abklappert, um den stets dort aufkreuzenden Finsterlingen (mit Schrotflinten!!!), in letzter Sekunde, mit Hilfe der unmöglichsten Fluchtmöglichkeiten zu entkommen.
Action galore, keine Story und sehr viel, erzwungene Situationskomik; so könnte man den Film kurz zusammenfassen. Grundsätzlich ist ständig was los und wenn es auch noch so unmöglich erscheint. Stets wird das Paar, meist Unterschlupf bei einer von Ricks im Laufe der Jahre angesammelten Freundinnen suchend, aufgespürt, entkommt dann aber wieder, in letzter Sekunde, mit einem beeindruckenden Stunt. Dieses Szenario wird wie eine Endlosschleife ein paar Mal durchgespielt, bis auch der letzte Zuschauer kapiert hat, dass die beiden ihr Ziel erreichen werden, wo dann auch der Showdown stattfinden wird.
Keine Frage, inszenatorisch ist „Bird on a wire“ ein Augenschmaus ganz im Stile der 80er-Actioner, mit vielen, spektakulären Stunts, ordentlichen Schießereien und groß angelegten Explosionen. Dennoch reicht es gerade mal zur Mittelklasse, da Mel Gibson nur eine glatte, kantenlose Schattenfigur eines Martin Riggs bleibt und nie durchgeknallte Verrücktheiten an den Tag legt. Goldie Hawn ist ein quietschendes Etwas, welches nie so recht weiß, was sie hier eigentlich zu suchen hat und rennt daher stets kreischend oder schwer beleidigt hinter ihrem Ex-Freund her. Da der Film auf ein PG-13 angelegt war, trägt leider auch der sehr zahme Humor, unpassend für einen Actionfilm dieser Kategorie, zum eher negativen Eindruck bei, so dass einige Genrebeiträge mit härteren Onelinern eindeutig vorzuziehen sind.
Fazit:
Durchschnittlicher Actionfilm, in dem einiges los ist. Trotz des Actionoverkills bleibt dem Film aber nur das Mittelmaß, da der Plot zu flach, die Schauspieler zu schwach und es eindeutig an ein paar Zutaten für einen guten Actioner mangelt. Keine Zeitverschwendung, aber das Leben geht auch ohne Kenntnis dieses Films weiter.