Review
von Cineast18
"Mehr Tote, mehr Blut und Gekröse - das erwarten die Fans von dir." Mit diesen Worten erklärt "Scream 2" die Regeln klassischer Horrorfilm-Fortsetzungen - und erfüllt sie selbst nur bedingt. Denn obwohl es erwartungsgemäß blutrünstig zur Sache geht, wenn ein neuer Killer mit Geistermaske hinter Sidney (Neve Campbell), Dewey (David Arquette) und Gale (Courteney Cox) her ist, wirkt er streckenweise deutlich harmloser als noch der erste Teil der kultigen Reihe.
Was aber keineswegs heißen soll, er wäre langweilig. Im Gegenteil: Dank einiger kleiner Modifikationen des Erfolgsrezepts vom Vorgänger bietet auch der zweite Teil Hochspannung mit Humor und krasser Gewalt. Dabei zeigt schon die geniale Einleitungsszene - ein Doppelmord im Kino während der Uraufführung von "Stab", einem Horrorfilm, der die Ereignisse aus "Scream" verfilmt - das hohe Niveau, mit dem hier über den Umgang mit Gewalt reflektiert wird. Selten hat es eine so selbstkritische Szene in Horrorfilmen gegeben, wie die, in der eine junge Zuschauerin vor dem johlenden Publikum vor die Leinwand klettert und blutend zusammenbricht. Dementsprechend gibt es auch in den Dialogen des Films immer wieder Bezüge zur Frage, ob Gewalt in Filmen direkt Gewalt im echten Leben auslöst.
Um diesen Diskurs einleiten zu können, verzichtet die Fortsetzung auf einige Elemente des Originals: So tritt der Humor deutlich zurück - zwar gibt es weiterhin einige sehr schwarzhumorige Stellen und die Selbstironie ist permanent spürbar; doch auf so locker-leichte Slapstick-Szenen wie sie Dewey noch im ersten Teil bringen durfte, wird hier konsequent verzichtet. Dafür werden die Figuren noch um einiges vielschichtiger und ernster, was die Grundspannung natürlich erhöht.
Neben diesen inhaltlichen Elementen überzeugt "Scream 2" auch formal auf ganzer Linie. Der souveräne Kameraeinsatz, ein raffinierter Storyaufbau und zumindest teilweise originell aufgelöste Schocksequenzen erzeugen besonders in der zweiten Filmhälfte schweißtreibende Hochspannung. Das alles ist so packend inszeniert, dass kleinere Ungereimtheiten - so taucht der Killer hin und wieder, ganz im Stil alter Horrorfilme, an Stellen auf, an die er eigentlich gar nicht gekommen sein kann - und die mäßig logische Schlussauflösung nicht weiter ins Gewicht fallen.
Trotz Zitaten und Ironie ist der zweite Teil der Reihe also deutlich düsterer und ernster, schafft es aber dank überzeugender Figuren und starker Schockszenen erneut, einen extrem hohen Spannungsbogen zu erzeugen. Ein Splatterfilm mit Köpfchen, der seine Figuren ernst nimmt - eine wahre Rarität im Genre!