Mit recht üppigem Budget und vielen Stars im Cast wollte sich „League of Gods“ anno 2016 zum neuen chinesischen Blockbuster aufschwingen, doch schlug hart auf dem Boden der Tatsachen auf: Kritiker- und Publikumsschelte, ein mageres Einspielergebnis und Spottpreise wie der Goldene Besen des „Youth Film Handbook“ blieben am Ende für das Fantasyspektakel.
Basierend auf einer Romanvorlage aus dem 16. Jahrhundert erzählt „League of Gods“ von einer Fantasyversion jener Ära, in der sich König Zhou (Tony Leung Ka-Fai) zum despotischen Herrscher emporgeschwungen hat. Zum Machterhalt hat er sich mit der Dämonin Daji (Fan Bingbing), einer neunschwänzigen Füchsin in Menschenform, eingelassen, die auch schon mal Untergebene wegsnackt, wenn ihr danach ist. Natürlich regt sich Widerstand in Form getreuer Rebellen, angeführt von König Ji Chang (Zu Feng) und unterstützt von dem mächtigen Zauberer Jiang Ziya (Jet Li). Ein paar Getreue hauen direkt zu Beginn direkt mehrere Entführte vom Clan den Unsichtbaren raus, deren Anführer können sie allerdings nicht retten, abgesehen von einem seiner weißsagenden Augen.
Allerdings ist das gute Stück schon zu etwas gut, denn das Auge kann bei der Suche nach jenem Schwert helfen, mit dem man den Zhou töten kann, der die Kraft des schwarzen Drachen in sich trägt. Der tapfere Krieger Leizhenzi (Jacky Heung) wird losgeschickt, um die wertvolle Waffe zu bergen…
Der zugrundeliegende Stoff wurde bereits mehrfach für Film und Fernsehen umgesetzt und musste für die Adaption als 109-Minüter einige Federn lassen – und das merkt man „League of Gods“ an allen Ecken und Enden an. Das Drehbuch kommt von Hölzchen auf Stöcken, zaubert irgendwelche Sonderfähigkeiten seiner Figuren oder Zusammenhänge einfach aus dem Hut und wirkt eher wie eine notdürftige Verbindung von Einzelszenen, weniger wie eine zusammenhängende, dramaturgisch sinnige Geschichte. Zudem werden andauernd größere Zusammenhänge angerissen, aber nie richtig ausgeführt: Leizhenzi ist einer der wenigen Überlebenden vom Stamme der geflügelten Wings, dem die Schwingen aber nicht nachwachsen wollen. In einer Szene wird angedeutet, dass Zhous Truppen mitverantwortlich für das Massaker an seinen Leuten sein könnten, aber anschließend kommt dies nie zur Sprache. Es werden zwei Mitstreiter, Nezha (Wen Zhang) und Erlang Shen (Huang Xiaoming), halbgar eingeführt, deren Hintergrundgeschichten in einem derartigen Schweinsgalopp runtergerissen werden, dass man sie auch ganz weglassen könnte.
Und das große Ganze um Zhous Pläne und den Widerstand gegen ihn erschließt sich auch nie so wirklich. Aber vielleicht sollte das auch in der kackendreist eingeplanten Fortsetzung abgehandelt werden, die aber nach dem Box-Office-Flop nicht kam. Regiedebütant Koan Hui und seine Drehbuchautoren hatten allerdings im Vorhinein so viel Vertrauen in ihren Film, dass er mit einem Cliffhanger und einem Etappensieg endet, allerdings einem kleineren als etwa „Star Wars“ oder „Matrix“ – wo jene Blockbuster bei einem Flop auch für sich allein hätten stehen können, wirkt „League of Gods“ einfach unabgeschlossen und unfertig. Dramaturgisch schießt „League of Gods“ am Ende noch einen kapitalen Bock, wenn eine vergessenswerte Nebenfigur mir nichts, dir nichts zum potentiellen Erlöser und eventuellen Helden des angedachten Sequels wird, obwohl man über diese Figur so gut wie nichts weiß und sie einem vollkommen am Hintern vorbeigeht.
Doch auch als Fantasyspektakel kann „League of Gods“ nie so wirklich punkten, was auch an seiner extremen Künstlichkeit liegt. Große Teile des Films, darunter Locations, Requisiten und Kreaturen, stammen überdeutlich aus dem Rechenknecht, doch im (zugegebenermaßen etwas unfairen) Vergleich zur Hollywoodkonkurrenz sind diese bestenfalls Mittelmaß. So bleibt ein fürchterlich artifizieller Film, dessen CGI-Kreationen manchmal ganz gut aussehen, manchmal allerdings aus einem unterfinanzierten Animationsfilm für Kinder stammen könnten, wie etwa der einäugige Pflanzensidekick, der Leizhenzi in einer Tour klugscheißerisch zutextet. Apropos Sidekicks: Von achso lustigen Begleitern wimmelt es hier nur so, als wolle „League of Gods“ all die Disney-Zeichentrickfilme übertrumpfen, nur leider sind die meisten Sidekicks ziemliche Nervensägen. Allen voran Nezha, der zwischen Erwachsenen- und Babyform hin und her wechselt, und in letzterer einen Kampf gegen den Seemonster bestreitet, den er durch Pinkeln und Furzen gewinnt. Ein sehr bezeichnendes Beispiel für den tiefergelegten Humor des Films.
Inmitten von all der CGI-Zuckerwatte sucht man handgemachte Action dann mit der Lupe, wobei „League of Gods“ gar nicht mal so schlecht anfängt. Die Befreiungsaktion im Kerker, die parallel zu einem höfischen Fest stattfindet, arbeitet mit originellen Überblendungen und liefert tatsächlich ein paar stark choreographierte Keilereien alter Schule, wenn Leizhenzi die Wachen plättet. Auch die folgende Flucht durch die Kanalisation, bei der die Helden auf ihren Schilden surfen, erinnert an die Ninja Turtles ohne deren Augenzwinkern, hat aber noch ein paar nette Ideen. In den folgenden Actionszenen des Films gibt es dagegen öde Drahtseil- und CGI-Gekloppe der vergessenswerten, lau choreographierten Art, wenn man sich mit anderen Kriegern, wildgewordenen Meerestieren oder Rieseninsekten prügelt. Allerdings im Showdown kommt nochmal etwas Stimmung auf: Auch die Kreatur im Boss-Fight, ein zu einer Art Oger mutierter General, stammt zwar aus dem Rechenknecht, der Kampf gegen seine menschlichen Gegner ist aber recht schickt choreographiert und hat seine schicken Momente.
Und Jet Li? Der spielt den Zauberer erst mit angeklebtem Rauschebart und Weißhaarperücke, später mit weniger Make-Up, nachdem die böse Hexe Jiang Ziya einen Verjüngungszauber vor den Latz geknallt hat. Dummerweise liefert Li, der zum Drehzeitpunkt noch mit seiner Schilddrüsenerkrankung zu kämpfen hatte, keine Actioneinlagen ab, während seine Rolle darstellerisch auch von jedem anderem gespielt werden könnte. Jacky Heung ist ein 08/15-Held, Mitstreiter wie Wen Zhang, Huang Xiaoming, zu Feng und Andy On kaum der Rede wert. Tony Leung Ka Fai und Fan Bingbing chargieren sich schmierentheatrig einen als Oberschurken zurecht, nur Louis Koo wirft als böser General Charisma in die Waagschale. Und dann ist da noch Model/Sängerin/Schauspielerin Angelababy, als Automaton-Frau, die den Helden ausspionieren soll, sich aber ihn verliebt. Die hölzerne Kunstfrau kauft man ihr angesichts ihres steifen Schauspiels ab, die Lovestory dagegen nicht, sodass auch dieser Part des Films absäuft wie eine Bleiente.
Wenn man „League of Gods“ eines anrechnen will, dann vielleicht das, dass er die schon egalen Fantasyspektakel „Gods of Egypt“, „The Great Wall“ und „Warcraft“ aus dem gleichen Jahr fast schon wieder gut aussehen lässt, denn er unterbietet sie nochmal. Ein filmischer Zuckerschock, kunterbunt und ohne jeden Nährwert, schlecht geplottet, größtenteils mau gespielt und in seinem knallbunten Kitsch-CGI noch nicht mal besonders ansehnlich. Eine gelungene Befreiungsaktion zu Beginn und ein okayer Showdown machen noch ein bisschen was gut, aber es ist kein Wunder, dass „League of Gods“ von Kritik und Publikum abgestraft wurde.