Review

Hirn aus, Spaß an

Anfang des Jahres war "Suicide Squad" nicht nur einer meiner am heißesten erwarteten Filme - nach seinem US-Release vor ein paar Wochen & fast ausnahmslos vernichtenden Kritiken, kehrten sich Erwartung & Stimmung bei mir etwas in Angst um. Das konnte doch nicht wahr sein, dass die "Batman v Superman" Kontroverse/Debakel weitergeht? Ist das etwa der Stil des DCCU? Zu polarisieren? Wer weiß - ich glaube eher weniger & man hat einfach noch nicht seine Richtung gefunden. Ist eh egal, denn trotzdem ging ich gespannt in die erste Kino-Mission des Selbstmordkommandos, versuchte negative Kritiken & überhöhte Erwartungen zu einer neutralen Einstellung einzupendeln. Es muss irgendwie geklappt haben, denn mir hat "Suicide Squad" Spaß gemacht, richtig viel sogar zum Teil. Und das ist eine wichtige Mindestanforderung, die heutzutage & insbesondere dieses Jahr, noch lange nicht jeder Sommerblockbuster erfüllen kann!

Es ist kein schlauer Film, kein wirklicher David Ayer-Film & es gibt mehr als nur ein paar unrunde Storysprünge, Logiklöcher & schlicht dummes Writing. Aber wer gewillt ist, den Film mit etwas Augenzwinkern, Selbstironie & nicht zu kritikerstreng oder stur zu akzeptieren, der bekommt den wahrscheinlich bisher besten Film des DC Kinouniversums & einen der spaßigsten Blockbusters des Sommers. Es geht um die berühmt-berüchtigte Suicide Squad, eine Truppe aus den größten & freakigsten Kriminellen, die für die Regierung/Argus nun die dreckigsten der Drecksjobs übernehmen sollen bzw. dazu mehr oder weniger gezwungen werden. Viel mehr gibt es nicht zu sagen/spoilern, viel mehr muss man nicht wissen. Das düstere & trotzdem oft sehr witzige Actionspektakel versucht gar nicht erst auf eine gute Geschichte zu bauen - die Charakter, Stars, deren Interaktion & ihre bleihaltige Teambuilding-Maßnahme bestimmen den Film. Und was das für coole Bad Guys & Megastars in Spiellaune sind - das Team ist hier der Star & schlicht große klasse!

Und da das Team so eine gute Chemie hat & nicht nur die Welt, sondern auch den Film rettet, widme ich mich doch direkt mal allen wichtigen Highlights. Will Smith als Deadshot ist ein großes Highlight & der emotionale Anker & Zugangspunkt für uns Zuschauer. Obwohl er am meisten Backstory kriegt & der größte Name ist, nimmt sich der charismatische Superstar fürs Team zurück & glänzt nur dann, wenn er gebraucht wird. Dann dafür aber mit Charme, Charisma & Gefühl wie in seinen besten Zeiten. Er wird nur getoppt von Margot Robbie als Harley Quin(sel), die eine denkwürdige & Show stehlende Performance abliefert. Wundervoll diesen Charakter endlich auf der Leinwand zu sehen & genau richtig crazy/sexy/brutal, selbst wenn ihre Geschichte exzessiv in Flashbacks erzählt wird & diese allgemein im Film überambitioniert oft ausgerollt werden & noch zudem nicht selten übererklärend, als ob jeder Zuschauer nur noch die Hälfte seines IQs mit in den Kinosaal nehmen durfte. Gut wäre das gewesen zeitweise, so einfach ist das aber leider nicht ;) Weitere Highlights & positive Überraschungen in einem Bad Guy-Team fast ohne negative Ausfälle, sind ein mal nicht ätzender Jai Courtney als Boomerang, der mit sich selbst zufriedene Killer Croc & der an sich selbst zweifelnde El Diablo. Alles gute Bereicherungen mit perfektem Timing. Amanda Waller als etwas überhart dargestellte Strippenzieherin ist ebenfalls beeindruckend & dann wäre da natürlich noch Mr. J... der die Massen spalten wird, aus seiner stark beschnittenen Screen Time meiner Meinung nach verdammt viel Besonderes herausholt. Ein Joker, den ich so noch nie gesehen habe, von dem ich mehr sehen will & der fasziniert - besser als Eisenberg/Lex Luthor im letzten DC-Film in jedem Fall. Weitere Schmankerl sind Kurzauftritte anderer DC-Charakter, die einen angenehmen Blick in die Zukunft zulassen. 

Außerdem gefiel mir der graue, aber immer wieder neon-bunt durchzogene, sehr comicnahe Look & der gesamte Film ist seinen Trailern nicht unähnlich - eigentlich keine dumme oder unlogische Entscheidung vom Studio, da diese hervorragend einschlugen. Nur halt schade, dass man direkt scheinbar die nervösen Trailer-Cutter an den gesamten Film gesetzt hat & so, plus Re-Shoots & einen ungleichmäßigen Ton, dem talentierten David Ayer eindeutig sichtbar das Projekt entfremdet hat. Aber wirklich hinter die Kulissen können momentan nur die Wenigsten wirklich gucken. Das der Film oft wie ein langer Trailer oder viele Musikvideos wirkt (mit einem extrem diversen & etwas aufdringlichen, aber geilen Soundtrack), ist jedoch kaum zu übersehen/überhören. Durch die Menge an Charaktern kann man natürlich nicht jedem gerecht werden & die Logik sollte man wie gesagt an der Kasse abgeben, da abstürzende Helis mehrmals keine Kratzer an den Insassen hinterlassen oder normale Bomben auf einmal unbesiegbare Metawesen zerstören. Insgesamt würde ich aber definitiv gerne eine Fortsetzung sehen, dann vielleicht auch mit einem Script, für das man länger als 6 Wochen hatte... und bitte einem anständigen Böse-Bösewicht, nicht wieder einer bauchtanzenden, unfreiwillig komischen CGI-Marionette samt gesichtsloser Armee. Das war jämmerlich. Der Film aber nicht zum Glück, wenn man denn keine tiefgreifende Offenbarung erwartet.

Fazit: durch einige seltsame, dumme Sprünge, sowohl in Story als auch Charakter-/Gruppenentwicklung, nicht ganz sein Potenzial ausschöpfend, dafür mit jeder Menge Ensemble-Fun, hirnloser Action & ein paar wunderschönen Visuals (und damit meine ich nicht nur Miss Robbie ;)!

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