Review

Über 40 Jahre nach Spielbergs Der weiße Hai liegt mit The Shallows mal wieder ein ähnlich gestrickter Tierhorror-Reißer vor: Nancy Adams (Blake Lively) macht solo Surf-Urlaub in Mexiko und muß statt haushoher Wellen schon bald einen meterlangen dunklen Räuber kennenlernen, der es anscheinend nur auf sie abgesehen hat.

Nach einer kurzen Einführung kommt The Shallows recht zügig zur Sache: Nancy läßt sich von einem einheimischen Fahrer an einem traumhaft schönen, vor allem fast menschenleeren Strand absetzen - ein kurzer Chat mit Vater und Schwester, ein bißchen Smalltalk mit zwei anderen einheimischen Surfern, die irgendwann nach hause fahren, während sie noch eine "letzte Welle" abwarten will. Es gehört nicht viel Phantasie dazu sich vorzustellen, daß dieses Abwarten im Wasser fatale Folgen nach sich zieht...

Was mir schon in den ersten 15 Minuten negativ auffiel, waren einige große Wellen, die - ohne Surfer - in den Film hineingeschnitten wurden, die jedoch sicher nicht von jener Bucht stammten, denn wenn man Nancy oder einen der beiden anderen surfen sah, waren sie gerade mal auf winzigen Wellchen zugange - das hätte man deutlich besser lösen können. Merkwürdig auch der Entschluß von Nancy, als letzte im Wasser zu bleiben, obwohl sie sich - angekündigt durch einen entsprechenden Score - dabei sichtlich unwohl fühlt. Und dann taucht plötzlich ein riesiger Wal-Kadaver auf, natürlich mit einer kraterartigen Wunde auf der Oberseite, damit der Zuseher auch genau weiß, daß dieser Wal im Kampf einem mächtigen Gegner erlegen ist. Merkwürdig, den Kadaver hat man die ganze Zeit nicht gesehen, obwohl er nicht weit draußen schwimmt und die Surfer zuvor alle Ausschau nach heranbrandenden Wellen gehalten haben...

Überraschendes kommt dann natürlich nicht mehr, denn wie vorauszuahnen war, ist ein metergroßer Hai der Urheber des toten Wals, und die neugierige Nancy, die den Walkadaver sogleich entert, sieht dann ein CGI-Ungetüm, das seinerseits in ihr eine neue Beute erspäht hat. Über den gern geglaubten Unsinn, daß große Haie grundsätzlich Killer sind, die auch in flachen Küstengewässern auf (menschliche) Beute lauern und diese jagen (als ob der tote Wal nicht Futter genug für mehrere Haie wäre) darf man an dieser Stelle gar nicht nachdenken. Erst recht nicht über uralte feuchte Leuchtspurmunition, die das Meer und einen Hai in Flammen setzt (au weia!)...

Blake Lively spielt ihre Rolle, die ihr nicht allzuviel abverlangt,  zwar einigermaßen überzeugend, das hochdramatische Vernähen einer Wunde mit der Halskette ist jedoch völlig übertrieben dargestellt - auch scheint sie plötzlich das Salzwasser in der offenen Wunde nicht mehr zu spüren, als sie nach dem Helm angelt. Für melodramatische Momente zwischendurch ist auch gesorgt, da die Medizinstudentin einer verletzten Möwe hilft.

Das Positive an The Shallows sind die tollen Meeresaufnahmen, auch und vor allem unter Wasser (die verschiedenen Perspektiven z.B. des alten Leuchtfeuers) sowie die nicht schlecht getricksten Aufnahmen des Haies. Leider schleichen sich mit zunehmender Dauer des Films immer mehr Logiklöcher ein (wieso sieht der Junge am Strand nicht die Überreste des Betrunkenen? Wieso tauchen keinerlei Überreste der beiden Surfer mehr auf, vom Helm mit der werbewirksam präsentierten GoPro einmal abgesehen? Wie kann eine relativ kleingliedrige Kette einen Menschen mit hoher Geschwindigkeit zum Meeresgrund hinabziehen, und das nur aufgrund ihrer Schwerkraft? usw., usf.) und das natürlich auf einen Endkampf Mensch gegen Hai hinauslaufende Ende ist dann derart blöd, daß man darüber nur noch den Mantel des Schweigens decken kann.

Außer einigem Eye-Candy hat The Shallows leider nicht viel zu bieten, der Schluß ist schlichtweg als glatte Verarschung zu werten. 3 Punkte.

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