Review
von Leimbacher-Mario
Bekömmlicher Hai-Happen
Gute Haifilme - wenn man mal vom unschlagbaren Meilenstein "Der Weiße Hai" absieht, eine wirkliche rare Gattung. Fast so rar wie der vom Aussterben bedrohte weiße Hai selbst. Vielleicht wären da noch "Deep Blue Sea" & "Open Water" zu nennen, der Rest, gerade in den letzten Jahren, versackt in lustigem Trash oder schlicht übelstem Schund. Der ohne Zweifel begabte Regisseur Jaume Collet-Sera, der schon mit ordentlichen Liam Neeson-Vehikeln (u.a. "Run All Night") & vor allem dem sau spannenden "Orphan" sein Können andeutete, versucht nun sein Fischernetz in das trübe Wasser dieses (fast) immer etwas augenzwinkernden Subgenres zu werfen. Gelingt ihm sein Surfergirl vs. Killershark-Ausflug ins Blaue?
Ein zahmes Ja von mir! Denn auch wenn der fast alles verratende Trailer einem Spaß, Spannung & die Erwachsenen-Überraschung vermiesen will, liefert "The Shallows" eigentlich schön oldschool, ernsthaft & ohne Längen genau das, was man sich erhofft. Eine ultraheisse Blake Lively, paradiesische Strände & ein erbarmungsloser Predator, der sie die extrem kurzen 90 Minuten umkreist, jagt & alle möglichen Hilfen aus dem Weg räumt. Dieser Hai scheint wirklich was gegen die arme Blake zu haben, so anhänglich & sauer wie der ist... oder er ist einfach in ihren Göttergatten Ryan Reynolds verknallt ;). Natürlich ist der Hai maßlos ins Unreale überzeichnet, verhält sich aggressiver & stärker als jeder echte weiße Hai - doch das ist auch schon der einzige unrealistische, überzogene Faktor. Der Rest wird erfreulich ernst & straight heruntergespielt, vielleicht etwas vorhersehbar, selbst ohne miesem Spoiler-Trailer.
Richtig viel schauspielerisch zeigen muss Blake Lively nicht, doch relativ cleveres Handeln, ihre Schönheit gepaart mit einem Medizin-Studium & nettem Behandeln einer Seemöwe, schien bei mir genug Sympathie aufzubauen, dass ich bei jedem Plantschgang ins Schwitzen kam. Anfangs wird etwas mit der Surfer-Action oder Werbeclip-Ästhetik übertrieben, oft wiederholt sich gefühlt die gleiche Welle, doch nach & nach baut der temporeiche Survival-Kampf eine Urängste weckende Atmosphäre auf. Vor dem Meer, dem Hai, der Hilflosigkeit & der übermächtigen Natur. Den Film vergisst man vielleicht flott, doch spätestens beim nächsten Strandurlaub wird man ein mulmiges Gefühl & vielleicht ein unsicheres Schmunzeln nicht ganz abstellen können. Und genau das war sein simples Ziel, was vielleicht seit "Jaws" kein Film mehr so geschafft hat.
Fazit: kurzweiliger, spannender & mit einigen fleischlichen Schauwerten bestückter Hai-Terror - fast ein nostalgischer Sprung in alte Zeiten, wo es ein Mittelding aus billigem Trash & bierernstem Horror noch gab. Eine gelungene Abkühlung für verregnete Sommer-Sonntage! Kein Kinomuss, doch spätestens wenn ihr ihn gratis streamen könnt, eine frische Brise im Horrorgenre.