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Um die Eröffnung eines Freudentempels geht es also in diesem weiterem Experimentalfilm von Mastermind Kenneth Anger. Zu dröhnender Oper, aber ohne jegliche Dialoge, entfacht der Avantgarde-Künstler einen erneuten Bilderbogen, um dabei auf eine spirituelle Entfesslung von Farben und visuellen Impressionen zu setzen.

Vom alten Ägypten über die Antike bis ins Zeitalter des Barock geht der wilde Ritt, wobei Anger ein ganzes Stelldichein aus grotesken bis bizarren Figuren präsentiert. Vor fast ausschließlich dunklem Hintergrund wird diese grelle Köpfeschau aus Transen und anderen schillernden Vögeln absolviert, die eigens für ihren großen Auftritt in der entsprechenden Haut Couture zurecht gemacht wurden.

Auf der anderen Seite ist "Inauguration of the Pleasure Dome" kein besonders ausdrucksstarker Film, was die inhaltlichen Aspekte anbelangt. Bis zur finalen Bild- und Farbexplosion präsentiert Anger ein eher einfach gestricktes Werk, das ein wenig wie die Darkroomparty nach dem nächsten CSD wirkt - auf graphisch völlig harmlosem Niveau versteht sich. Anger verlässt sich dabei ganz auf die reine Präsenz und Strahlkraft seiner Darsteller, wobei die Kostüme gegen Ende immer ausgefeilter und extravaganter werden.

Dass der Film von 1954 stammt muss ihm genauso zu Gute halten wie die Tatsache, dass er von der optischen Aufbereitung seiner Zeit bestimmt um einiges voraus war. Im Gegenzug dürfte er wohl kaum ein größeres Publikum angesprochen haben, was wiederum kein Werturteil sein soll.

Und wie gesagt: Am Schluss gelingt dem Regisseur ein fast schon überschwänglicher Bilderreigen aus Symboliken, Magie, Kostümshow und der fast schon euphorischen Eröffnung des besagten Freudentempels. Typisch Anger ist auch "Inauguration..." very gay, für meine Begriffe jedoch nicht so faszinierend wie "Invocation of my Demon Brother" oder "Lucifer Rising" aus der absoluten Hochphase dieses begabten Regie-Künstlers.

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