In einem abgelegen in einem Waldgebiet situierten Landsitz befindet sich eine von außen nicht sichtbare hochmoderne Forschungsstation, in der eine Genetikfirma Versuche mit künstlich erschaffenen Menschen durchführt. Doch beim aktuellen Projekt L9 - dem titelgebenden Morgan-Projekt - ist etwas schief gelaufen: Das künstlich erzeugte menschliche Wesen, ein Teenager namens Morgan, hat einer seiner Betreuerinnen ein Auge ausgestochen. Zur Untersuchung des Vorfalls ist die mit weitreichenden Vollmachten vom Firmenvorstand ausgestattete Lee Weathers (Kate Mara) bereits unterwegs zum streng isolierten Areal, wo sie entscheiden muß, ob das Experiment weiterlaufen kann oder abgebrochen werden muß. Nach Befragung aller Morgan betreuenden Wissenschaftler/innen, die sich inklusive der Unfallbetroffenen fast sämtlichst für das scheu auftretende Mädchen aussprechen, macht ein extern hinzugezogener Psychologe abschließende Tests, infolge derer es zur Katastrophe kommt: Morgan dreht völlig durch...
Einen weiteren spannenden Film zum Thema Künstliche Intelligenz hat Regisseur Luke Scott (Sohn von Ridley Scott, Blade Runner) hier vorgelegt, dessen Hauptaugenmerk weniger auf dem (nur kurz angerissenen) technischen Aspekt des Klonens liegt als vielmehr auf dem Verhältnis der einzelnen Wissenschaftler zu ihrer Schöpfung. Während die Hauptrolle der zurückgezogenen, meist in einem Kapuzensweater herumsitzenden und derzeit auf klassische Opernarien stehenden Morgan ihrer Darstellerin Anya Taylor-Joy nicht allzuviel abverlangt, rücken die an ihrer jahrelangen Erziehung Beteiligten umso mehr in den Vordergrund - sie alle müssen die knallhart und unverbindlich auftretende kurzhaarige Risikomanagerin Lee Weathers (Zitat: "Es ist keine Sie, es ist ein Es") überzeugen, das Projekt nicht einzustellen. Während die Sympathien des Zuschauers also schon von Anfang an klar verteilt scheinen, ergeben sich nach Morgans Ausbruch dann jedoch durchwegs andere Perspektiven...
Bezüglich der Darsteller, bei denen in Nebenrollen auch bekanntere Namen (Jennifer Jason Leigh, Brian Cox) auftauchen, ragen neben den beiden weiblichen Antagonisten im positiven Sinn Toby Jones als Projektleiter Dr. Simon Ziegler hervor, während die Rolle des exaltierten Psychiaters Dr. Shapiro (Paul Giamatti) als einzige etwas abfällt.
Der Plot ähnelt im Grunde genommen jenem des 2014er Ex Machina, und wer mit jenem britischen SciFi-Thriller etwas anfangen konnte, wird auch am Morgan-Projekt seine Freude finden, wobei die neuere US-Produktion vor allem in der 2. Filmhälfte etwas härter (Bodycount) zur Sache geht - und nicht über einen derart attraktiven Blickfang wie die Schwedin Alicia Vikander verfügt.
Worauf Luke Scotts Regie-Erstling zum Schluß hinausläuft, mag der geneigte Genrefreund dann zwar schon erahnen, und so ist der kleine Plot Twist in der letzten Einstellung des Films auch nicht wirklich eine Überraschung, dennoch vermag der in Kanada und Nordirland (Herrensitz) gedrehte Streifen seine Spannung bis zuletzt aufrecht zu halten. Über die Kernfrage programmierbarer Emotionen innerhalb künstlicher Intelligenz(en) - welche im Film recht eindeutig beantwortet wird - kann man sich auch eigene, weiterführende Gedanken machen. 8 Punkte.