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Wie der Vater, so der Sohn? Noch nicht ganz, denn der erste abendfüllende Spielfilm von Luke Scott, den Vater Ridley auch gleich produzierte, erinnert zwar in vagen Ansätzen an „Blade Runner“, gleicht jedoch eher einer Mischung aus „Ex Machina“ und „Splice“.

In einem geheimen Forschungslabor ist es einem Team von Wissenschaftlern gelungen, per Nanotechnologie ein synthetisches Wesen namens Morgan (Anya Taylor-Joy) zu erschaffen, welches jüngst eine Ärztin schwer verletzte. Daraufhin wird Lee Weathers (Kate Mara) vom Risikomanagement vor Ort geschickt, um Morgan einzustufen und das Projekt gegebenenfalls zu stoppen…

Das Problem mit künstlicher Intelligenz ist fast immer: Irgendwann drehen die Kreaturen durch, weil die emotionale Ebene nahezu unkontrollierbar ist. Morgan existiert seit fünf Jahren, gleicht äußerlich einem etwas reiferen Teenager, der sich wortkarg gibt, meistens eine Kapuze trägt und überwiegend einsilbig auf Fragen antwortet. Die Forschungsstation gleicht einer sterilen WG, in der die Wissenschaftler an ihrem Projekt hängen, während die unterkühlt auftretende Lee komplett rational an die Materie herangeht.

Insofern kristallisiert sich kein Sympathieträger heraus, da die Charakterzeichnungen recht vage bleiben und sich allenfalls Koch und Ernährungsexperte Skip (Boyd Holbrook) von der Gruppe abhebt, da er in Ansätzen ein paar menschliche Züge abseits wissenschaftlichen Geschwafels offenbart. Geht es knapp eine Stunde recht ruhig zu, erfolgt mit dem Auftritt eines Psychologen (Paul Giamatti) ein Break. Das Sci-Fi-Drama wandelt sich zum Actioner, was angesichts des ausbleibenden philosophischen Tiefgangs nur konsequent erscheint.

Die Action impliziert eine kurze Verfolgungsjagd, ein paar okay choreographierte Kampfeinlagen und ein wenig Blutvergießen, was eine FSK16 durchaus rechtfertigt.
Es folgt ein finaler Twist, welchen man eventuell nach bereits zehn Minuten erahnt, doch schlüssig erscheint er in jeder Hinsicht. Zumindest logischer als einige dümmliche Verhaltensweisen und nicht nachvollziehbare Begebenheiten seitens der künstlichen Intelligenz.

Scott konnte für sein Langfilmdebüt eine Reihe bekannter Namen wie Toby Jones, Rose Leslie oder Brian Cox gewinnen, welche zwar einige Schwächen des Drehbuchs kompensieren können, doch der Eindruck verschenkten Potenzials bleibt und offenbart sich primär in der ersten Hälfte. Obgleich der Score die ruhigen Passagen mit einigen überaus gelungenen Arrangements untermauert und der Kamera einige gelungene Fahrten durch die malerische Landschaft Nordirlands gelingt, zündet die Atmosphäre nur bedingt und auch spannungstechnisch bleibt der Stoff hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Es sind verdammt große Fußstapfen, in die Luke Scott offenbar noch hineinwachsen muss…
5,5 von 10

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