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Mittlerweile könnte man auch unken, macht der Willis selbst dem Seagal eisern Konkurrenz, was die Beteiligung an dessen ausgangs ureigenen Geschäftsmodells, die proklamierte Haupt- und tatsächlich fünfminütige Gastrolle in allerlei bunten Direct to Video bzw. Video on Demand Titel angeht. Willis ist nicht der erste und wird auch nicht der letzte sein, der in der späten Karriere vermehrt auf diese Form der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen setzt, ist aber mit der Prominenteste, der Fleißigste und auch der, dem eigentlich noch viele andere Türen aufstehen, so dass der Sinn hiervon wohl wirklich nur im schnellen und leichtverdienten Geld, ein Unding natürlich für die hart malochende Menge da draußen, die Kritiker und die Buhrufer im Geiste ist.

Auch in Marauders, der eng auf Vice, Extraction, Precious Cargo folgt und eine weitere der berüchtigten Emmet Furla Ossis Produktionen ist, steht erst das Monetäre im Mittelpunkt des Geschehens, entpuppt sich aber nur als Vorwand, genauso auch, wie sich der Film, als im vornherein schon mit am Vielversprechenden geltend, tatsächlich auch als ernstzunehmender Kandidat für ein besseres Abschneiden als üblich ergibt. Grund dafür ist nicht der Willis, dessen Anwesenheit trotz aller quantitativen Begrenzung und qualitativen 'Anforderungen' natürlich für das Marketing ursächlich und für die Finanzierung überhaupt verantwortlich ist, sondern die Umgebung, in die er gesetzt wird und die darunterliegende Geschichte, die er mit seiner Anwesenheit beehrt:

Nach einem höchst effektiven, da gleichzeitig blutigen und auf die Sekunde geplanten und umgesetzten Überfall auf einer der 3000 Ableger der Hubert National Bank schaltet sich schnell das FBI unter Führung von Special Agent Montgomery [ Christopher Meloni ] ein. Zusammen mit seinem Partner Stockwell [ Dave Bautista ] und dem frisch aus Quantico an den Einsatz abbestellten Agent Wells [ Adrian Grenier ] macht sich Montgomery an die erste Untersuchung des Tatorts und die Befragung der Zeugen, und muss zu seinem großen Ärgernis feststellen, dass die Detectives Mims [ Jonathon Schaech ] und Derohan [ Tyler Olsen ] von der Cincinatti Police mit einem gefundenen Fingerabdruck auf einer vermeintlichen Bombe bereits auf ebenso vermeintlicher Fährte ist. Auch der Besitzer der Banken, Jeffrey Hubert [ Bruce Willis ] ist recht widerwillig gegenüber einer Zusammenarbeit mit den Behörden eingestellt. Währenddessen erfolgt der zweite Banküberfall, ebenso hochgradig perfekt, ebenso mit einem Todesopfer ausgeübt.

(Der ehemalige Horror)Regisseur Steven C. Miller hat vorher schon den Extraction in die Szene gesetzt, dem allerdings schnell die Puste ausging und dessen altbackene Handlung mit einigen späteren Kniffen nicht gerettet wurde und währenddessen wegen blasser Hauptdarsteller auch baden ging. Der nun zweite Versuch bezieht sich auf ein größeres Vorbild auch, dass mitnichten der Heat [ 1995 ], wie zwischenzeitlich munkelnd, sondern deutlich Spike Lees Mainstream-Abstecher Inside Man [ 2006 ], ein lupenreiner Genrefilm mit etwas Alibipolitik und offensiver Starbesetzung ist. Eine dort längst geplante, immer wieder am Schalter mit dem Grünen Licht scheiternde Fortsetzung erfährt hier quasi sein Äquivalent; wenn man denn nobel ist, einige übernommene Ideen und die ganze Möglichkeit nach einem Ripoff und dessen Geschreie am Überhören ist.

Denn während die Bank(en) gestürmt wird (werden), und seitens der schwermaskierten und furchterregend martialisch auftretenden “Plünderer“ mit Präzision, Timing, jahrelangen Training und auch dem Einsatz von Angst und Gewalt agiert wird, werden anderweitig neben der Suche nach den Identitäten der Gangster vor allem auch die Rätsel der Hinter- und der Beweggründe aller Beteiligten aufgedeckt. Auf diese Arbeit der Auswertung von Aussagen, Bildern, (platzierten) Hinweisen und dem ganzen Durchstöbern und Durchkämmen des auch von Korrumpierung Korruption, Korrelation und Korrosion umflochtenen Dickichts begibt sich der wahre Hauptdarsteller Meloni, dessen Auswahl überhaupt eine nette Geste für alle Anhänger des Law & Order: Special Victims Unit und der große Pluspunkt mit des (wie als Big Budget Spezialausgabe dessen wirkenden) Filmes ist.

Meloni, der kurz zuvor auch in I Am Wrath [ 2015 ] als wahrlich tatkräftige Unterstützung reüssierte, hat die Aufmerksamkeit des Zuschauers problemlos im Griff; selbst einige Klischeeszenen wie der nicht überwundene Mord an der Ehefrau und der Gedanke an den Freitod, mit der Schusswaffe auf dem Esstisch gelingen ihm zu überwinden, und werden zusätzlich von der Inszenierung auch abgekürzt. Regisseur Miller setzt ansonsten auf einige dräuende Zeitlupen, die die Gewalt ankündigen und eine Stimmung der Brutalität evozieren; zusätzlich gibt es einige knappe angreifende Monologe und Dialoge, die das (verkopfte, recht konstruierte) Geklüngel der unterschiedlichen Parteien à la Sabotage [ 2014, inklusive Showdown in Mexiko ] in das narrativ trockene und doch noch sichere Haus bringen, während draußen alles in einem stetigen Schauer, einem klammen Schmuddelwetter par excellence versinkt. Heruntergedimmte Farben, spritzendes Blut, grimmige Masken und Gesichter, kantige Kerle, heillose Plotwendungen und ein deprimierender Dauerregen; das ist so noch das Meiste, was an Eindruck hängen bleibt, und selbst das und die allgemeine Solidität und sichtlich finanzielle Liquidität ist schon mehr als das, was man sonst auf dem Sektor gewohnt ist, auch wenn das schon als Ausrede für die hiesige Fürsprache ist. Willis selber bekommt seine Erzählung über die Spinne vor dem Fenster, und selbst inmitten der dicksten Schiesserei keine Waffe in die Hand gedrückt

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