Review
von Psst!
Als Frauen noch Hornhaut auf der Seele haben mussten
„Rette deine Haut, Killer" ist ein ebenso schwachsinniger Ausruf wie Titel, der einmal mehr dem dumpfen deutschen Verleih eingefallen ist und zumindest das Wort „Haut" aus dem Originaltitel verwurstet. Der Film dahinter ist die Essenz eines späteren Delon-Films und diesmal gänzlich durch die Hand Delons entstanden. Ich finde sein Regiedebut nicht schlechter als die Leistung von Jacques Deray aus „Killer stellen sich nicht vor", dem direkten Vorgänger. Aber eben auch nicht besser.
Mittlerweile geht es nur noch sehr fadenscheinig zu im Kosmos eines Alain Delon. Er spielt den ehemaligen Polizisten Choucas, der als Privatdetektiv die verschwundene und blinde Tochter seiner Klientin finden soll und dabei in eine weit zurückreichende Geschichte gezogen wird, deren Ausmaß er anfangs unterschätzt.
Die Handlung selbst ist dabei etwas wirr und generiert kein allzu großes Spannungsmoment und teilweise zerfällt der Plot in einzelne Episoden, die aber zumindest in Teilen ganz gut unterhalten. Die Entführung seiner Sekretärin (Anne Parillaud) als dramatisches Zwischenspiel bietet zum Beispiel ein kurzes, bleihaltiges Intermezzo. Komisch ist nur, dass die unbekleidete Dame mit etwas Bedauern darauf hinweist, Choucas sei leider zu spät gekommen, um eine Vergewaltigung zu verhindern und der Schnitt uns dann wieder mit dem leichten und enorm nervigen Soundtrack vollkommen ohne Konsequenzen aus der Szene reißt. Dupp di dupp di du. Tja, Mädel, Pech gehabt. Vielleicht beim nächsten Mal. Aber die Figur Charlotte wäscht sich einmal und dann ist schon wieder gut. Ab in die Küche oder wahlweise unbekleidet in Delons Arme. Dabei kommt die Figur der Charlotte durch ihre Großmäuligkeit und Anne Parillauds durchaus vorhandene Ausstrahlung eigentlich interessant rüber, aber ihre Figur wird so doch nur der Verdeutlichung der Männlichkeit Choucas geopfert. Schade auch.
Nicht nur bei den Frauen vergreift sich Delon im Tonfall, sondern auch was die Musik angeht. Ich habe selten so einen nervigen Score gehört und gerade das eine Stück, das immer wieder im Film verwendet wird, ist eigentlich eine Unverschämtheit. Dieser verklemmte Reibeisengesang klingt, als habe der Interpret mit den Hoden im Schraubstock performt. Delon hielt das in seinem platten Machotum womöglich für besonders männlich. Auf mich wirkte es einfach anstrengend und peinlich. Das kostet den ohnehin schon schwer durchschnittlichen Film eine Empfehlung selbst für Interessierte am Genre, dem Herstellungsland oder an Delon.
Fazit
Der Machismo nimmt in „Rette deine Haut, Killer" so unappetitliche Formen an, dass man hier und da in den Bereich des Fremdschämens kommt. Die arme Anne Parillaud fügt sich ihrem schweren Schicksal und so ist auch ihr Rollenverhalten zu erklären: Frauen müssen eben ertragen. Darüber hinaus bietet der Film Standardkost mit wenigen Schauwerten, wird aber durch den wirklich beschissenen Soundtrack heftig nach unten gerissen. Durch die Musik bewegt sich der Film stellenweise kurz vor der Lächerlichkeit.