Der Wecker zeigt 6:11 Uhr morgens, ein Mann wacht in einem Strandhaus auf. Als er zur Tür hinausgeht, ist die Umgebung merkwürdig still und bald muss er feststellen, dass anscheinend alle anderen Menschen von der Bildfläche verschwunden sind. Verzweifelt macht er sich auf die Suche nach weiteren Überlebenden eines verunglückten Raum-Zeit-Experiments, welches er teilweise selbst mitzuverantworten hat.
Alleine die eben beschriebene Ausgangssituation bietet derart viel Interessen – und Spannungspotential, dass man streng genommen bei „Quiet Earth“ gar nicht mehr so viel falsch machen konnte. Trotzdem gebührt dem späteren B-Movie-Regisseur Geoff Murphy vor allem für die erste halbe Stunde eine Menge Lob. Geschickt lässt er zunächst die Ursachen des globalen Fallouts im Hintergrund und zeigt eine mit zunehmender Dauer völlig desillusionierte und paranoide Hauptperson namens Zac Hobson, dessen Bemühungen, Überlebende zu finden, anfangs scheitern. Als Zuschauer kann man sich so voll und ganz auf Zac alleine konzentrieren und sich auch mit seiner Situation prima auseinandersetzen. Das Interessante an der ganzen Sache ist sicherlich, dass man sich selbst immer wieder fragen kann, was man in so einer Situation tun würde. Zac findet zunächst scheinbar sogar ein wenig Gefallen daran, offenbar einziger verbliebener Mensch auf der Erde zu sein und tut das, was er sonst niemals tun könnte: Mit Planierraupen durch Häuser wälzen, mit dem Auto durch ein Einkaufszentrum düsen, in Frauenkleidern herumlaufen oder auch einfach nur wild herumballern. Mit zunehmender Dauer schlägt die Einsamkeit jedoch merklich auf die Psyche, bis er schließlich endlich einer überlebenden Frau begegnet.
Von nun an besinnt sich Zac auf Ursachenforschung, sodass sich auch für den Zuschauer langsam die Gründe für die globale Katastrophe erschließen. Trotzdem bleibt weiterhin die beklemmende Atmosphäre der größte Pluspunkt des Films, wogegen exaktere Erläuterungen des fehlgeschlagenen Experiments ausbleiben bzw. nicht ganz nachvollziehbar sind. Übrigens wirken sämtliche Szenen, in denen Zac vor einem fiepsenden Computer sitzt, aus heutiger Sicht fast nur noch lächerlich.
Für mehr Zündstoff sorgt schließlich die Entdeckung eines dritten Überlebenden, des mysteriösen Api. Jetzt steht nicht mehr nur das globale Sterben im Raum, sondern es kommt aufgrund der Konstellation Mann-Frau-Mann auch noch zu Spannungen zwischen den Dreien, die in einer hetzerischen Auto-Verfolgungsjagd gipfeln, welche aber glücklicherweise ohne schwerwiegende Folgen vonstatten geht. Bei der anschließenden Lösung ihrer prekären Situation, die letzten Überlebenden auf der Erde zu sein, steigt man dann endgültig nicht mehr durch, aber das recht deprimierende Ende mit einer beeindruckenden Schlusseinstellung entschädigt wieder für manche Ungereimtheit. Fairerweise muss man aber auch betonen, dass „Quiet Earth“ kein High-Tech-Thriller sein will, sondern ein Endzeitdrama, das auf zwischenmenschlicher Ebene sicherlich hervorragend funktioniert. Effekt- und Actionfreaks sind bei „Mad Max“ sicher besser aufgehoben, Geoff Murphys Streifen ist eher ein Film der leisen Töne, der es zwar nicht zu großem Ruhm schaffte, den man aber bei der nächsten Ausstrahlung im Nachtprogramm durchaus beachten sollte und der verdientermaßen wohl noch dieses Jahr eine DVD-Veröffentlichung erfährt.